Gottselige Anna Juliana, Erzherzogin von Österreich, Prinzessin von Mantua, + 3. August 1620 – Gedenktag: 3. August

 

Unter den fürstlichen Personen war kaum eine der Verehrung der seligsten Jungfrau mehr zugetan, als die fromme und gottselige Fürstin von Tirol, Anna Katharina, aus dem Haus Gonzaga, das damals das Herzogtum Mantua beherrschte.

 

Schon in ihrer Kindheit zeigten sich die Spuren dieser Verehrung und Liebe zur Gottesmutter. So zum Beispiel gab es kein besseres Mittel, ihre Tränen zu stillen, als wenn man ihr einen Rosenkranz in die Hände gab, oder ein Marienbild vorhielt. Im siebten Lebensjahr fing sie an, der Mutter Gottes zu Ehren an den Samstagen zu fasten, und behielt diese fromme Gewohnheit lebenslang bei. Ihre Liebe zu Maria war so zart und innig, dass man ihr keine größere Freude machen konnte, als wenn man ihr Gelegenheit gab, von ihren Tugenden und Vorzügen zu sprechen. Täglich verehrte sie Maria im Gebet. Auf bloßer Erde kniend grüßte sie jeden Tag zwölfmal die heilige Jungfrau mit dem Hymnus: „Ave maris stella“ (Sei gegrüßt du Meeresstern). Ebenso sprach sie täglich kniend dreiundsechzigmal mit Herz und Mund die Worte: „Maria, Mutter Gottes, der Herr ist mit dir.“

 

Zu ihrer größten Freude nahm Anna auch an Ferdinand, Erzherzog von Österreich und Landesfürst von Tirol, an den sie noch sehr jung verheiratet wurde, große Andacht und Liebe zur gebenedeiten Gottesmutter wahr und suchte sie auf alle Weise in ihm zu erhalten und zu vermehren. Sie vermochte ihn, mit ihr an den Samstagen zu Ehren Mariens zu fasten und sich von den gewöhnlichen Speisen zu enthalten. Die fromme Gattin ermunterte ihn auch zum oftmaligen Empfang der heiligen Sakramente und bewog ihn, um seine und anderer Andacht zur Mutter Gottes zu vermehren, zu ihrer Ehre ein Kirchlein zu bauen.

 

Nach dem Tod ihres Gemahls, der oft bekannt hatte, er könne Gott nicht genug danken, dass er ihm eine solche Gemahlin gegeben hat, legte sie allen fürstlichen Schmuck ab und erschien im einfachen schwarzen Kleid. Auf dem Haupt trug sie eine dem Klosterfrauen-Schleier ähnliche Bedeckung, und statt der goldenen Kette legte sie einen mit den Geheimnissen des Lebens und Leidens Jesu Christi und seiner jungfräulichen Mutter versehenen Rosenkranz um den Hals.

 

Obwohl erst neunundzwanzig Jahre alt und von den angesehensten Fürsten, selbst von Rudolph II., dem deutschen Kaiser, und von dessen Bruder und Nachfolger Mathias, Erzherzog von Österreich, zur Ehe begehrt, konnte sich die fromme Witwe doch zu keiner neuen ehelichen Verbindung entschließen, weil sie dadurch dem sehnlichsten Wunsch ihres Herzens, sich ganz dem Dienst Gottes und Mariens zu weihen, keine weiteren Hindernisse in den Weg legen wollte. Als man ihr meldete, ihre jüngere Schwester sei als Kaiserin gekrönt worden, antwortete sie: ich beneide meine Schwester nicht um ihre kaiserliche Krone. Ich will tausendmal lieber dieses Kleid, womit Maria, meine Königin, so gütig war, mich zu krönen. Ihr Hof glich nun mehr einem Kloster, als einem Palast, in dem sie mit ihren Töchtern und dem ganzen Hofstaat, der nur aus Männern und Frauen von bewährter Tugend bestand, alle Werke der Gottseligkeit übte. Allen suchte sie durch Wort und Beispiel innige Liebe und Andacht zur Himmelskönigin einzuflößen.

 

Es genügte aber ihrem Eifer und ihrer Liebe zu Maria nicht, sie zu Hause auf alle mögliche Weise zu ehren, sondern sie besuchte auch, ungeachtet der Beschwernisse der Reise, die berühmtesten Wallfahrtsorte der allerseligsten Jungfrau. So zog sie nach Loretto in Italien, nach Altötting in Bayern, nach Maria-Einsiedeln in der Schweiz, nach Brandis in Böhmen und an mehrere andere Orte, um die wundertätigen Gnadenbilder zu besuchen. Die Besuche der nähergelegenen waren ohnehin sehr häufig.

 

Im Jahr 1610 ließ sie zu Innsbruck ein doppeltes Frauenkloster, in dem der gebenedeiten Himmelskönigin gedient werden sollte, erbauen, nämlich das sogenannte „Regelhaus für Witwen“, die der Welt entsagen und ein zurückgezogenes Leben führen wollten, und ein Kloster der „Dienerinnen Mariens“.

 

Schließlich, nachdem ein großes Hindernis, das die gottselige Witwe bisher noch in der Welt zurückgehalten hatte, behoben war, nämlich ihre jüngste Tochter Anna an Kaiser Mathias verheiratet war, führte sie den schon immer gehegten Wunsch aus, Gott und Maria in klösterlicher Abgeschiedenheit vollkommener zu dienen und trat zusammen mit ihrer anderen Tochter Maria, die die Hand Philipps III. von Spanien ausgeschlagen hatte, in das von ihr gegründete Kloster, um als eine wahre „Dienerin Mariens“ zu leben und zu sterben, wobei sie den Namen Anna Juliana annahm, zum Andenken an die heilige Juliana, die den Orden der „Dienerinnen Mariens“ gegründet hat. Anna Juliana starb im Ruf der Heiligkeit am 3. August 1620, im sechsundfünfzigsten Jahr ihres Lebens und im zehnten ihres geistlichen Standes.