Seliger Andreas von Chios, Märtyrer von Konstantinopel, + 29. Mai 1465 – Fest: 29. Mai

 

Am 29. Mai des Jahres 1465 erlangte zu Konstantinopel eine Grieche, aus Chios gebürtig und Andreas mit Namen, zur Lilie der Reinheit auch die Siegespalme der Martyriums.

 

In seiner Jugend hatte Andreas durch die seligste Gottesmutter Befreiung von krankhaften Zuständen erhalten und zu ihrer Ehre und Nachahmung das Gelübde lebenslänglicher Keuschheit gemacht. Von dieser Zeit an kleidete er sich weiß, damit er schon durch die Farbe der Kleider allzeit an das gemachte Gelübde und an seine Verbindlichkeit gegenüber Gott und der Königin der Jungfrauen erinnert würde.

 

In Konstantinopel, wohin er sich bald nachher begab, wurde er von den Mohammedanern ergriffen und in den Kerker geworfen. Sie versuchten ihn anfangs durch Schmeicheleien und List, und als er standhaft blieb, durch Drohungen zum Abfall vom christlichen Glauben zu bewegen. Da auch sie fruchtlos blieben, wendeten die Ungläubigen die schrecklichsten Martern an. Neun Tage dauerte die unmenschliche Peinigung. Am 20. Mai wurde er mir Ruten und Riemen gepeitscht, am 21. wurde der gestern zerschlagene Rücken mit eisernen Hacken zerfleischt, am 22. wurden ihm die Glieder aus den Gelenken gerissen, am 23. wurde das Fleisch von den Schulterbeinen abgeschunden, am 24. von dem Hinterteil des Leibes mit einem Schermesser das Fleisch langsam abgeschnitten, am 25. geschah dieses an den Schenkeln und am 26. an den Waden, am 27. wurde er an den beiden Seiten unter den Achseln geschunden, am 9. Tag wurde er am ganzen so schrecklich zugerichteten Leib – vom Scheitel bis zu den Füßen – wieder geschlagen und ein Kinnbacken ganz entfleischt.

 

Am ersten Tag, als die Geißelung begann, zitterte er, wie erzählt wird, am ganzen Leib, dann rief er laut: „Jungfrau Maria, stehe mir bei!“ – und nun stand er ruhig und festen Fußes da bis zum Sonnenuntergang. Und so rief er jeden Tag, wenn man mit der Henkerarbeit begann, laut zur heiligsten Jungfrau Maria, und erlitt dann siegreich die entsetzlichen Martern. Am 29. Mai fand man in dem so furchtbar zerrissenen und verstümmelten Leib nicht nur noch Leben, er war auch vollkommen geheilt, und Andreas voll Trost und Heiterkeit. Die Mohammedaner schlugen ihm nun das Haupt ab. Der Leichnam wurde mit Zustimmung des Sultans von den Christen anständig begraben.

 

Georg von Trapezunt, der das Martyrium dieses Griechen beschrieben hat, fügt bei: er habe einige Monate nach dem Tod des Andreas von Chios dessen Leichnam im Grab ganz unversehrt gesehen, dabei hatte das Fleisch eine solche Frische und das Gesicht einen solchen Ausdruck, dass es nicht ein Toter, sondern ein Schlafender zu sein schien.