Heiliger Poppo, Abt und Bekenner von Stablo, Belgien, + 25.1.1048 – Fest: 25. Januar

       

Unter die Geistesmänner, die ihr ganzes Leben dem Seelenheil ihrer Mitmenschen und dem Streben nach eigener Vollkommenheit weihten, darf mit vollem Recht auch der heilige Poppo gezählt werden. Er wurde im Jahr 978 als ein Kind von sieben Monaten in Flandern geboren, wo sein Vater Tizekinus als ein ausgezeichneter Kriegsheld in hoher Achtung stand und seine Mutter Adelviva wegen ihrer Frömmigkeit berühmt war. Nach dem Tod seines Vaters, der in einer Schlacht fiel, wählte er den Soldatenstand und hatte sich durch seine Tapferkeit schon großen Ruhm erworben, als das verzweiflungsvolle Ende einiger seiner Kriegsgefährten, die ein lasterhaftes Leben geführt hatten, einen solchen Eindruck auf sein frommes Gemüt machte, dass er das Kriegsheer verließ mit dem Entschluss, sein Leben dem Dienst Gottes zu weihen. Er machte zuvor eine Wallfahrtsreise nach Palästina, wo er alle die heiligen Orte mit inniger Andacht besuchte, die durch das Leiden und Sterben des göttlichen Erlösers berühmt wurden, und als er nach seiner Rückkehr in Rom an den Gräbern der Apostelfürsten sein Gebet verrichtet hatte, begab er sich wieder nach Flandern und erwarb sich durch seine Tugenden so sehr die Liebe des Frumoldus, der erster Minister des Fürsten Balduin war, dass ihm dieser seine Tochter, eine Jungfrau von besonderer Schönheit und Unschuld, zur Gemahlin antrug. Schon waren die feierlichsten Anstalten zur Vermählung gemacht und unzählige Männer beneideten Poppo wegen seines glänzendes Glückes, als er der Versuchung entfloh, sich heimlich in das Kloster Stablo flüchtete und fußfällig den heiligen Abt Theodoricus bat, ihn unter die Zahl seiner Jünger aufzunehmen. Bald übertraf er durch seinen Eifer alle Ordensmänner und wurde zum Vorsteher des Armen- und Krankenhauses erwählt. Mit unaussprechlicher Geduld und Liebe bediente und pflegte er da die Unglücklichen und Bedrängten und wirkte durch sein Gebet viele Wunder durch Heilung der bösartigsten Krankheiten. So erhielt ein Aussätziger seine Gesundheit über Nacht, dem der Heilige seinen Mantel zur Bedeckung gab.

 

Allgemein verbreitete sich nun der Ruf der Heiligkeit des Dieners Gottes und der Abt Richardus bediente sich seiner, um in verschiedenen Klöstern die Missbräuche und das eingerissene Sittenverderbnis aufzuheben und die Befolgung der alten, strengen Klosterregeln wieder einzuführen. Da er dieses schwere Unternehmen mehr durch das Beispiel seiner Frömmigkeit und Demut, als durch Befehle zu Stande gebracht hatte, begab er sich wegen kirchlicher Angelegenheiten an den Hof des Kaisers Heinrich, wo er mit den größten Ehrenbezeigungen empfangen wurde und durch seine Ermahnungen die gefährlichen Faustkämpfe aufhob, an denen bisher der Kaiser so großes Vergnügen hatte. Dadurch zog er sich den Hass der Höflinge zu, die ihn sogar durch Gift töten wollten. Aber der Heilige entging durch ein Wunder ihren Nachstellungen, wie auch anderen Verfolgungen, die sittenlose Mönche ihm bereiteten, da er auf Drängen des Kaisers Heinrich die Würde eines Abtes zu Stablo und später des Klosters zum heiligen Maximin übernehmen musste.

 

Nach dem Tod Heinrichs bestieg Conrad den Kaiserthron und weil auch König Heinrich von Frankreich auf diese Würde gegründete Ansprüche zu haben glaubte, entstand ein verheerender Krieg, welcher aller Bemühungen der Mächtigen des Reiches ungeachtet nicht vermieden werden konnte. Da verließ schließlich der heilige Poppo seine Einsamkeit, bewirkte eine Versöhnung zwischen den beiden Regenten und wurde zur Belohnung vom Kaiser Conrad zum Bischof von Straßburg ernannt. Doch der demütige Diener Gottes hielt sich für zu unwürdig dieses heiligen Amtes und begab sich wieder auf den Weg zu seinem Kloster. Aber auf der Reise überfiel ihn ein Fieber und er starb im Kloster Marchienes 1048 im siebzigsten Jahr seines Lebens, nachdem er in einem Bußkleid auf bloßer Erde liegend, die heiligen Sterbesakramente empfangen hatte. Unter dem Wehklagen aller Ordensmänner, die ihn als ihren Vater liebten, wurde sein Leichnam nach Stablo geführt, wo er, beweint von vielen Menschen, in der Klosterkirche beigesetzt wurde.