Ehrwürdiger Joseph Maria Pignatelli, Jesuit, + 15.11.1811 – Gedenktag: 15. November

 

Der Diener Gottes stammte aus einer hochadeligen Familie Spaniens und trat sechzehnjährig am 8. Mai 1753 zu Tarragona in das Noviziat der Gesellschaft Jesu. Schon bevor er die Studien vollendet hatte, meldete er sich für die auswärtigen Missionen. Aber Pater General Ricci antwortete, er glaube, Gott habe ihn dazu bestimmt, dass er in Europa wirke und hier besser als irgendwo anders der Kirche und der Gesellschaft dienlich sein könne. Diese Worte waren wie prophetisch; denn die Vorsehung hatte ihn dazu auserwählt, den Verbindungsring zwischen der aufgehobenen und der wiederhergestellten Gesellschaft zu bilden.

 

Bereits zog sich ein drohendes Gewitter über den Orden zusammen. Seine Feinde hatten sich verschworen, ihm den Untergang zu bereiten. In Spanien bewog 1767 Minister Aranda durch gefälschte, abscheuliche Briefe König Karl III. die Jesuiten aus dem Land zu weisen. Für Pignatelli hatten Verwandte die Erlaubnis erwirkt, dass er in Spanien bleiben durfte. Aber der treue Ordensgenosse ließ seine Mitbrüder nicht allein ziehen; er wollte mit ihnen die Leiden der Verbannung teilen. Unter den Tränen der ganzen Bevölkerung reisten die Jesuiten von Saragossa ab. Bei der Einschiffung im Hafen von Tarragona war Pignatelli infolge eines Bluthustens so schwach, dass man ihn tragen musste. In elenden, engen Fahrzeugen wurden mehrere tausend Jesuiten nach Italien gebracht. Sechshundert von diesen kamen unter Leitung Pignatellis, dem die Obern hauptsächlich die Sorge für seine Mitbrüder anvertraut hatten, nach St. Bonifaz auf Korsika. Kaum hatte er mit großer Mühe die Wohnungen eingerichtet und das Leben nach den Regeln der Gesellschaft Jesu geordnet, da kam der Befehl, Korsika sofort wieder zu verlassen. Genua hatte nämlich die Insel an Frankreich abgetreten. Die einzige Zufluchtsstätte war jetzt der Kirchenstaat, der schon von Verbannten überfüllt war. In Ferrara sammelte Pignatelli einige hundert Ordensmitglieder. Als Oberer sorgte er mit Klugheit, Gewandtheit und liebevoller Hingabe für alle und jeden Einzelnen. Seine Verwandten baten ihn inständig, er möge noch vor der etwaigen Aufhebung den Orden verlassen und so die Gunst des Königs wiedergewinnen. Aber er blieb seiner innigstgeliebten Gesellschaft treu und legte am 2. Februar 1771 die feierlichen Professgelübde ab.

 

Papst Klemens XIV. gab dem Drängen der bourbonischen Höfe nach und erließ am 16. August 1773 das Breve, wodurch der Orden aufgehoben wurde. Als der Vikar des Bischofs das Todesurteil den Patres in Ferrara vorgelesen hatte, antwortete Pignatelli als Provinzial nur das Wort: Wir gehorchen.

 

Der Diener Gottes zog sich nun mit vielen seiner früheren Mitbrüder nach Bologna zurück. Es war eine Art von Internierung, die dort ihrer wartete. Manche litten Not. Am meisten aber drückte es die schwergeprüften Männer, die im Ordensstand teils der Bekehrung der Heiden, teils den Missionen im Inland, teils anderen Werken des Seeleneifers ihre Kräfte gewidmet hatten, dass sie nun ihre besten Jahre zubringen mussten, entfremdet ihrem heiligen Stand und Beruf, fern aller apostolischen Tätigkeit. Da war es Pignatelli, der allen alles wurde. Er unterstützte ihre Armut; er tröstete und richtete den sinkenden Mut auf, ermunterte durch Wort und Beispiel dem Geist des Ordensstandes treu zu bleiben. Er kannte nur Werke der leiblichen und geistlichen Barmherzigkeit, Studium und Gebet. So flossen von 1773 bis 1796 seine Tage in ruhiger, aber recht ersprießlicher Tätigkeit dahin. Wiederholt erging an Pignatelli vom spanischen Hof die Einladung, ein hohes Amt zu übernehmen. Aber vergebens. Sein einziger Wunsch war, in Russland, wo die Gesellschaft Jesu noch rechtsgültig fortbestand, wieder in ihren Schoß einzutreten. Schon hatte Pius VII. ihm die Erlaubnis zur Reise gegeben, als die Vorsehung ihn in Italien zurückhielt, um dort an der Wiederherstellung des Ordens zu arbeiten. 1797 erneuerte der Ehrwürdige mit Erlaubnis des in Russland lebenden Generalvikars feierlich seine Gelübde. In der neuerstandenen Ordensprovinz von Parma war er der erste Obere und Novizenmeister. Als Pius VII. auf Wunsch des Königs von Neapel und Sizilien für dessen Staaten die Gesellschaft Jesu wiederherstellte, sammelte Pignatelli als Provinzial dort die noch lebenden Mitglieder. Von hier durch die Franzosen abermals vertrieben, kam er nach Rom und rief hier gottbegeisterte Männer unter Loyolas Banner. Wenn er auch nicht die Wiederherstellung der Gesellschaft Jesu für den ganzen Erdkreis (1814) erlebte, so hatte er doch seine Aufgabe gelöst, das Bindeglied zwischen der alten und neuen Gesellschaft Jesu zu sein. Pius VII. schätzte die Tüchtigkeit und Tugend Pignatellis so hoch, dass er ihn zum Kardinal ernennen wollte. Nur auf die flehentliche Bitte des demütigen Ordensmannes stand der Papst von seinem Vorhaben ab. Pignatelli starb am 15. November 1811.

 

Als Benedikt XV. die Tugenden von Joseph Maria Pignatelli für heroisch erklärte, betonte er, wie sehr der Ehrwürdige bestrebt gewesen sei, in den so verschiedenen Lebenslagen, in die Gottes Vorsehung ihn führte, all die Tugenden vollkommen zu üben, die jenen Lagen entsprachen.

 

Zwei Haupttugenden treten im Leben des großen Dieners Gottes besonders hervor: Liebe zu seiner Ordensgesellschaft und unerschütterliches Gottvertrauen. Durch diese hat er sein Ziel erreicht. Er musste einen steilen Kreuzweg gehen, aber trotzdem war er stets ein Engel des Lichtes und des Trostes für andere und ein Meister in der Kunst, andere für Jesus zu begeistern. Übst auch du treu die Tugenden, die deine Lebensverhältnisse von dir fordern?