Der heilige Leonor, aus einer berühmten Familie stammend, weihte sich dem Klosterstand in der Grafschaft Wales, nachdem er unter der Leitung des heiligen Hiltut erzogen wurde. Als er nach Frankreich zurückgekehrt war, errichtete er ein Kloster zwischen den Flüssen Rance und Arguenon. Das erforderliche Landstück hierzu hatte ihm Jonas, der Graf des Landes, geschenkt.
König Childebert schätzte ihn sehr hoch wegen seiner außerordentlichen Tugenden, und lud ihn sehr dringend ein, zu ihm nach Paris zu kommen. Der Heilige folgte der Einladung des Fürsten, der ihn, wie auch die Königin Ultrogotha, seine Gemahlin, mit allen Beweisen der Ehrerbietigkeit empfingen. Nach seiner Rückkehr vernahm er den traurigen Tod seines Gönners Jonas, den Conomor zugleich seiner Besitzungen und seines Lebens beraubt hatte. Dem Sohn des unglücklichen Grafen, Judual, eröffnete er eine Freistätte, und ließ ihn nach Großbritannien übersetzen, ohne die Rache des Tyrannen zu befürchten. Judual kam später zurück, und erlangte wieder die Herrschaft seines Vaters.
Der Heilige hat den Titel eines Bischofs, wiewohl er niemals einen Sitz hatte. Es war damals in der britischen Kirche Brauch, die vornehmsten Äbte mit der Bischofswürde zu beehren. In welchem Jahr der heilige Leonorus gestorben ist, ist unbekannt. Sein Leib ist in eine Pfarrkirche bei Saint-Malo, die zudem noch Saint-Lunaire heißt, übertragen worden. Man zeigt da sein leeres Grabmal und seine in einem Kästchen eingeschlossenen Reliquien. Die Feier seiner Übertragung wird am 13. Oktober begangen. Sein Hauptfest aber wird am 1. Juli in den verschiedenen Diözesen in der Bretagne gehalten. Dieser Heilige ist der Schutzpatron von mehreren Kirchen.