Heiliger Moyses von Arabien, Einsiedler, Bischof der Sarazenen und Bekenner, + 4. Jahrhundert – Fest: 7. Februar

(Symbolbild Allerheiligen)

 

Moyses, ein Sarazene von Geburt, lebte in jenem Teil von Arabien, der zur Zeit des Kaisers Konstantin des Großen zu Palästina gehörte, und wurde früh zur christlichen Religion bekehrt, wenn er nicht sogar von christlichen Eltern herstammte. Seine Lebensjahre fallen in die Zeit, in der die Wüsten seines Vaterlandes sich mit heiligen Einsiedlern bevölkerten, zu denen er sich auch aus frommem Antrieb hinzugesellte. Den Augen der Welt entzogen, lebte er lange in einer Einöde zwischen Ägypten und Palästina unter diesen Männern. Gott aber wollte ihn nicht länger vor den Menschen verborgen halten. Er wollte das Verdienst seines Glaubens und seiner Tugenden belohnen und machte ihn deswegen nicht nur zum Mittler des Friedens zwischen den Römern und Sarazenen, sondern selbst zum Gegenstand und zur Hauptursache dieses Friedens.

 

Diese Barbaren waren unter der Regierung Konstantins und Julians Bundesgenossen der Römer, brachen aber nach dem Tod ihres Königs diesen Bund. Mauvia, die Königin der Sarazenen, stellte sich an ihre Spitze, mit dem Heldenmut und der Gewandtheit eines alten Feldherrn, und verheerte furchtbar die Provinzen des römischen Reiches von Ägypten an bis gen Syrien. Sie schlug die Römer in mehreren Treffen und diese fanden sich nun genötigt, da sie im Norden und Osten Krieg zu führen hatten und in ihren Unternehmungen nicht sehr glücklich waren, der Königin Gesandte zu schicken und um Frieden, wie auch um die Wiederherstellung des alten Bündnisses zu bitten. Mauvia, die sich gerade zum christlichen Glauben bekehrt hatte, willigte ein, unter der Bedingung, dass man ihr den berühmten Einsiedler Moyses, der so viele Wunder an den Grenzen von Palästina und Ägypten tat, zum Bischof ihres Volkes und Landes gebe. Den Gesandten mochte wohl eine so leichte Bedingung nicht missfallen. Sogleich setzten sie den Kaiser davon in Kenntnis. Dieser, obgleich ein Begünstiger des Arianismus, sah diesen Vorschlag als eine besondere Gnade des Himmels an. Moyses wurde sogleich aufgesucht und nach Ägypten geführt, um dort zum Bischof der Sarazenen geweiht zu werden. Man stellte ihn dem falschen Patriarchen Lucas vor, der, nachdem er Petrus, den rechtmäßigen Nachfolger des heiligen Athanasius, vertrieben hatte, sich mit Hilfe der Arianer, deren Anhänger er war, auf den Patriarchensitz von Alexandrien unrechtmäßig geschwungen hatte. Aber der Heilige bediente sich dieser Gelegenheit, um seinen Eifer für die Reinheit des Glaubens und der katholischen Kirchenzucht an den Tag zu legen. Als sich Lucas ihm näherte, um ihm die Hände aufzulegen, erklärte er ihm, ohne Furcht vor den Arianern und dem Kaiser, ganz unverhohlen, er erkenne ihn nicht als wahren Hirten der Kirche an, er solle sich nicht unterstehen, ihm seine frevelhaften Hände, die mit dem Blut so vieler Heiligen befleckt seien, aufzulegen. Eine solche Handauflegung sei ungültig und vermag keineswegs die Kraft des heiligen Geistes zu erteilen.

 

Die obersten Feldherren, die kaiserlichen Offiziere und das Volk, noch vor Kurzem Zeugen seiner großen Demut, als man ihn beinahe zwingen musste, die Bischofswürde, deren er sich ganz unwürdig hielt, anzunehmen, erstaunten nicht wenig, als sie ihn nun mit solcher Kraft einem Mann sich widersetzen sahen, der sich durch seine Tyrannei und seine Grausamkeiten so furchtbar gemacht hatte. Der Patriarch selbst wurde durch diese edle Freimütigkeit des Heiligen bestürzt. Er verbarg seinen Verdruss und suchte ihn durch glatte Worte auf seine Seite zu ziehen. Er solle ihn ja nicht verdammen, sagte er ihm, da er seinen Glauben nicht kenne. Er wolle ihm darüber Rechenschaft ablegen und er solle ja nicht den falschen Gerüchten, sondern dem, was er nun hören werde, Glauben beimessen. „Deine Ränke werden mich nicht überlisten,“ antwortete Moyses mit heiliger Kühnheit, die der anwesenden Volksmenge Achtung einflößte und Stillschweigen gebot. „Deine Handlungen reichen allein schon hin, daraus deinen Glauben zu erkennen. So viele eifrige Diener Gottes, die du zu den Bergwerken verurteiltest, so viele Bischöfe, die du ins Elend schicktest, so viele Priester und Diakonen, die du den wilden Tieren vorwerfen oder den Scheiterhaufen besteigen ließest, bezeugen genügend die Gottlosigkeit deines Glaubens. Man kann nicht wahrhaft an Jesus Christus glauben und nur das Mindeste dieser Verbrechen begehen.“

 

Moyses endigte diese Vorwürfe mit einem öffentlichen Schwur, dass er sich niemals von einem solchen, der sich als Verfolger der Bischöfe und der Kirche erklärt hätte, werde zum Bischof weihen lassen. Noch nie war der Stolz des Patriarchen so sehr gedemütigt worden, wie dieses Mal, und er hätte sicher in der Wut seines Zornes den Heiligen zum Tode verurteilt, wenn er nicht den Kaiser gefürchtet hätte, dem er alles verdankte, und wenn es nicht das Wohl des Reiches gehindert hätte, das nur durch die Auslieferung des Heiligen den Frieden erhalten konnte.

 

Die Reichsobersten begleiteten nun den Heiligen nach seinem Wunsch zu den wegen der katholischen Religion verbannten Bischöfe. Diese weihten ihn und sahen ihn in doppelter Hinsicht als ihren Mitbruder an, weil er die heilige Weihe von ihnen empfangen hatte, und ein so glorwürdiges Bekenntnis der Wahrheit, mit Gefahr seines Lebens, vor einem allgemeinen Verfolger und Feind der Gottheit Jesu Christi, abgelegt hatte. Moyses begab sich sogleich an den Ort, wohin ihn der Herr berufen hatte. Durch seine Frömmigkeit, seine Lehre und Wunder bekehrte er eine zahllose Menge Ungläubige zur Religion Jesu. Durch seine Klugheit unterhielt er stets die Eintracht zwischen den Sarazenen und Römern. Es lässt sich mutmaßen, dass Moyses lange Zeit das Amt eines Bischofs verwaltete, indem die Geschichtsschreiber ihm eine Menge Bekehrungen in diesem Land zuschreiben. Jedoch haben wir keine genaue Kenntnis von den schönen Wirkungen seines unerschrockenen Eifers, und von den vielen Wundern, womit Gott sein Apostelamt bestätigte. Der einzige Umstand seines Lebens, den wir hier erzählt haben, erlangte ihm die Verehrung der Nachwelt. Die Kirche feiert sein Andenken am 7. Februar, obgleich weder der Tag, noch das Jahr seines Todes bekannt ist.