Heilige Eulalia, Jungfrau und Martyrin von Merida, Spanien, + 10.12.303 - Fest: 10. Dezember

       

Die Heiligen-Verzeichnisse geben zwei christliche Jungfrauen und Martyrinnen mit dem Namen Eulalia an. Beide haben in der Verfolgung des Kaisers Diokletian im Jahr 303 und 305 in Spanien ihr Blut des christlichen Bekenntnisses wegen vergossen, die eine zu Barcelona, die andere zu Merida. Das Gedächtnis der ersten wird am 12. Februar, das der anderen heute am 10. Dezember gefeiert. Von der erzählt der heilige Prudenzius, übereinstimmend mit den vorhandenen Martergeschichten folgendes:

 

Eulalia stammte aus einer vornehmen und sehr angesehenen Familie ab. Merida war ihre Vaterstadt. Von ihrer frommen Mutter wurde sie in der christlichen Religion unterrichtet. In früher Jugend schon leuchtete sie als ein Muster inniger Gottesfurcht und liebenswürdiger Sittsamkeit anderen als Vorbild. Als die grausame diokletianische Christenverfolgung sich auch über Spanien verbreitete, hörte sie vieles von dem hohen Mut der christlichen Bekenner und von der unerschütterlichen Standhaftigkeit, mit der die heiligen Märtyrer ihr Leben um des Namens Jesu willen in der qualvollsten Todesart dahingaben. Solche Erzählungen machten auf ihr jugendliches Gemüt einen tiefen Eindruck. Immer heftiger entflammte in ihrem Herzen die Begierde, eines gleichen Heils durch den Martertod gewürdigt zu werden. Die Gesinnung der Tochter konnte der Mutter nicht verborgen bleiben. Sie war besorgt darüber, dass Eulalia sich selbst bei den Verfolgern angeben würde, und glaubte ernste Maßregeln dagegen treffen zu müssen. Eulalia wurde aufs Land gebracht und da in einem kleinen Häuschen von den Menschen abgesondert gehalten. Das wachsame Auge der besorgten Mutter begleitete alle ihre Schritte. Allein die brennende Begierde für Christus und seine göttliche Heilslehre zu leiden, besiegte alle Hindernisse, die sich ihr entgegenstellten. Sie fand Gelegenheit, in der Nacht aus dem Haus zu kommen. Die Dunkelheit der Nacht schützte sie vor Nachforschungen. Durch unwegsame Gegenden, durch Gesträuche und Dornen ging sie dahin und kam schließlich in ihrer Vaterstadt Merida an. Der Statthalter Dazian saß gerade auf dem öffentlichen Platz zu Gericht. Er war umgeben von Personen der Obrigkeit, von bewaffneten Kriegsleuten und von einer großen Menge Volkes. Eulalia drängte sich durch die Menschenmassen hindurch, stellte sich vor den Statthalter hin und erklärte ihm mit der bewunderungswürdigsten Unerschrockenheit: dass es die größte Torheit sei, vor Holz und Steinen, gleich als wären sie Gottheiten, die Knie zu beugen. „Ihr sucht“, sprach sie weiter, „die Christen auf. Seht, auch ich bin eine Christin! Ich hasse die Götter und möchte alle eure Götzen zertrümmern. Mit Herz und Mund bekenne ich den einzig wahren Gott. Eure Götzen, der Isis, der Apollo, die Venus sind nichts – bloßes Menschenwerk, und Maximian handelt sehr töricht, dass er sie verehrt und zu verehren befiehlt. Er tut großes Unrecht, dass er so viel unschuldiges Blut deswegen vergießen lässt.“ Schließlich sprach sie zu den Schergen: „Was zögert ihr? Nehmt mich! Schneidet, brennt, zerreißt meinen Körper! Er ist vergänglich, deswegen wird es euch ein Leichtes sein, ihn zu zerstören. Nichts aber werdet ihr anhaben können meinem Geist.“

 

Der Statthalter hatte eine so nachdrückliche Erklärung von einem zwölfjährigen Mädchen nicht erwartet. Er wurde heftig erzürnt und befahl den Schergen, dass man sie durch Martern auf andere Gedanken bringen solle. Bevor jedoch dieser Befehl vollzogen wurde, versuchte er, nachdem er sich von der ersten Zorneshitze erholt hatte, durch Zureden sie zu gewinnen und ihren Sinn zu ändern. Er stellte ihr das Ansehen ihrer Familie vor Augen, die durch ihr Bekenntnis tief herabgesetzt werden würde. Er schilderte ihr die Vergnügungen, die sie, wenn sie durch Verleugnung des Christentums ihr Leben erhalte, in ihrem vornehmen Stand genießen könne. Er machte sie aufmerksam auf die vorteilhaften ehelichen Verbindungen, auf die sie seiner Zeit hoffen dürfe. Er bat sie schließlich, dass sie doch der grauen Haare ihrer schon bejahrten mütterlichen Großeltern schonen wolle. Diesem Zureden desto größeren Nachdruck zu verschaffen, wurden die Marterinstrumente vor die Augen der jungen Bekennerin gebracht, mit der Bedrohung, dass sie die Wirkungen derselben bald empfinden werde, wenn sie nicht zu etwas anderem sich entschließe. Zuletzt wurde ihr bedeutet, dass es in der Willkür der Obrigkeit stehe, sie enthaupten oder von den Tieren zerreißen oder verbrennen zu lassen, - lauter Todesarten, vor denen sie zurückschaudern möge.

 

Ganz ruhig hatte Eulalia diesen Vortrag angehört. Ihre Gegenerklärung gab sie jetzt nicht mit Worten, sondern durch eine Handlung kund, die den Statthalter hinlänglich überzeugen konnte, dass sein Zureden ihren Mut nicht geschwächt, sondern vielmehr erhöht habe. Sie ergriff einige Opfergeräte, die neben ihr standen, und zertrümmerte sie. Mit Wut wurde sie nun angefallen von den Schergen, die mit spitzen Krallen ihre Brust und ihre Seiten bis zur Entblößung des Gebeines zerfleischten. Der Schmerz war unbeschreiblich. Das Blut floss häufig bis zur Erde, und doch verlor die junge Kämpferin ihren Mut nicht. Freudig rief sie während der Marter aus: „Herr Jesus Christus, mit Eisen und Stahl haben sie deinen errungenen Sieg meinem Leib eingegraben, und dein heiligster Name glänzt in Purpur auf ihm.“ Die unmenschliche Grausamkeit veranstaltete neue, noch schmerzlichere Qualen. Der ganz wunde Leib wurde mit Fackeln gebrannt. Schließlich legte man rings um sie her Feuerbrände und schürte diese immer näher zu ihr. Der Schmerz war überaus groß. Dabei litt die jungfräuliche Scham am meisten, da das Feuer ihre Kleider und die Haarlocken verzehrte, womit ihr Busen bedeckt war. Endlich schlug die Flamme über ihrem Kopf zusammen und sie atmete das Feuer ein. Da bat sie Gott um Vollendung. Ihre Bitte wurde erhört, der Leib sank in die Glut, die Seele flog in Gestalt einer schneeweißen Taube vor den Augen der staunenden Menge dem Himmel zu. Auch der Henker und der Gerichtsdiener sehen die Wundererscheinung, staunen und zittern darob, verwünschen ihre böse Tat und eilen davon. Sie wurden bekehrt. Indessen erstirbt die Glut, und es fällt Schnee, den Leichnam der zarten Jungfrau vor den unreinen Augen zu bedecken, bis die Gläubigen die Gelegenheit ersahen, die glorreiche Martyrin zu beerdigen. In Folge der Zeit erhob sich über ihrem Grab eine herrliche Kirche und großer Ruhm der Heiligkeit und ihrer mächtigen Fürbitte durch viele Wunderzeichen. Mit dieser heiligen Jungfrau litt zugleich nach dem Zeugnis des römischen Marterbuches eine andere Jungfrau, Julia mit Namen, ihre Spielgefährtin, den Martertod durch das Schwert.

 

„Wahrlich sage ich (der Sohn Gottes) euch: Wenn ihr nicht werdet wie die Kinder, so werdet ihr nicht in das Himmelreich eingehen. So gläubig, so arglos, so ohne Verstellung, ohne Anmaßung, so versöhnlich, so teilnehmend, so liebevoll, wie gute Kinder sind, erklärt die Eigenschaft der Himmelskinder.“ (Der heilige Gregor)