Heiliger Ludwig de France IX., König von Frankreich, + 25.8.1270 - Fest: 25. August

       

Wie jeder Stand, so haben auch die Friseure einen himmlischen Patron, und es ist begreiflich, dass sich diese Leute, deren Leben ganz im Dienst der Schönheit steht, nicht irgendeinen, sondern einen sehr vornehmen Schutzherrn ausgesucht haben. Es ist der heilige König Ludwig von Frankreich, der als erster mit der damals allgemein geltenden Sitte brach, einen Bart zu tragen, und sich rasieren ließ. Daher kommt es, dass der heutige Tagesheilige der Patron der Friseure ist.

 

Der heilige Ludwig war übrigens ein schöner Mensch, blondgelockt, schlank, wohlgebaut und von solcher Körpergröße, dass ihm gewöhnliche Menschen nur bis an die Achsel reichten. Kopfhoch überragte er alle, eine wahrhaft königliche Gestalt, und zu der äußeren Schönheit gesellten sich überdies Hoheit des Geistes und Heiligkeit des Lebens. In Ludwig war das Wunschbild eines christlichen Herrschers erfüllt. Von außen und von innen war alles an ihm königliche Schönheit.

 

Wie so manches Kind, so verdankte auch Ludwig hauptsächlich der Mutter alles, was er war. Blanka hieß die Mutter, eine kluge und tatkräftige Frau, die während der Minderjährigkeit Ludwigs, der schon mit zwölf Jahren den Königsstuhl bestieg, die Geschicke Frankreichs mit Erfolg leitete. Es war eine prächtige Frau, die in allen Sätteln gerecht war und die durch die vielgestaltigen Regierungsgeschäfte nicht davon abgehalten wurde, das letzte Ziel des Christen stets im Auge zu haben. Auch sie wird von der Kirche als Heilige verehrt. Auf diese Weise wird Ludwigs Leben schon um vieles verständlicher, insofern nämlich eine heilige Mutter einen heiligen Sohn erzog.

 

Vor allem ließ es sich die heilige Königin Blanka angelegen sein, in ihrem Sohn eine solche Abscheu vor jeder Sünde zu wecken, dass Ludwig trotz der Verlockungen des hohen Standes stets ein sauberer Mensch blieb, und darin ist letztlich alle Schönheit grundgelegt, denn nur die Sünde macht hässlich.

 

Mit zwanzig Jahren führte Ludwig IX. das schönste Mädchen, das es damals in Frankreich gab, an den Traualtar. Der Ehe entsprossen elf Kinder, die der Vater nach dem Vorbild seiner Mutter mit strenger Liebe zunächst zu Christen und dann erst zu Fürsten erzog. Alle mussten täglich der Heiligen Messe beiwohnen, und wenn eines der königlichen Kinder über die Stränge schlug, so tat es das im Andenken an die scharfe Zuchtrute des Vaters ein zweites Mal nicht mehr. Überhaupt macht man sich zuweilen ein durchaus verkehrtes Bild von den Heiligen, indem man meint, sie liefen nur so über von Gutmütigkeit, die bereits an Dummheit grenzt. Nein, so ist es nicht, denn auch ein heiliger Vater ist beispielsweise nicht nur berechtigt, sondern auch verpflichtet, Strenge dort walten zu lassen, wo Güte fehl am Platze ist.

 

Diese Erfahrungen mussten zu Ludwigs Zeiten auch die Großen des Reiches machen, als sie glaubten, der heilige König werde beide Augen fromm und bescheiden zudrücken, wenn sie die kleinen Leute schindeten und die Armen aussogen. Da schnitten sie sich gewaltig in den Finger, denn Ludwig, sonst mild und gütig, schlug mit eiserner Faust zu.

 

Auf der anderen Seite zeigte sich Ludwigs große Heiligkeit in einer grenzenlosen Wohltätigkeit. Unsummen gab er an die Armen weg, die in seinem Haus sogar Tischrechte besaßen. Der König scheute sich nicht, mit Bettlern und Aussätzigen zu speisen, und überall, wohin er kam, besuchte er die Kranken in den Spitälern. Als ihm einst ein Minister gutgemeint vorhielt, er übertreibe, verliere zu viel Zeit beim Beten und Wohltun, gab der Getadelte die wahrhaft königliche Antwort: „Wenn ich ständig bei Spiel und Gelage säße und wochenlang auf der Jagd läge, so würde mir das vornehme Geschmeiß keinen Vorwurf machen. Ich tue weiter, was ich bisher tat.“

 

Zweimal unternahm der ritterliche König, dem Zug des frommen Herzens folgend, einen Kreuzzug zur Rückgewinnung des Heiligen Landes. Beide Male ohne Erfolg, und als im Heer auf dem letzten der Kreuzzüge die Pest ausbrach, erlag auch Ludwig der Seuche am 25. August 1270, und da hat ihn Gott, wie das heutige Kirchengebet sagt, von dem irdischen Königreich in die Glorie des himmlischen Reiches versetzt.