Heilige Sieben Brüder, Fest: 10. Juli

       

Die heutige Legende ist wie ein Lied, wie ein zweistrophiger Heldengesang der Treue zu Gott und zu Christus.

 

Die erste Strophe besingt eine Heldentat, die sich zweihundert Jahre vor der Geburt des Heilandes zutrug und die aus der Biblischen Geschichte des Alten Testamentes bekannt ist. Der gottlose König Antiochus von Syrien hatte das Land Israel unterjocht und wollte die Juden zum Abfall von dem einen wahren Gott dadurch verleiten, dass er sie zwang, Schweinefleisch zu essen, was nach dem Gesetz des Mose verboten war. Es wurde ihm auch eine Mutter mit sieben Söhnen vorgeführt, und da sie sich insgesamt standhaft weigerten, das Gebot zu übertreten, das Gott durch Mose gegeben hatte, ließ sie Antiochus, beim ältesten Sohn angefangen, der Reihe nach unter entsetzlichen Martern vor den Augen der jeweils noch Lebenden zu Tode peinigen. Als letzte starb die Heldenmutter, die mit blutendem Herzen der Qual der Söhne zugesehen, ihre Schmerzen miterduldet und sie trotzdem zur Standhaftigkeit aufgefordert hatte. Man nennt die Frau die Makkabäische Mutter. Diese Geschichte ist also die erste Strophe in dem genannten Heldengesang der Treue.

 

Was die zweite Strophe besingt, ereignete sich etwa zweihundert Jahre nach Christi Geburt. Damals lebte zu Rom eine vornehme christliche Witwe mit Namen Felizitas, die sieben Söhne hatte, prächtige Kinder und begeisterte Christusjünger. Alle wurden des Glaubens wegen verhaftet, und was sich vierhundert Jahre zuvor in Israel zugetragen hatte, wiederholte sich auf die gleiche Weise zu Rom. Dem Alter nach wurden alle vor die Wahl zwischen Abfall vom Glauben und Tod gestellt, und unter dem heldenhaften Zuspruch der Mutter wählten die jungen Helden allesamt den Tod der Treue zum Heiland. „Mensch!“ erwiderte der älteste Sohn dem Richter auf die Frage, ob er Verrat an Christus üben wolle, „Mensch!“ sagte er, „das kommt gar nicht in Frage, ich bleibe treu.“ Ähnliche Antworten gaben auch die übrigen sechs, und alle starben sie für den Glauben vor den Augen der jeweils Überlebenden, und die Mutter, die mit jedem Sohn mitlitt und gleichsam mitstarb, vollendete den Heldengesang ihrer herrlichen Kinder vier Monate später ebenfalls mit dem glorreichen Martertod. Welch ein Empfang muss doch die große Frau im Himmel erlebt haben! Ihrer gedenkt die Kirche am 23. November, während sie das Fest der heiligen Sieben Brüder am heutigen Tag begeht.

 

Von den sieben Söhnen der heiligen Felizitas muss uns vor allem der zweitjüngste, Alexander mit Namen, teuer sein, denn seine heiligen Überreste kamen im frühen Mittelalter in das Städtchen Wildeshausen im heutigen Oldenburg. Man kann sich keine Vorstellung machen, mit welcher Pracht und unter welchem Zulauf aus dem ganzen Land die Überführung der Reliquien stattfand, aber den Weg, den der Zug damals nahm, kann man heute noch verfolgen, denn überall wo die heiligen Überreste eine Nacht verweilten, bauten die Leute danach ein Gotteshaus zu Ehren des jugendlichen Martyrers. Daher gibt es so manche Alexanderkirchen in Deutschland.

 

Welch herrliche Menschen waren doch die zwei Mütter und ihre Söhne! Auf die Mutter im Haus kommt es meistens an.