Heilige Justina, Jungfrau und Martyrin von Nikomedia, + 26.9.304 - Fest: 26. September

       

Zu Antiochien in Kleinasien hat Sankt Paulus auf der ersten Missionsfahrt eine christliche Gemeinde gegründet. Zweihundert Jahre später war die Gemeinde noch vorhanden, aber die Mitglieder waren kaum zahlreicher geworden. Unglaublich langsam hat sich, wohl wegen der zehnfachen harten Verfolgung, das Christentum in den ersten drei Jahrhunderten ausgebreitet. Die Anhänger des Gekreuzigten waren verachtet, wurden belacht, besaßen nicht den geringsten Einfluss und mussten froh sein, dass man sie zeitweilig wenigstens duldete, und in einer solchen Zeit der Duldung beginnt die heutige Legende.

 

Zu Antiochien lebte um das Jahr 300 ein heidnisches Mädchen, reich und schön, Justina mit Namen, das wie die meisten Leute in der Stadt vom Christentum zwar nichts verstand, wohl aber spöttelnd darüber zu witzeln wusste. Eines Tages fügte es sich dann, dass Justina zufällig einer Glaubensstunde beiwohnte, und was sie da hörte, gefiel ihr nicht schlecht. Bald nahm sie regelmäßig am christlichen Unterricht teil und empfing schließlich, als sie genügend unterwiesen war, die heilige Taufe und anschließend gleich auch die erste heilige Kommunion und das Sakrament der Firmung. So war sie gewappnet und gerüstet für die Kämpfe, denen sie entgegenging und von denen die heutige Lesung ein anschauliches Bild entwirft.

 

Es lebte nämlich zu jener Zeit in Antiochien ein berühmter und berüchtigter Zauberer, Cyprian mit Namen, der offensichtlich mit den bösen Geistern im Bunde stand und mit ihrer Hilfe durch Sprüche, Beschwörungen und Zaubertränke die unglaublichsten Dinge zuwege brachte und sogar Scheinwunder wirkte, um sich die Mitmenschen gefügig und untertänig zu machen.

 

Auch gegen Justina wandte der Magier, wie man die Leute nannte, Besprechungen an, denn nur zu gern hätte er gesehen, dass gerade sie, die vornehme Christin, ihm hörig werde. Sooft nun Cyprian seinen Zauber wirken ließ, fühlte sich Justina in der Tugend arg bedrängt, so dass ihr der Atem auszugehen und der Herzschlag zu stocken drohte. So heftig können in der Tat zuweilen die Versuchungen werden. Justina wehrte sich mit aller Kraft gegen das Böse, das auf sie einstürmte, indem sie immer wieder das heilige Kreuzzeichen machte, und dadurch blieb sie stark in den Bedrängnissen, denn in jedem Kreuzzeichen, das man andächtig über sich schlägt, ist eine geheimnisvolle Kraft gegen die Anfechtungen des Teufels enthalten.

 

In einer Zeit, es ist noch nicht lange her, da die Kirche manche Verfolgungen erlitt, wollte einmal einer auf dem großen Domplatz einer Stadt, der bis in die letzte Ecke von Zuhörern besetzt war, eine gehässige Rede gegen die Priester und die treuen Gläubigen halten. Als er zu sprechen anfing, begann ungesehen und unbemerkt im Dom ein Priester die Teufelsbeschwörung vorzunehmen, in der eine ganze Reihe von Kreuzzeichen vorkommen, und siehe da, der Redner kam nicht zum Zug, verhedderte sich in einem fort und babbelte etwas daher, was keiner verstand, so dass die Worte einfachhin verpufften.

 

So ähnlich erging es auch damals zu Antiochien dem Magier Cyprian. Seine teuflischen Machenschaften prallten an Justina wirkungslos ab. Erst wunderte sich der Zauberer, dann ärgerte er sich, und schließlich stellte er die bösen Geister zur Rede, die ihm winselnd erklärten, dass sie gegen das Kreuzzeichen und gegen alle, die es andächtig verrichteten, vollkommen machtlos seien.

 

Von dieser Auskunft war Cyprian nicht wenig überrascht, viel dachte er über die Sache nach, und schließlich nahm auch er christlichen Unterricht, ließ sich taufen und wurde ein ganzer Christ. Als bald darauf die Verfolgung unter Kaiser Diokletian ausbrach, waren Cyprian und Justina bei den ersten, die Mutvoll die Blutprobe des Martyriums bestanden.