Heiliger Wilhelm (Guilielmus), Einsiedler und Ordensstifter von Maleval, + 10.2.1157 – Fest: 10. Februar

       

Guilielmus wurde in Poitou aus einem vornehmen Geschlecht geboren und mit Vernachlässigung aller Bildung bloß zum Soldaten erzogen, weswegen er sich auch als tapferer Anführer und Held auszeichnete, aber auch allen Ausschweifungen und Lastern ergeben war. Nur durch die eindringlichen Ermahnungen des heiligen Bernhard, Abt von Clervaux, erwachte er aus seinem Sündenschlaf und suchte einen heiligen Einsiedler in der Wüste auf, den er fußfällig bat, ihn auf den Weg des Heils zu führen. Aber dieser glaubte nicht an seine Bekehrung und prüfte ihn dadurch, dass er ihn wegen seines Lasterlebens mit harten Worten schalt und ihm schließlich gebot, als ein Unwürdiger seine Zelle zu verlassen. Da brach Guilielmus in Tränen und Schluchzen aus und sprach: „Heiliger Mann, habe Erbarmen mit mir und übergebe mich nicht der Verzweiflung! O könntest du in mein Herz blicken und sehen, wie es blutet vor Reue über meine Missetaten, könntest du fühlen die Unruhe und Vorwürfe meines Gewissens; du würdest mich nicht verstoßen, sondern mich um des barmherzigen Gottes willen meinem Verderben entreißen!“ Nun erkannte der Einsiedler, dass es ihm ernst mit seiner Bekehrung sei und zeigte ihm die Mittel an, wie er sich mit Gott und der Tugend wieder versöhnen und die Ruhe des Herzens wiedererlangen könne. „Mein Sohn“, so schloss er seine Ermahnungen, „meide jede Gelegenheit zur Sünde dadurch, dass du die Welt mit ihren Verführungen meidest, deine Begierlichkeit durch Entsagungen und Abtötungen bekämpfst und durch Gebet und Betrachtung dich näher Gott anschließt.“

 

Guilielmus kam in seinen Palast zurück, wo er sogleich seine Dienerschaft entließ, all sein Vermögen unter die Armen verteilte und in einem schweren, eisernen Panzer gehüllt, in größter Armut eine Wallfahrtsreise nach Rom machte, um vom obersten Kirchenhirten im Namen Gottes Verzeihung seiner Sünden zu erhalten. Papst Eugen III. sprach dem Büßer Worte des Trostes und Friedens in sein krankes Herz und gab ihm den Rat, um nicht wieder in die alten Laster zu fallen, sein Vaterland zu verlassen und als Pilger ins heilige Land zu gehen, wo er an dem Patriarchen in Jerusalem einen eifrigen und väterlichen Führer auf den Weg der Vollkommenheit finden würde. Freudig unternahm der Büßer diese lange und beschwerliche Reise, die er mit bloßen Füssen und von dem Almosen barmherziger Menschen sich nährend machte, und wurde mit inniger Freude vom Patriarchen aufgenommen. Er behandelte ihn wie seinen Gastfreund und bot ihm Wohnung und Nahrung in seinem Haus an. Aber Guilielmus, der sich zu einem strengen und abgetöteten Büßerleben entschlossen hatte, schlug dieses Anerbieten beharrlich aus und wählte eine finstere Höhle innerhalb des Eingangs des bischöflichen Hofes zu seiner Wohnung, die zum Aufenthalt solcher Unglücklichen bestimmt war, die den Aussatz oder ansteckende Krankheiten hatten. In diesem Winkel des Elends wohnte er neun volle Jahre, schlief auf der bloßen Erde, genoss keine andere Nahrung, als etwas schwarzes Brot und Wasser und beweinte Tag und Nacht seine Sünden. Am Ende seines Lebens begab er sich aus Palästina nach Hetrurien, wo er in einer wüsten, unbewohnten Einöde noch einige Zeit lebte und vor seinem Tod von einem Priester auf die Ermahnung eines Engels die heiligen Sterbesakramente erhielt. Er starb am 10. Februar des Jahres 1156 als ein strenger Büßer und an seinem Grab ereigneten sich so große Wunder, dass ihn Papst Innozenz III. unter die Zahl der Heiligen setzte.