Der heilige Leobin, geboren in Poitiers, trat in seinem Vaterland in den Klosterstand. Sein Fleiß in Erlernung der theologischen Wissenschaften erwarb ihm große Kenntnisse in den Wahrheiten des Heils. 8 Jahre nach Ablegung seiner Gelübde begehrte er die Erlaubnis, den heiligen Avit, der in Percha wohnte, zu besuchen und erhielt sie. Zuerst begegnete er dem heiligen Diakon Carileph, der ihm heilsame Lehren erteilte, unter anderen, dass er nie in einem kleinen Kloster bleiben solle, weil man da gewöhnlich den Gehorsam wenig beobachte, indem jeder Herr sein wolle. Dann suchte er den gottseligen Avit auf, der in einer Einsiedelei wohnte. Dieser Heilige wollte ihn aber noch nicht bei sich behalten, sondern gab ihm die Weisung noch einige Jahre in einer Klostergenossenschaft zuzubringen, und dann wieder zu ihm zu kommen.
Unser Heiliger fasste den Entschluss, sich in die berühmte Abtei von Lerins zurückzuziehen. Allein er änderte ihn, und ließ sich bei Lyon, auf der Insel Barbe nieder, wo er unter der Leitung des Abtes Lupus, der in einem großen Ruf der Heiligkeit stand, lebte. Da die Mönche aus Furcht, in die Hände der Franzosen zu fallen, die den Burgundern den Krieg erklärt hatten, alle die Flucht ergriffen, blieb der heilige Leobin, und ein frommer Greis zurück. Indessen bemächtigten sich die französischen Truppen der Insel Barbe. Die Soldaten ergriffen den frommen Alten und fragten ihn, wo man den Schatz der Genossenschaft verborgen habe. Dieser wies sie in seinem Schrecken an Leobin, den sie auf die Weigerung, das Geheimnis seiner Brüder zu verraten, auf die grausamste Weise misshandelten.
Der heilige Leobin verband sich danach mit zwei anderen Einsiedlern, und kam nach Perche zurück, um da unter der Leitung des heiligen Avit zu leben. Dieser Heilige nahm sie alle drei mit väterlicher Liebe auf, und gab ihnen Stellen in seinem Kloster. Dem heiligen Leobin übertrug er die Aufsicht über den Keller, die er auch bis zum Tod des heiligen Avit behielt. In der Folge zog er sich in die Wüste von Charbonnieres zurück, wo er entfernt von allem Umgang mit der Welt, fünf Jahre zubrachte. Etherius, der Bischof von Chartres, der von des Einsiedlers Heiligkeit in Kenntnis gesetzt wurde, weihte ihn zum Priester, und setzte ihn als Abt über das Kloster Brou, in Perche. Dem heiligen Albin, dem Bischof von Angers, der den heiligen Cäsarius von Arles besuchte, gab er ihn dann zum Reisegefährten. Leobin wünschte nun seine Tage zu Lerins beschließen zu können. Allein der heilige Cäsarius überredete ihn, wieder in das Kloster Brou zurückzukehren. Im Jahr 544 folgte er dem Bischof Etherius von Chartres nach, und erfüllte treu alle Pflichten eines guten Hirten, bis er 557 starb. Er hatte dem 5. Konzil von Orleans, und dem 2. von Paris beigewohnt. (Das 1. Dieser Konzilien wurde 549 und das andere 551 gehalten.) Sein Haupt bewahrt man in der Kathedralkirche von Chartres, die übrigen Teile seines Leibes wurden von den Calvinisten 1568 verbrannt. Der Name des heiligen Leobin steht im römischen Martyrologium auf den 15. September. (Übertragung der Gebeine.) Allein sein Fest wird in der katholischen Kirche nun mehr am 14 März und im Bistum Chartres zwei Mal des Jahres gefeiert, nämlich am 14. März und am 15. September.