Heiliger Dietger / Theogar, Bischof und Bekenner von Metz, + 29.4.1120 – Fest: 29. April

       

Dietgers oder Theogars Heimat war das deutsche Franken. Von Wilhelm dem Heiligen in Wissenschaft und Tugend herangebildet und mit ausgezeichneten Eigenschaften des Geistes und Herzens ausgestattet, erhielt er schon als junger Priester ein Kanonikat an der St. Cyriacus-Kirche in Worms. In seinem ernsten Streben nach höherer Vollkommenheit gab er seine einflussreiche Stellung auf und trat in das Kloster St. Georg im Schwarzwald, wo er bald alle seine Mitbrüder durch Kenntnisse und religiösen Eifer weit übertraf. Deshalb wurde ihm nach dem Tod des Abtes diese Würde übertragen. Durch seine Demut, Güte und Entschiedenheit gewann er die Herzen aller Untergebenen und gestaltete das St. Georgenkloster zu einer herrlichen Pflanzschule klösterlicher Zucht und Sitte. Wie die Sonne ihre Strahlen ringsum wirft und Licht und Wärme, Wachstum und Gedeihen verbreitet, so verbreitete das St. Georgenkloster unter der Leitung seines ausgezeichneten Abtes bis in die weitesten Kreise den Geist der Gottesfurcht und des höheren Strebens.

 

Nicht zufrieden mit dem Glanz seines Klosters, gründete er das Frauenkloster Amtenhausen, wo hundert gottgeweihte Jungfrauen in allen Tugenden wetteiferten und die Bewunderung ihrer Zeitgenossen erregten. Unter ihnen leuchtete besonders Beatrix durch große Heiligkeit. Nach ihrem Hinscheiden verkündeten Engelstimmen ihre Aufnahme in den Himmel, und sieben Jahre nach ihrem Tod fand man ihren Leib noch unversehrt, den lieblichsten Wohlgeruch verbreitend.

 

Ein anderes, halb verfallenes Frauenkloster, St. Marcus, stellte Dietger wieder her, umgab es mit Mauern und begabte es so reichlich mit Gütern und Einkünften, dass dort fortan hundert Nonnen leben konnten, während früher nur wenige ein kümmerliches Dasein führten.

 

Unter Beihilfe des Stadtpräfekten Volmar von Metz gründete er das Priorat Luckesheim im Elsass. Das Kloster Ottobeuren reformierte er durch seinen würdigen und gleichgesinnten Mitbruder Rupert, der im Glanz eines Wundertäters und fast hundert Jahre alt als Abt jenes Klosters 1104 starb und als Seliger verehrt wird.

 

Auf dringendes Begehren des Erzbischofs Konrad von Salzburg schickte der heilige Dietger seinen Schüler Wolfold als Abt zum Kloster Admont in Österreich, um es zu reformieren. Dort errichtete er auch ein Frauenkloster und brachte es in kurzer Zeit zu einer solchen Blüte, dass Fürsten und Grafen ihre Töchter dorthin sandten, um sie dem Dienst Gottes zu weihen.

 

Auch den Klöstern Prüfening und Gengenbach, St. Ulrich und Afra in Augsburg sandte er Äbte aus der Zahl seiner Schüler und Mitbrüder, und sein Geist lebte und wirkte in allen diesen geistlichen Anstalten so segensreich, dass im heiligen Wetteifer Tugend und Vollkommenheit, Wissenschaften und Künste die schönsten Blüten entfalteten.

 

Nachdem Dietger dreißig Jahre lang die Abtswürde verwaltet und seinen Namen und sein Wirken mit Ruhm umkleidet hatte, wurde er trotz seiner entschiedenen Weigerung zum Bischof von Metz erwählt. Dort hatte sich ein gewisser Albero durch Simonie die bischöfliche Würde erkauft, seit fünfzehn Jahren den Weinberg des Herrn verwüstet und der Geistlichkeit sowie dem christlichen Volk viel Ärgernis gegeben. Keine Persönlichkeit schien geeigneter, durch den Glanz seiner Heiligkeit das Ärgernis im Bistum zu sühnen und durch Klugheit, Weisheit und Festigkeit den Wirren ein Ende zu bereiten, als der heilige Abt von St. Georgen. Dietger willigte in die Wahl erst dann ein, als er vom Kardinal von Präneste für den Fall längerer Weigerung mit dem Bann bedroht wurde. Am Fest St. Peter und Paul 1118 wurde er in der berühmten Benediktinerabtei Corvey zum Bischof geweiht, aber vom Kaiser, der den simonistischen Albero begünstigte, und seinem gleichgesinnten Anhang aus Metz vertrieben. Vergebens versuchte Papst Calixtus II. ihn in seinen Rechten zu schützen, er musste der Macht weichen und irrte ruhelos in Frankreich umher. In Clugny fand er endlich die ersehnte Ruhe im Grab am 29. April 1120.

 

Seinen Leib begrub man inmitten seiner Ordensbrüder, aber der Geist der Gottesfurcht, der Wissenschaft, der christlichen Nächstenliebe, den er in seinen Stiftungen gepflegt hatte, hat die Jahrhunderte überdauert und übt noch heute seinen segensreichen Einfluss in jenen Kreisen, wohin die Wirksamkeit der Söhne des heiligen Benedikt und seines getreuen Nachfolgers Dietger dringt.