Seliger Johannes von Parma, VII. General des Franziskanerordens, + 19.3.1289 – Fest: 19. März

       

Johannes, aus der alten Familie der Burali in der Stadt Parma, von der er seinen Beinamen erhielt, entsprossen, wurde in der Gottseligkeit erzogen, und trat in den Orden des heiligen Franziskus, worin er sich durch die Reinheit seiner Sitten, seine Gelehrsamkeit und Predigergabe so auszeichnete, dass man ihn zu Bologna, zu Neapel und hernach zu Rom als Professor der Theologie aufstellte. Aller Orten bewährte er eine eben so große Heiligkeit als wissenschaftliche Kenntnis. Crescentius, der Minoritengeneral, der 1245 von Innocenz IV. zum Concilium von Lyon berufen wurde, dabei aber seines hohen Alters wegen nicht erscheinen konnte, erwählte daher den Ordensbruder Johannes zu seinem Stellvertreter. Dieser Sendung entsprach der Diener Gottes auch so trefflich, dass ihn der Orden zwei Jahre danach zu seinem allgemeinen Obern erwählte.

 

Die erste Sorge des weisen und eifrigen Vorstehers war nun, alle seiner Gerichtsbarkeit untergebenen Klöster zu besuchen, und die durch die Schwäche seines Vorgängers gesunkene Ordenszucht zu ihrer alten Wirksamkeit zu erheben. Alle seine Reisen machte er zu Fuß, trug nur ein Oberkleid, hatte zur Begleitung kaum zwei Gefährten, und betete unterwegs die Tagzeiten mit entblößtem Haupt. Und nicht immer gab er sich in den Häusern, die er besuchte, gleich zu erkennen, um genauere Kunde von ihrem Zustand einziehen zu können. Er ließ nicht zu, dass man ihn auf irgendeine Weise auszeichnete, er aß in einem Speisesaal mit seinen Ordensbrüdern, wohnte zur Nachtzeit dem Chor bei, unterzog sich den niedrigsten Geschäften des Hauses, und gab allen das Beispiel der klösterlichen Vollkommenheit.

 

Sein Eifer für die Ordenszucht bewog ihn, mehrere allgemeine Kapitel zusammen zu berufen, unter anderen jenes von Metz. Diese Versammlungen trugen vieles bei, die Minoriten zur gewünschten Standesvollkommenheit zurück zu führen. Die weisen Absichten und der wahrhaft gottselige Wandel des frommen Obern erwarben ihm allgemeine Hochachtung beim Volk und den Fürsten, - der heilige König Ludwig war ihm besonders von Herzen gewogen. Als im Jahr 1249 die Griechen das Verlangen an den Tag legten, sich mit der römischen Kirche zu vereinigen, glaubte der damals regierende Papst Innocenz IV. zur Ausführung dieser schwierigen Sache keinen besseren Legaten wählen zu können, als den gottseligen Johannes, den er minder in der Eigenschaft eines Legaten, als in der eines Friedensengels, wie er sich ausdrückt, an Kaiser Dukas sandte, der seine Residenz in Nicäa hatte. Der Gottesmann erwarb sich eine solche Hochachtung und Verehrung bei den Griechen, und vollbrachte seine Unterhandlung so trefflich, dass der Kaiser und der Patriarch von Constantinopel Abgeordnete an Papst Innocenz abgehen ließen. Und wenn das begonnene Werk nicht zu dem gewünschten Ziel gelangte, so traten fremdartige Ursachen, die der gottselige Legat nicht abwenden konnte, leider! hemmend in den Weg.

 

Da Johannes nach einem sieben Jahre langen Aufenthalt aus dem Orient zurückgekehrt war, wollte er das angefangene Gute, durch Ausrottung der Missbräuche, die sich in den Orden des heiligen Franziskus eingeschlichen, und während seiner Abwesenheit vervielfacht hatten, fortsetzen. Er berief deshalb 1256 ein allgemeines Kapitel nach Rom, wobei Papst Alexander IV. den Vorsitz führte. Diese Versammlung gewährte aber kein tröstliches Ergebnis für den frommen Obern. Die Feinde der Unterwürfigkeit erhoben sich mit Macht gegen ihn, klagten ihn an, als glaubte er an die Träumereien des Abtes Joachim, eines berüchtigten Schwärmers, der damals großes Aufsehen machte, und zwangen ihn zur Niederlegung des so würdig von ihm geführten Amtes. Befreit von einer so drückenden Last, dachte Johannes an nichts anderes mehr, als in stiller Verborgenheit an seiner Heiligung zu arbeiten. Nachdem er daher den berühmten heiligen Bonaventura zu seinem Nachfolger vorgeschlagen hatte, zog er sich in das Kloster Grecchio zurück, wo er dreißig Jahre lang ein mehr englisches als menschliches Leben führte. Als er jedoch nach Verlauf dieser Zeit vernahm, dass die Griechen zu ihren vorigen Irrtümern wieder zurückkehrten, begehrte er, von heiligem Eifer für die Kircheneinheit entflammt, von Papst Nikolaus IV. die Erlaubnis, eine neue Reise in das Morgenland zu machen, die er nach erhaltener Bewilligung in einem Alter von 80 Jahren auch unternahm. Nach seiner Ankunft zu Camerino, im Kirchenstaat, erkannte und sagte er sein nahes Ende vor, und starb daselbst im Jahr 1289. Seine Heiligkeit wurde durch Wunder, die an seinem Grab geschahen, so sehr bewährt, dass ihm die Einwohner des Landes auf ihre Kosten ein marmornes Denkmal errichteten, und ihm öffentliche Verehrung erwiesen. Papst Pius VI. bestätigte durch ein Dekret, das die Versammlung der Ritus den 5. August 1781 bekannt machte, diese Verehrung. Der Leib des Dieners Gottes war lange Zeit in dem ihn umschließenden Denkmal unverwest geblieben, und vielleicht befindet er sich jetzt noch in jenem Zustand. 

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Über das selige Ende des heiligen Abtes Johannes erzählt die fromme Legende noch Folgendes:

 

In der letzten Krankheit des heiligen Johannes, des Abtes von Parma, standen eines Tages zwei seiner geistlichen Söhne, Gandulph und Restald, an seinem Bett, um ihm den nötigen Beistand zu leisten. Als die Essenszeit gekommen war, hieß er sie mit den anderen zu Tisch gehen, und die Tür seiner Zelle schließen. Weil sie ihn aber nicht allein lassen wollten, entfernten sie sich zwar auf seinen wiederholt ausgesprochenen Wunsch aus der Zelle, gingen aber nicht zu Tisch, sondern blieben vor der Tür im Gang stehen, um, wenn er ihrer bedürfte, sogleich zur Stelle zu sein. Da sahen sie denn mit einem Mal die ganze Zelle mit einem wunderbaren Glanz erhellt, zugleich verbreitete sich aus ihr ein überaus angenehmer Wohlgeruch, und sie hörten den Kranken mit dem Ausdruck des höchsten Jubels sprechen: „Ich sage euch großen Dank, dass ihr euch würdigt, euren Knecht heimzusuchen: ihr wisst, mich welcher Liebe ich euch stets ergeben war, und wie ich euch so viel es mir möglich war, zu dienen mich bestrebte. Jetzt aber steht mir bei und bittet für mich beim Richter aller inständig, dass ich in dem furchtbaren Gericht bestehen möge.“ Dieses hörte man ihn öfters sprechen. Später wurde es still in der Zelle und allmählich verlor sich auch der Lichtglanz, indem aber der Wohlgeruch noch lange zu spüren war, als die Brüder, die vor der Zelle standen, mit noch einigen anderen eintraten. Sie baten den Kranken, ihnen doch zu sagen, mit wem er soeben gesprochen hatte, da doch niemand bei ihm gewesen wäre, und er sagte ihnen: „Meine Gebieterin Maria, die ich immer geliebt habe, hat sich gewürdigt, mit einigen anderen heiligen Jungfrauen zu mir zu kommen. Sie hat mich in Kenntnis gesetzt, dass ich bald aus diesem Leben scheiden werde. Ruft nun alle Brüder zusammen und fleht in der Stunde meines Todes, die so nahe ist, inständigst zum Herrn um Barmherzigkeit für mich Sünder.“ Und als alle Brüder und zugleich der Bischof und die Geistlichkeit der Stadt herbeigekommen waren und mit Tränen die Gebete für den Sterbenden verrichteten, verschied der heilige Abt, nachdem er noch einmal mit dem Leib des Herrn gestärkt worden war, aus diesem Leben, um dort bei Gott und Maria sich ewig zu freuen.