Selige Salomea von Krakau, Klarissin, + 17.11.1268 – Gedenktag: 17. November

 

Im goldenen Zeitalter des heiligen Franziskus, im dreizehnten Jahrhundert, eroberte sich sein himmlischer Geist auch an den Höfen der Fürsten viele fromme Herzen und feuerte sie an, gleich dem Mann von Assisi in Buße und heiliger Liebe sich ganz Gott zu schenken. Zu diesen auserwählten Seelen gehörte auch die selige Salomea, eine polnische Königstochter und Verwandte mehrerer anderer heiliger und seliger Personen. Sie erblickte im Jahr 1201 zu Krakau, der damaligen Hauptstadt von Polen, das Licht der Welt und ließ schon als Kind ihre künftige Heiligkeit ahnen. Ein Ausfluss solch gnadenvoller Herzens- und Geistesverfassung, aber auch eine Folge ungewöhnlicher geistiger Reife war es, dass sie noch im ersten Mädchenalter stehend gleichwohl schon ihre Jungfräulichkeit dem göttlichen Heiland schenkte und verlobte. Aber noch früher war sie nach damaliger höfischer Sitte auch bereits irdisch verlobt worden, und zwar mit dem Prinzen Koloman von Ungarn, dem Bruder der heiligen Landgräfin Elisabeth von Thüringen. Mit ihm musste sie dann auch später wirklich den Bund der Ehe eingehen. Ihrem frommen Gelöbnis tat dies aber keinen Eintrag, da ihr Bräutigam von derselben Liebe zur Jungfräulichkeit und Keuschheit wie sie erfüllt und demzufolge freudig bereit war, mit ihr in jungfräulicher Ehe zu leben, was denn auch nach glaubwürdiger und beständiger Überlieferung tatsächlich der Fall war. Auch sonst wetteiferten beide Ehegatten in Werken der Frömmigkeit und jeglicher Tugend. Ihr Beispiel wirkte wieder auf die übrigen Mitglieder des Fürstenhauses und auf das ganze Hofgesinde ein. Insbesondere folgten viele Hofdamen ihrer Herrin in der Verachtung der weltlichen Eitelkeiten nach.

 

„Suchet zuerst das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit,“ spricht der Heiland, „und das übrige wird euch dazu gegeben werden.“ Dies wurde auch bei Koloman und Salomea zur Wahrheit. Denn Koloman wurde zum König von Galizien gewählt und Salomea war somit Königin. Aber deshalb änderte sie in nichts ihre bußfertige, wahrhaft seraphische Gesinnung und Lebensweise. Sie war nämlich schon vorher Mitglied des Dritten Ordens des heiligen Franziskus geworden und sollte später dem Heiligen noch näher folgen. Im Jahr 1225 wurde sie Witwe, indem ihr Gemahl im Krieg mit den Tataren fiel, und nun widmete sie sich vollends den Werken der Gottes- und Nächstenliebe. Besonders gründete sie mit ihren fürstlichen Mitteln zahlreiche Franziskaner- und Klarissenklöster. Nach fünfzehn Jahren aber trat sie selbst noch in eines der letzteren ein, nämlich in das zu Zawistoch, das jedoch später nach Krakau verlegt wurde. Als Tochter der heiligen Klara wurde Salomea ein leuchtendes Vorbild klösterlicher und seraphischer Vollkommenheit, was zur Folge hatte, dass ihre Mitschwestern sie zur Äbtissin wählten. Noch achtundzwanzig Jahre verlebte sie so als Mitglied des zweiten Ordens, unwandelbar treu der Ordensregel, unermüdlich in Übung aller Tugenden, besonders der Abtötung und Geduld.

 

Von Jugend auf hatte Salomea stets mit Vorliebe und höchster Andacht das heilige Evangelium gelesen. Nun traf es sich, als sie eines Tages bei der heiligen Messe diesem wiederum mit aller Aufmerksamkeit zuhörte, dass sie dabei von einer schweren Krankheit überfallen wurde, die ihrem Leben ein Ziel setzte. Sie sagte selbst ihren Tod voraus. Unmittelbar vorher wurde sie noch durch eine Erscheinung der Gottesmutter und des Jesuskindes beglückt. Sie entschlief im Kuss des Herrn am 17. November 1268. Im Augenblick ihres Todes sahen ihre Mitschwestern einen hellen Stern aus ihrem Mund zum Himmel emporschweben, ein Sinnbild ihrer zu Gott sich erhebenden jungfräulich reinen und heiligen Seele. Als man sieben Monate nach ihrer Beisetzung ihren Leichnam wieder erhob, fand man ihn noch ganz unverwest und einen lieblichen Wohlgeruch ausströmend. Auf Grund vieler Wunder, die an ihrem Grab geschahen, wurde sie von Papst Klemens X. (1670-1676) selig gesprochen.

 

Salomea las und hörte gerne das heilige Evangelium. In der Tat kann es keine bessere und segensreichere Lesung geben als die der Heiligen Schrift und ihres vornehmsten Abschnittes, nämlich der vier heiligen Evangelien. Die Heilige Schrift enthält die Offenbarung Gottes, die Evangelien insbesondere erzählen uns vom Leben, Leiden und Sterben des Sohnes Gottes, unseres Erlösers. Erhabeneres und Wichtigeres als dies gibt es aber nicht. Zudem ist die Heilige Schrift, wie uns der Glaube lehrt, vom Heiligen Geist eingegeben, inspiriert. Sie ist somit dem Inhalt und dem Ursprung nach ein göttliches Buch. „Die Heilige Schrift ist ein Sendschreiben Gottes an seine Geschöpfe“, sagt der heilige Gregor der Große und Augustinus: „Es ist so, als ob die eigene Hand Christi die Evangelien niedergeschrieben hätte.“ Also „nimm und lies!“ Lies das Buch der Bücher und gib ihm den Vorzug vor jedem andern! Paulus (2. Timotheus 3,16) schreibt: „Jede von Gott eingegebene Schrift ist nützlich zur Belehrung, zur Zurechtweisung, zur Besserung, zur Unterweisung in der Gerechtigkeit.“