Selige Jolenta von Ungarn, Nonne zu Gnesen, Klarissin, + 11.6.1298 – Festtag: 11. Juni

       

Das einstige ungarische Königshaus war im Mittelalter eine wahre Pflanzstätte der Heiligkeit, indem es der Kirche vor allem eine ganze Reihe heiliger Frauen schenkte. Eine von ihnen ist auch die selige Jolenta, die jüngere Tochter Belas IV., die im Jahr 1235 das Licht der Welt erblickte. Mit fünf Jahren kam sie um Zweck der Erziehung zu ihrer Schwester Kunigunde, die mit Herzog Boleslaus von Polen vermählt war und bereits selbst auf der Bahn der Heiligkeit wandelte. Darum erzog sie die kleine Jolenta vor allem zur Frömmigkeit und Tugend, unterrichtete sie aber auch in allen erforderlichen weltlichen Kenntnissen, so dass sie bei Gott und den Menschen angenehm wurde. Auch sie musste indes einen Ehebund eingehen, und zwar gleichfalls mit einem polnischen Fürsten, nämlich dem Herzog Boleslaus II. von Kalisch. Als Fürstin zeigte sich Jolenta auch als wahre Landesmutter, indem sie die Armen und Kranken mit unermüdlichem Eifer und größter Freigebigkeit unterstützte und zahlreiche Spitäler, Kirchen und Klöster gründete. Ihr Gemahl stand ihr bei all dem freundlich und hilfsbereit zur Seite und verdiente sich wegen der zahlreichen religiösen guten Werke, die er mit seiner heiligen Gemahlin in Ausführung brachte, sogar den Beinamen „der Fromme“. Bald rief ihn aber der Herr zum ewigen Lohn ab und nun ließ sich seine Witwe durch nichts abhalten, dem Zug ihres Herzens zu folgen und sich von der Welt ganz zurückzuziehen. Sie konnte dies um so leichter, als zwei ihrer Töchter bereits verheiratet waren, die dritte, Anna, aber ganz in die Fußstapfen der Mutter zu treten bereit war. Sie brauchten auch nicht lange nach der ersehnten Friedensstätte zu suchen, denn Jolentas ältere Schwester, die selige Kunigunde, war schon früher Witwe geworden und hatte in dem von ihr gegründeten Klarissenkloster Sandeck den Schleier genommen. Dorthin wandten sich nun auch Jolenta und Anna und wurden, was Kunigunde war, Töchter der heiligen Klara. Gebet, Einsamkeit und Abtötung waren hier Jolentas Freude und tägliche Übung. Kunigundes heiliger Wandel aber diente tagtäglich wieder zum mächtigen Ansporn. Als sie jedoch gestorben war, konnten Jolenta und ihre Tochter infolge kriegerischer Unruhen in Sandeck nicht mehr bleiben, weshalb sie sich in das Kloster zu Gnesen begaben, das Jolenta selbst mit ihrem Gemahl gegründet hatte. Hier musste sie nun, so sehr sich ihre Demut dagegen sträubte, das Amt einer Äbtissin annehmen, stand ihm aber dann mit aller Gewissenhaftigkeit und Treue zur Erbauung aller Schwestern vor. So oft sie jedoch konnte, zog sie sich von den störenden Geschäften zurück und widmete sich der Betrachtung des bitteren Leidens und Sterbens unseres Heilandes, der ihr deswegen auch einmal in seiner Leidensgestalt erschien und ihr auch eines Tages die Nähe des Todes ankündigte. Aber Jolenta wurde dadurch keineswegs in Schrecken versetzt. Für sie, die Braut Christi, bedeutete diese Nachricht die Einladung zum ewigen Hochzeitsmahl. Bereitwillig nahm sie daher die schwere Krankheit an, die bald über sie hereinbrach und ließ sich rechtzeitig mit den heiligen Sterbesakramenten versehen. Dann erfüllte sie auch noch die Aufgabe einer geistlichen Mutter und ermahnte ihre Töchter, die heilige Ordensregel stets gewissenhaft zu beobachten und dem Herrn unverbrüchlich treu zu dienen. Bald darauf verschied sie selig in der Umarmung des göttlichen Bräutigams, im Jahr 1298. Und sogleich zeigte es sich, welch hohe Stufe der Heiligkeit sie erstiegen hatte. Denn viele Kranke und sonstige Leidende und Bekümmerte erlangten auf ihre Anrufung hin Trost und Hilfe, insbesondere erschien sie einst einer kranken Äbtissin in wunderbarer himmlischer Herrlichkeit, begleitet vom heiligen Bischof Stanislaus, und gab ihr die Gesundheit wieder. Infolgedessen verbreitete sich die Verehrung Jolentas rasch in ganz Polen und darüber hinaus, so dass Papst Leo XII. im Jahr 1827 auch ihre kirchliche Verehrung gestattete und sie in die Zahl der Seligen des Himmels einreihte.

 

„Kostbar in den Augen des Herrn ist der Tod seiner Heiligen.“ (Psalm 116,15) Dieses tröstliche Wort der Heiligen Schrift hat sich auch an der seligen Jolenta wieder bewahrheitet. Ja, wer fromm und heilig gelebt hat, braucht den Tod nicht zu befürchten. Ein solcher zittert auch nicht, wenn man ihm in schwerer Krankheit nahe legt, die heiligen Sterbesakramente zu empfangen. Ja, er verlangt selbst danach. Dagegen, wie erschrecken die Weltkinder und Sünder, wenn sie nur dieses Wort hören. „Man fürchtet sich eben,“ sagt der heilige Gregor der Große, „denjenigen als Richter vor sich zu sehen, den man sich bewusst ist, verachtet zu haben.“ Darum lebe man so, wie man im Sterben wünschen wird gelebt zu haben und sei stets bereit.