Heilige Christiana, Sklavin bei den Iberern, Armenien, + 4. Jhd. - Fest: 15. Dezember

       

Die heilige Christiana, über deren Jugendgeschichte uns nichts bekannt ist, wurde von den räuberischen Horden der Iberier, die ihre Plünderungszüge nach Griechenland ausdehnten, gefangen genommen und als Sklavin verkauft. Ihr Herr war der Fürst eines Stammes, der wie das ganze Volk dem Götzendienst ergeben war und durch wilde Grausamkeit sich auszeichnete. Da sie unter den Heiden die einzige Bekennerin des christlichen Glaubens war, so nannte man sie mit Umgehung ihres eigentlichen Namens „Christiana“, d.h. Christin. Ihr Los war ein ungemein hartes und trauriges. Fern von ihrer Heimat, fern von Eltern und Geschwistern, musste sie unter halbwilden Menschen in harter Arbeit zubringen. Niemand konnte sie ihr Leid klagen, nirgends fand sie Trost. Trotzdem kam kein laut der Klage über ihre Lippen, sondern alles ertrug sie um Gottes willen und in der Kraft des Glaubens mit der größten Geduld. Sie war treu und eifrig in ihrem Dienst und suchte Stärke und Trost im Gebet und in strengen Bußübungen, die sie sich auferlegte. Dabei bemühte sie sich inmitten der sittenlosen, heidnischen Gebräuche einer so großen Unschuld und Reinheit des Herzens, dass die Ungläubigen sie erstaunt fragten, wie es denn komme, dass sie eine so ganz andere Lebensweise führe, wie die Einwohner des Landes. „Ich bin eine Christin“, entgegnete sie, „und muss so leben, wie Jesus Christus, mein Herr, es geboten hat.“ Zugleich benutzte sie die Gelegenheit, um den Heiden die Macht und Herrlichkeit des wahren Gottes zu verkündigen. Aber mehr noch als ihre Worte und ihr Beispiel wirkten auf die rohen Gemüter die Wunder, womit Gott seine treue Dienerin vor dem ganzen Volk verherrlichte. Als sie durch ihr Gebet ein schwerkrankes Kind geheilt hatte, verbreitete sich das Gerücht hiervon im ganzen Land, und die Königin, die eben von einem gefährlichen Fieber geheilt war, nahm nun auch ihre Zuflucht zum Gebet der christlichen Sklavin und erlangte ebenfalls die Gesundheit wieder. Aus Dankbarkeit gegen Gott nahm die Königin die christliche Religion an und versuchte auch ihren Gemahl zu diesem Schritt zu bewegen. Doch dieser weigerte sich anfangs, nachdem er aber einst auf der Jagt in augenscheinlicher Lebensgefahr die Hilfe des Gottes der Christen erfahren hatte, empfing er mit seinem ganzen Volk die heilige Taufe. Auf Christianas Rat ließ der König sich vom Kaiser Konstantin Bischöfe und Priester schicken, welche das von einer armen Sklavin begonnene Werk der Bekehrung Iberiens vollendeten.