Heilige Pulcheria, Kaiserin von Konstantinopel, + 10.9.453 – Fest: 10. September

 

Oelia Pulcheria Augusta, von hohem Adel dadurch, dass sie ihren Vater, ihren Großvater und ihren Bruder unter den römischen Kaisern zählte, noch weit adeliger aber durch die Begeisterung, mit der sie die Ketzerei bekämpfte und den katholischen Glaubenssatz in Betreff der Menschwerdung und der göttlichen Mutterschaft Mariens verteidigte, schien schon in ihrer Kindheit vom Himmel eine so hohe Weisheit erhalten zu haben, dass diejenigen, die nach dem Tod des Arkadius, während der Minderjährigkeit des Theodosius, des Sohnes dieses Fürsten, das Reich verwalten sollten, nichts vornahmen, ohne ihren Rat eingeholt zu haben.

 

Sie stand während der Nacht auf, um mit den Prinzen der königlichen Familie die Psalmen zu singen. Sie setzte ihr Glück darein, Gott zu verherrlichen und zu den Heiligen zu beten, mit denen es ihr öfter gegönnt war, sich zu unterhalten. Vor allem war sie fortwährend bemüht, der Verehrung ihrer Reliquien höheren Glanz zu verschaffen. Unter allen Seligen verehrte sie besonders die Gottesmutter. Sie war die erste, die, um den Lästerungen des Nestorius zu begegnen, der seligsten Jungfrau den Titel Gottesmutter gab. So wollte die göttliche Vorsehung mittels einer wunderbaren Schickung ihrer Weisheit, mittels des Eifers einer Jungfrau, die Würde der Jungfrau Maria unverletzt bewahren.

 

Pulcheria bewahrte in der Ehe ewige Jungfräulichkeit, indem sie auch auf diese Weise der Mutter Jesu Christi nachahmte, der sie neue Ehre dadurch erwies, dass sie ihr in königlicher Freigebigkeit Kirchen erbaute, die sie mit ihren Geschenken bereicherte, und mit bedeutenden Einkünften bedachte.

 

Schon im Alter von fünfzehn Jahren hatte sie mit ihrem Bruder Theodosius das Reich zu regieren, und ihr höchstes Streben war, diesen jungen Fürsten für eine zärtliche Verehrung Mariens anzuleiten. Später gab sie sich unendliche Mühe für die Konzilien zu Ephesus und Chalcedon, indem sie den Prälaten, aus denen sie bestanden, auf tausend Arten behilflich war, sie mit ihren Ratschlägen unterstützte, sie mit aller ihrer Macht beschirmte und ihnen ihre Schätze zur Verfügung stellte.

 

Die erste der prachtvollen Kirchen, die sie zu Ehren der Gottesmutter errichtete, war die auf dem Gießer Platz, die vom heiligen Germanus, Patriarch von Konstantinopel, geweiht, und wo der Gürtel der seligsten Jungfrau aufbewahrt wurde. Jeden Mittwoch das ganze Jahr hindurch feierte man darin eine feierliche Vigilie, und Pulcheria besuchte sie oft zu Fuß. Die zweite Kirche wurde zu Unserer Lieben Frau der Führerin benannt, infolge eines Wunders, das einige Zeit nach ihrer Erbauung geschah. Die heilige Jungfrau erschien zwei armen Blinden, die sich auf dem Weg befanden, und gebot ihnen, sich in die neue Kirche zu begeben, wobei sie ihnen versprach, dass sie darin ihr Augenlicht wiedererhalten würden. Dies geschah denn auch. In diesem stolzen Tempel ließ die Kaiserin das Gemälde der seligsten Jungfrau, vom heiligen Lukas gemalt, aufbewahren, sowie die Windeln des Erlösers, die sie von Jerusalem erhalten hatte. Die dritte Kirche war die der Blaquernen, so berühmt bei den Alten durch ihren Reichtum und besonders deswegen, weil sie die Leinwand enthielt, in die der Leib Jesu Christi nach der Abnahme vom Kreuz eingehüllt wurde.

 

Die Väter des Konzils zu Chalcedon richteten folgenden ehrenden Zuruf an die heilige Pulcheria: „Es lebe die allergnädigste Kaiserin! Es lebe Pulcheria! Es lebe die neue Helena!“

 

Die Tore des Himmels öffneten sich ihr am 10. September 453.