Die Lebensgeschichte dieses heiligen Bischofs ist uns unbekannt. Wir wissen von ihm nur, dass er Bischof von Sebaste war, und auf Befehl des Agricolaus, des Statthalters von Cappadocien und Kleinarmenien, um das Jahr 316, während der Verfolgung des Licinius, gemartert wurde. Ferner finden wir noch in den Akten des heiligen Eustrat, der unter Diocletian hingerichtet wurde, dass der heilige Blasius, der Bischof von Sebaste, seine Gebeine mit Ehrfurcht sammelte, um sie mit jenen des heiligen Orest zu begraben, und dass er mit aller Genauigkeit die letzten Befehle des seligen Eustrat (13. Dezember) vollzog. Das Fest unseres Heiligen ist bei den Griechen ein gebotener Feiertag, und wird am 11. Februar gefeiert. Man findet auch seinen Namen in den alten Martyrologien des Abendlandes, die dem heiligen Hieronymus zugeschrieben werden. Als durch die Kreuzzüge die Gebeine des heiligen Blasius ins Abendland gebracht wurden, ist seine Verehrung da zugleich sehr verbreitet worden. Durch viele wunderbare Heilungen, die auf seine Fürbitte geschehen sind, hat sich die Verehrung dieses heiligen Märtyrers beim Volk noch vermehrt. Er ist Titularpatron von Ragusa.
Dürfen wir wohl der Peinen gedenken, die die Märtyrer aus Liebe zu Jesus Christus erduldet haben, ohne uns unserer Feigheit zu schämen? Was für eine Unbeständigkeit in unseren Entschlüssen, einem Gott zu dienen, der so viel für uns getan hat! Die kleinste Beschwerde bringt uns in Verwirrung, und wir kehren schnell wieder auf den Weg unserer ersten Verirrungen zurück. Werden wir denn nie den Mut haben, unser Leben nach unseren besseren Einsichten einzurichten? Werden wir uns immer als Schwächlinge vom Strom der Welt hinreißen lassen, ihren verführerischen Beispielen folgen, und ihre falschen Grundsätze annehmen, die wir doch, als dem Geist des Evangeliums zuwider, verdammen, wofern wir nur ein wenig mit ruhigem Gemüt über dieselben nachdenken? Werden wir nie aufhören, Sklaven einer Einbildung zu sein, die die Hindernisse immerdar in unseren Augen vergrößert, um uns vom einzig wichtigen Werk der Bekehrung stets zurückzuhalten. Soll uns denn immer die Eigenliebe blenden, die uns unsere Schlaffheit unter trügerischem Schein verbirgt? Fassen wir heute einen neuen Entschluss, uns fest an Gott anzuschließen. Allein dieser Entschluss muss auch wirksam sein, und uns siegreich aus allen Kämpfen führen, die wir gegen das Fleisch und die Welt zu bestehen haben, und die uns immer in unsere alten Treulosigkeiten zurückzuwerfen versuchen.
Tierärzte im Nebenberuf
(Aus: Tiere unterm Regenbogen, Aloysius Roche, 1954)
Viele hundert Jahre lang war der heilige Blasius eigentlich „jedermanns Heiliger“, so wie der heilige Antonius oder der heilige Franziskus es in unserer Zeit sind. Besonderes Interesse an ihm hatten alle, die es mit der Medizin zu tun hatten, sicherlich, weil er auch Arzt war. Menschen, die eine Krankheit im Hals haben, wenden sich besonders an St. Blasius, und bis zum heutigen Tag wird an seinem Festtag ein besonderer Segen gegeben, als Schutz gegen solche Krankheiten.
Sein Ruf war so groß, dass die Einwohner der Stadt in Armenien, in deren Nähe er lebte, ihn zum Bischof haben wollten. Zunächst mussten sie ihn erst einmal finden, denn er hatte so eine Art, sich an den unmöglichsten Orten zu verstecken; eine Höhle in den Bergen oder eine hohle Eiche im Wald waren ihm gerade recht. Jedenfalls ging mit Hast und Eile das Suchen los, eine ganze Menge Volk zog aus, den Einsiedler zu finden. Schließlich kamen sie zu einem hohen Hügel, an dessen Seite eine tiefe Höhle war. Hier fanden sie Blasius, umgeben von den wildesten Tieren, die ihnen bekannt waren, er aber bewegte sich frei und sicher zwischen ihnen, legte ihnen die Hand auf den Kopf und war ganz vertraut mit ihnen.
Es kam dann heraus, dass er dort oben eine richtige Tierklinik gehabt hatte. Die Tiere hatten herausbekommen, dass Blasius ein Arzt war, und dass er auch Operationen machen konnte. Wenn also ein Löwe oder Leopard, Wolf oder Bär sich schlecht fühlte oder sich verletzt hatte, dann ging er zu Dr. Blasius am Hügel. War er am Beten, wenn die Patienten kamen, dann warteten sie geduldig, bis er geendet hatte. Er brauchte keine Medizin und keine Heilsäfte, er berührte sie einfach mit der Hand und rief den Namen dessen an, der ein jedes Tier nach seiner Art erschuf.
Man kann ganz traurig bei dem Gedanken werden, wie es den Tieren wohl erging, als Blasius nicht mehr zu ihrer Hilfe da war. Er wurde Bischof in Armenien, ein Land, das ja für sich in Anspruch nimmt, eins der ersten gewesen zu sein, dass sich zum Christentum bekehrt habe. Leider hat dieser freundliche Mann einen grausamen Tod gehabt. Er wurde wegen seines Glaubens zu Anfang des sechsten Jahrhunderts getötet. Während er im Gefängnis auf sein Ende wartete, machte er die Operation, durch die er so berühmt wurde. Die Legende berichtet, dass er dem Sohn des Gouverneurs eine Fischgräte aus dem Hals zog. Aber ihn selbst rettete das nicht.
Ein anderer, ihm ähnlicher Mann, der auch heilen konnte, war Makarius von Alexandrien, der fast hundert Jahre nach St. Blasius starb. Er lebte in der ägyptischen Wüste und verbrachte eigentlich all seine Zeit im Gebet. Aber er war voll praktischer Liebe und hatte ein mitleidiges Herz für alle Leidenden und Traurigen.
Eines Abends – er betete auf seinen Knien – hörte er jemand anklopfen oder eigentlich kratzen, und das an seiner Zellentür! Ehe er noch öffnen konnte, erschien eine riesige Hyäne, die etwas im Maul trug. Sie kam direkt auf Makarius zu und legte das Paket zu seinen Füßen nieder. Es war ein sehr lebendiges Paket, das sie da hatte, und es enthielt nichts anderes als ihren eigenen Welpen. Der Mönch hob das Kleine vom Boden auf, nahm es auf den Schoß und untersuchte es sorgsam, um zu finden, was ihm fehlte. Er brauchte nicht lange dazu: das hilflose Geschöpf war blind.
Nun kann ganz gewiss kein wildes Tier unter den andern leben, wenn es blind ist. Die meisten Tiere kommen in Höhlen oder im Bau zur Welt und öffnen die Augen erst einige Zeit nach dem Wurf, zum Beispiel das Kaninchen. Sie brauchen ja auch in dem Alter die Augen noch nicht, denn sie leben an einem dunklen, sicheren Ort. Merkwürdigerweise kann der Hase, der dem Kaninchen sonst so ähnlich ist, vom ersten Moment an sehen. Aber Hasen werden ja auch über und nicht unter der Erde geboren und müssen also gleich wissen, wenn Gefahr droht.
Wieso die Hyänenmutter wissen konnte, was mit ihrem Welpen los war, das lässt sich wohl nur durch das Wort „Instinkt“ ausdrücken, der ja in allen Tieren sehr stark ist. Jedenfalls wusste sie es, und ihr fiel sofort Makarius ein. Sie erwischte ihr Junges am Nackenfell und trabte aus ihrem Bau über den Sand, bis sie die Zelle des Mönches erreichte. Das erste, was er tat, war, dem Kleinen die Augen zu salben. Dann betete er laut, und sogleich konnte das kleine Geschöpf seine Mutter zum ersten Mal sehen. Dann wanderten die beiden in ihren Bau zurück, aber die Mutter vergaß den Wohltäter nicht. Am nächsten Tag schon war sie wieder an seiner Tür und brachte ihm ein Schaffell, von dem sie meinte, es könne Makarius nützlich sein. Der alte Mann schüttelte den Kopf, - er war der Ansicht, dass es nicht auf rechtmäßige Art erworben war. Er hielt der Hyäne eine kleine Predigt und legte ihr das Versprechen nahe, in Zukunft Schafe in Frieden zu lassen, dann aber nahm er die Gabe an.