Heiliger Philippus Benitius, Priester und Ordensstifter von Florenz, + 22.8.1285 - Fest: 22. August

       

Lange hatten sich die Eltern des Tagesheiligen, adelige Leute zu Florenz, nach einem Kind gesehnt und in dieser Meinung auch viel gebetet und reichlich Almosen gespendet, bis ihnen am 15. August 1233, ausgerechnet am Fest der Himmelfahrt Mariä, ein Sohn geschenkt wurde, den sie auf den Namen Philipp taufen ließen. Der Junge gehörte also schon von Geburt an der Mutter Gottes, da er ja an ihrem höchsten Feiertag das Licht der Welt erblickte.

 

Als Philipp größer wurde und es sich zeigte, dass er gut lernen konnte, besuchte er zunächst die Schule in der Heimatstadt Florenz, später die Hochschulen von Paris und Padua, studierte Medizin und war bereits mit zwanzig Jahren Arzt. So schnell macht ihm heute das keiner mehr nach.

 

Um nun die folgende Legende aus dem Leben des Heiligen richtig zu verstehen, empfiehlt es sich, dass man sich erst die Lesung vom Donnerstag in der Osterwoche ansieht. Dort heißt es, dass einer der sieben Diakone der ersten Christengemeinde zu Jerusalem, Philippus mit Namen, von Gott den Auftrag erhielt, an den Wagen eines äthiopischen Hofbeamten, der gerade vorüberfuhr, hinzutreten und den Reisenden für den Glauben an Christus zu gewinnen. „Tritt hinzu und schließ dich dem Wagen an!“ hatte Gottes Stimme zu dem Diakon Philippus gesprochen, und als dieser dem Befehl gehorchte, hat er den äthiopischen Hofbeamten bekehrt und auch gleich getauft. Wie gesagt, das steht in der Epistel vom Donnerstag in der Osterwoche.

 

Dies vorausgeschickt, kann nun die heutige Legende weitererzählt werden. Im Jahr 1252 wohnte am Donnerstag in der Osterwoche der junge Arzt Philipp mit dem Messbuch in der Hand der Heiligen Messe bei. Es geschah das in der Servitenkirche in Florenz, und die Serviten bilden einen Mutter-Gottes-Orden, dessen Mitglieder sich vornehmlich der Verehrung der Sieben Schmerzen Mariä widmen. Damals war er kurz zuvor gegründet worden. Als Philipp an dem genannten Tag während der Heiligen Messe die erwähnte Epistel mit dem Priester still für sich betete, fühlte er sich, weil er ja auch Philipp hieß, persönlich angesprochen. „Philipp, tritt hinzu und folge dem Wagen!“ las er, und als er wie zufällig nach der Decke der Kirche emporschaute, hatte er ein Gesicht. Er sah einen goldenen Wagen daherfahren, auf dem in strahlender Herrlichkeit die Mutter Gottes saß.

 

Huldvoll schaute die Himmelskönigin ihn an, zeigte ihm ein Ordenskleid der Servitenmönche, das sie in der Hand trug, und sagte mit aufmunterndem Lächeln: „Philipp, tritt hinzu und schließe dich dem Wagen an!“ Gleich darauf entschwand das Gesicht, Philipp aber verstand sogleich, was es für eine Bewandtnis damit hatte. Die Mutter Gottes, an deren Hochfest er geboren war, hatte ihn als ihr Gnadenkind in ihren Orden berufen.

 

Auf der Stelle folgte der junge Arzt dem Ruf, und als er in das Hauptkloster der Serviten auf dem Berg Senario eintrat, verschwieg er Herkunft und Stand, um als schlichter Laienbruder zu dienen, und am liebsten wäre es ihm gewesen, wenn er das ganze Leben in der Küche oder an der Pforte in niedriger Stellung hätte verbringen können. Aus diesem Grund rühmt auch das heutige Kirchengebet vor allem die Demut des Heiligen. Doch dann kam es anders, als Philipp es sich geträumt hatte. Heiligkeit strahlte von ihm aus, die niemand übersehen konnte. Man überredete ihn, die Priesterweihe zu empfangen, betraute ihn mit wichtigen Ordensämtern und wählte ihn mit erst dreiunddreißig Jahren zum Generalobern.

 

Gerade damals drohte dem Servitenorden wegen innerer und äußerer Schwierigkeiten der Untergang. Da hat Philippus es fertiggebracht, alles durch eine starke Ordensregel wieder neu zu binden.

 

Vom heiligen Philippus Benitius muss ferner noch erwähnt werden, dass er ein gewaltiger Prediger war, der es vorzüglich verstand, Entzweite zu versöhnen, und der nicht nur in Italien, sondern auch in Frankreich und sogar in Deutschland die Donau und den Rhein entlang bis an die Nordsee als nimmermüder Apostel der Feindesliebe segensreich wirkte. Dabei hat er seine Kräfte vor der Zeit verausgabt, so dass er mit dreiundfünfzig Jahren bereits starb. Er starb aber am 22. August 1285, also genau am Schluss der Achttagefeier von Mariä Himmelfahrt. So begann und endete sein Leben mit dem Hochfest der Mutter Gottes, und was dazwischen liegt, ist ein einziges Marienlob gewesen.