Heiliger Eduard, König und Martyrer in England, + 18.3.979 - Fest: 18. März

       

Der heilige Eduard stammte ab von königlichem Geblüt in England, das in seinem Geschlecht mehrere Heilige zählt. Er wurde geboren um das Jahr 962. Sein Vater war Edgarus, ein gottesfürchtiger Regent, der sich sowohl im Krieg als im Frieden um England sehr verdient gemacht hat. Seine Mutter war Egelfelda, Tochter des Herzogs von Ordmer. Beide übten sich in den Werken der Gottseligkeit, bauten und besuchten Klöster, versuchten vorausgegangenen Kriegsschaden zu beheben und überall Gottesfurcht und Segen zu verbreiten. Weil Egelfelda nach sechs Jahren seit der Geburt Eduards starb, so heiratete sein Vater die Alfrida, eine Gräfin des Landes; wodurch Eduard eine Stiefmutter und einen Stiefbruder bekam, der Ethelredus hieß. Beide Brüder waren in Liebe miteinander verbunden.

 

Eduard als der ältere Sohn mit einem wahrhaft königlichen Herzen wurde vom Vater dem heiligen Dunstan, Erzbischof zu Canterbury, der ihn auch getauft hatte, zur Erziehung übergeben, und, weil diese so glücklich ausfiel, auch zum Thronfolger bestimmt. Der Vater starb um das Jahr 975. Eduard trat im 13. Lebensjahr die Regierung an. Der heilige Dunstan krönte ihn und bei dieser Handlung war auch der heilige Oswald, Erzbischof von York, zugegen. Einige Fürsten waren zwar damit nicht zufrieden, weil sie Strenge von ihm befürchteten, aber als sie seine Frömmigkeit, Milde und Gerechtigkeit erfuhren, wurde die Freude über einen so guten König allgemein.

 

Der junge König hatte sich zum Grundsatz gemacht, bei seiner Regierung in allem die Ehre Gottes und das Heil der Menschen im Auge zu haben. Denn ein christliches Reich in dieser Welt müsste ein Abbild des ewigen Reiches im Himmel sein, und die Vorbereitung darauf.

 

So war er zwar der Herrscher über England, aber vor Gott ein gehorsamer, treuer Diener. Er war auf dem Thron überaus demütig, gottergeben, voll Selbstverleugnung, keusch und mäßig, ein Liebhaber des Gebetes, zu jedem Menschen freundlich und liebevoll, gerecht und gütig. Seine vorzüglichen Werke der Gottseligkeit zeigte er, in dem er die christkatholische Kirche schützte, die Priesterschaft ehrte, den Bau und die Stiftung vieler Klöster, die sein Vater angefangen hatte, vollendete, die Folgen und den Schaden des Krieges mit Dänemark zu beheben und zu mildern versuchte, die Armen unterstützte, und besonders im Jahr 976, wo großer Hunger das Land drückte, der allgemeine Brotvater war. Seiner Demut, seinem Gebet, seiner Barmherzigkeit und seinem religiösen Eifer schrieb England seine Erhaltung zur Zeit der Not, die Fruchtbarkeit der darauf folgenden Jahre, den Sieg über Dänemark, und darauf die allgemeine Ruhe und Frieden im Land zu. So freute sich, wer immer gut war, des frommen, ja heiligen Königs.

 

Aber wie es in dieser Welt keine wahre Tugend ohne Kampf und Feindschaft, keine Heiligkeit ohne daneben stehende Bosheit, keine wahre Ehre ohne Neid und Verachtung gibt, so geschah es auch hier. Der heilige König musste das erfahren und dadurch das Opfer werden.

 

Es war seiner Stiefmutter der Alfrida gar nicht recht, dass ihr Sohn Ethelredus nicht König geworden war. Alle Tugenden und gute Eigenschaften des heiligen Eduard waren ihr ein Dorn im Auge, alles wusste sie böse auszulegen. Sie suchte sich Verbündete zu verschaffen, um ihren Sohn auf den Thron zu bringen. Und wirklich gelang es ihr, einige Fürsten und Räte, aber gewiss nicht die besten, vom König weg und auf ihre Seite zu bringen. Sie fassten den Entschluss, den unschuldigen König zu töten. Sie überlegten Mittel und Wege, wie sie es tun könnten. Aber es zeigte sich dazu keine Gelegenheit.

 

Nun ritt einst der König mit Dienern und Jägern auf die Jagd und kam während des Jagens nahe an das Schloss Wabra, wo sonst die Grafen von Dorsel und jetzt seine Stiefmutter und ihr Sohn Ethelredus wohnten. Da dachte er die Gelegenheit zu benutzen und ihnen einen Besuch abzustatten, weil er sie lange nicht gesehen und gesprochen hatte. Er, der von lauter Unschuld war und von keiner Tücke wusste, ahnte nicht, welchen bösen Ausgang sein Besuch nehmen würde. Er ritt also auf das Schloss zu, während seine Leute zurückblieben und sich weiter der Jagd widmeten. Als Alfrida seine Ankunft ohne Begleitung bemerkte, entschloss sie sich jetzt ihr Vorhaben auszuführen. Sie befahl einem frechen Diener, ihn zu erstechen. Sie stellte sich voll Freude über seinen Besuch, eilte ihm entgegen, grüßte ihn freundlich, bat ihn abzusteigen und einzukehren. Der König bedankte sich mit guten Worten und sagte, dass er nicht absteigen wolle, sondern verlangte nur seinen lieben Bruder zu sehen und zu sprechen. Da befahl die Königin einen Trunk zu bringen und während der König trank, gab sie einen Wink und der Meuchelmörder gab ihm rückwärts einen Stich. Der Verwundete lenkte sein Pferd um, ritt fort, fiel aber bald vom Pferd tot zur Erde. So starb der heilige König nach drei Jahren und acht Monaten seiner Regierung durch Anstiften seiner herrschsüchtigen Stiefmutter. Gott aber, der die Herzen prüft und das Verborgene in ihnen ans Tageslicht fördert, verherrlichte seinen treuen Diener nach kurzer Zeit. Die böse neidische Frau ließ den Leichnam des Königs in aller Stille und Eile in die nächste Hütte tragen und verbergen. Da wohnte eine arme blinde Frau, die von den Almosen der Königin lebte. Die wachte und betete bei der Leiche, und siehe, um Mitternacht erschien eine große Klarheit um sie und die Frau konnte wieder sehen. Am Morgen ging sie zur Königin und erzählte ihr, was geschehen war. Schnell ließ sie den Leichnam in einem abgelegenen Sumpf begraben, befahl ihren Leuten unter großer Strafe das strengste Stillschweigen, ja von keiner Trauer etwas merken zu lassen. Ihren eigenen Sohn, den Ethelredus, beschimpfte sie als einen Feigling, weil er über den Verlust seines Bruders bitterlich weinte und untröstlich war. Darauf entfernte sie sich von diesem Ort wohl zehn Meilen weit in eine andere Gegend, um allen Verdacht von sich abzulenken. Indessen suchte die Dienerschaft ihren lieben Herrn, konnte ihn aber nicht finden. Man suchte ihn aller Orten, aber vergeblich. Nun war im ganzen Land nur eine Rede: unser König ist umgebracht worden, und nur eine Klage: wir haben unseren guten Vater verloren. So trauerte das ganze Reich um den heiligen Eduard.

 

Ungefähr nach einem Jahr gefiel es Gott, seinen treuen Diener der Welt bekanntzumachen und zu verherrlichen. Es erschien zur Nacht öfters eine feurige Säule über dem Ort, wo der Leichnam lag, und viele Leute dieser Gegend sahen sie. Alle vermuteten, es müsse da etwas Heiliges sein. Sie suchten danach und fanden den Leichnam ihres heiligen Königs. Dabei wurde eine Quelle mit Heilwasser entdeckt, wo ein Lahmer augenblicklich gesund wurde. Mit Ehrfurcht wurde der Leichnam erhoben und in der dortigen Mutter-Gottes-Kirche beerdigt.

 

Es dauerte nicht lange und die ganze Sache wurde im Königreich bekannt. Viele trauerten über den Verlust ihres guten Königs, viele klagten: wer war doch so aus Gottes Gnade gefallen, dass er seine Hand an den König legen konnte? Viele weinten aus Trauer, viele aus Freude, dass der liebe Gott die Heiligkeit seines Dieners und seinen Mord an den Tag gebracht hatte und sie nun an ihrem König einen Heiligen im Himmel und einen Fürbitter am Thron Gottes hätten.

 

Nun beschloss Graf Alfred, der Bruder von Eduards Mutter, den Leichnam des Heiligen nach Schaftesburi in das berühmteste Kloster Skephtonia, welches Alfred der Große, auch König in England und ein großer Heiliger, der zugleich Eduards Ahnherr war, hatte bauen lassen, zu übertragen. Er lud die Bischöfe, Prälaten und Herren des Reiches dazu ein. Auch die heilige Wilfrida, Äbtissin des Stiftes Wincester, und Editha, Schwester des heiligen Eduard, die im Ruf hoher Gottseligkeit war, erschienen bei der Überführung, neben vielem Volk, das von allen Richtungen herbeiströmte. Der Leichnam war ganz unversehrt und erkennbar aufgefunden worden. Viele der Anwesenden weinten vor Freude und lobten Gott und den Heiligen. Bei der Übertragung wurden zwei Lahme durch Anrührung augenblicklich geheilt. So wurde die Freude der Gläubigen, die Verherrlichung Gottes und die Verehrung des Heiligen immer größer. Der Leichnam wurde auf der Nordseite des Chor-Altars der besagten Klosterkirche eingesenkt und Gott krönte dort die Andacht und das Vertrauen der Gläubigen mit Erhörung ihrer Gebete, mit Zeichen und Wundern. Solche Verherrlichung des Heiligen hat auch seine Stiefmutter auf bessere Gesinnungen und zur Reue und Buße über ihre Sünden gebracht.

 

Endlich im Jahr 1001, einundzwanzig Jahre nach der Überführung, wurde der Leichnam erneut erhoben. Er gab einen lieblichen Geruch von sich und wurde mit noch anderen heiligen Reliquien in der neuen Kirche beigesetzt, die Ethelredus, der Bruder und Thronfolger des Heiligen, mit Zutun der Bischöfe samt einem Frauenkloster hat errichten lassen. Auch wurde sein Fest jährlich am 18. März, am Tag seines Todes, zu begehen angeordnet. Neben dieser Kirche sind noch andere ihm zu Ehren bei der Hütte und dem Sumpf, wo er zuerst gelegen, erbaut worden. So ist der Diener Gottes, der für Gott lebte und wirkte, im gesegneten Andenken bei Gott und den Menschen.