Heiliger Severin, Abt von Agaunum-St. Moritz, Schweiz, + 506-512 – Fest: 11. Februar

       

Der heilige Severin wurde aus einem adeligen Geschlecht geboren und von seinen christlichen Eltern mit Sorgfalt sowohl in den Wissenschaften, als besonders in der Frömmigkeit erzogen. Die Sehnsucht nach einem einsamen Leben bewog ihn, als junger Mann auf die ansehnlichen Güter seiner Eltern zu verzichten und sich in das Kloster zu Agaunum im Walliserland zu begeben im Jahr 476, das damals wegen der vielen Wunder in einem großen Ruf stand, die am Grab des heiligen Martyrers Mauritius, eines heldenmütigen Glaubensbekenners von der thebaischen Legion, gewirkt wurden. Der fromme Severin erhielt willige Aufnahme von den Ordensmännern und machte solche Fortschritte in der Gottseligkeit des klösterlichen Lebens, dass ihn seine Mitbrüder nach dem Tod ihres Abtes zum Nachfolger erwählten, in welcher Würde er sich durch seine Leutseligkeit und Sanftmut die Liebe aller seiner Untergebenen erwarb und von Hohen und Niederen in Bedrängnissen und anderen wichtigen Angelegenheiten zu Rate gezogen wurde. Damals lag der fränkische König Clodoväus in einem gefährlichen Fieber krank und als ihn seine Ärzte als unheilbar erklärt hatten, verbreitete sich große Trauer am königlichen Hof und einige Mächtige, die ihr Vertrauen auf Gott setzten, baten den Kranken, den heiligen Abt Severinus zu berufen, damit er ihm durch sein Gebet, wie so vielen anderen, die Gesundheit erflehen möchte. Sogleich wurde eine ansehnliche Gesandtschaft zum Kloster des heiligen Mauritius abgeordnet, mit denen sich der Diener Gottes, nachdem er ihre Bitte vernommen hatte, mit freudiger Eile auf den Weg machte. In der Stadt Nivernum ging er in die Kirche und als er seine Andacht verrichtet hatte, wurde er von der dortigen Geistlichkeit gebeten, er möchte ihren kranken Oberhirten Eulalius besuchen, der schon seit einem Jahr auf dem Schmerzenslager dulde und der Sprache und des Gehörs beraubt sei. Der Heilige trat in das Krankenzimmer, warf sich auf den Boden auf das Angesicht und betete in der Stille; dann stand er auf und sprach zu dem Bischof: „Diener Gottes, öffne deinen Mund und rede!“ Und zum Erstaunen aller Anwesenden rief der Stumme: „Der Name des Herrn sei gebenedeit, der sich auf dein Flehen meiner erbarmt hat!“ Dann hob ihn Severin von seinem Bett mit den Worten: „Steh auf im Namen Jesu, denn heute musst du mit mir das allerheiligste Opfer verrichten und deine Gläubigen segnen!“ Und Eulalius stand auf und war geheilt und erteilte unter lautem Frohlocken seiner Gemeinde den Segen.

 

Am anderen Tag kam der Heilige an das Hoflager des Königs, der unterdessen in eine solche Schwäche gefallen war, dass er kaum mehr atmen konnte. Severinus betete vor dem Bett des Kranken eine Weile, dann bedeckte er ihn mit seinem Mantel, erhob Augen und Hände zum Himmel und befahl schließlich dem König, sich zu erheben. Plötzlich hatte ihn das Fieber und alle Schwäche verlassen und in voller Gesundheit warf er sich auf seine Knie und dankte Gott für die Gnade seiner Genesung. Ganz Paris ertönte vom Jubel der Einwohner und Clodoväus verteilte nicht nur ungeheure Summen unter die Armen, sondern ließ auch alle Gefangene, die kein todeswürdiges Versprechen begangen hatten, in Freiheit setzen. Bald darauf verließ der Heilige den königlichen Hof und kam auf seiner Rückreise bis nach Chateau Landon, wo eine aus Holz erbaute Kirche stand, in der zwei fromme Priester, Paschasius und Urficinus mit Namen, Gott Tag und Nacht dienten. Denen eröffnete Severinus seine Todesstunde und bat sie, seinen Leichnam in dem Gotteshaus zu begraben. Mit brennender Andacht empfing er die heiligen Sterbesakramente und verschied im Gebet um das Jahr 512. An seinem Grab geschahen viele Wunder und der König Childebert, ein Sohn des Clodoväus, erbaute über dem Grab eine prächtige Kirche, die er reichlich beschenkte.