Heiliger Barbatus von Benevent, Bischof und Bekenner, + 19.2.682 – Fest: 19. Februar

 

Barbatus wurde in der Gegend von Benevent in Italien gegen Ende des Pontifikats des heiligen Gregor des Großen geboren, d.h. am Anfang des 7. Jahrhunderts. Seine gottesfürchtigen Eltern wendeten alles an, um ihrem Sohn eine christliche Erziehung zu geben. Und sie hatten auch den Trost zu sehen, dass ihre Sorgen nicht fruchtlos waren. Von seinen ersten Jahren an zeigte der junge Barbatus schon die Anlagen, die den hohen Grad der Heiligkeit, den er erreichte, nicht undeutlich vorhersehen ließen. Kaum hatte er das kanonische Alter erreicht, als er sich in den geistlichen Stand aufnehmen ließ. Er hatte sich dieser Ehre durch eine große Liebe für die Kenntnis der Heiligen Schrift, durch die Einfalt und Unschuld seiner Sitten und durch den außerordentlichen Eifer, mit dem er stets auf dem Pfad der Tugend voranschritt, würdig gemacht. Da er mit seinem seltenen Rednertalent begabt war, beauftragte ihn sein Bischof, dem Volk die Lehren des Heils zu verkündigen und ernannte ihn einige Zeit danach zum Pfarrer in der Kirche zum heiligen Basilius in Mercone, einer kleinen Stadt unweit von Benevento. Der Heilige sah bald ein, dass er es mit einem Volk zu tun hat, das von keiner Besserung hören wollte. Und in der Tat, seine Pfarrkinder waren ganz unbeugsam und allem Guten abgeneigt. Ganz in den Pfuhl des Lasters versunken, verschlossen sie hartnäckig das Ohr der Ermahnungen ihres Hirten, der sie zur Buße zu bewegen versuchte. Sie beschuldigten ihn sogar der Störung ihrer öffentlichen Ruhe und nahmen daher Gelegenheit, ihn zu misshandeln. Voll Zorn, dass sie durch dieses Mittel ihren Zweck nicht erreichen konnten und sehen mussten, dass der Heilige ihrer Bosheit nur bescheidene Demut und eine unveränderliche Geduld entgegensetzte, nahmen sie ihre Zuflucht zur Verleumdung. Schließlich kam es soweit, dass Barbatus sich gedrängt sah, seine Kirche zu verlassen. Von seinem bisher verwalteten Amt hatte er jedoch wenigstens den Vorteil, die von Gott ihm zugesandten Prüfungen dazu benützt zu haben, sein Herz durch eine immer vollkommenere Lostrennung von der Welt und seiner selbst zu reinigen. Er kehrte nach Benevento zurück, wo er von allen, die seinen heiligen Wandel kannten, mit Freuden aufgenommen wurde.

 

Die Kirche von Benevento (Die Überlieferung dieser Kirche sagt, dass der heilige Pothin, den der heilige Petrus geschickt hat, ihr erster Bischof gewesen ist. Aber man kennt seine Nachfolger nicht bis zum heiligen Januarius, der im Jahr 305 gemartert wurde.) seufzte damals unter der Last eingerissener Missbräuche. Mehrere ihrer Kinder entehrten die Heiligkeit des Christentums durch verschiedene Arten des Aberglaubens, der von den Langobarden abstammte. Barbatus fühlte sich beim Anblick dieser Unordnungen von heiligem Eifer ergriffen. In seinen Predigten bekämpfte er sie mit allem Nachdruck und suchte mit ihnen zu beweisen, wie sehr Gott sie verabscheut. Der anfangs geringe Erfolg konnte ihn nicht mutlos machen. Er fuhr fort, über dieses Thema zu predigen und da er wusste, dass die Bekehrung der Herzen eine Wirkung der Gnade ist, suchte er seinerseits die göttliche Barmherzigkeit durch intensive Gebete und strenges Fasten zu besänftigen. Um endlich die Aufmerksamkeit seiner Zuhörer zu wecken, verkündigte er ihnen die Drangsale, die das Heer des Kaisers Constans über ihre Stadt bringen würde. Dieser Fürst kam auch wirklich nach Italien, belagerte Benevento und stürzte die Bewohner in die äußerste Not. Die Bürger, von Schrecken ergriffen, wurden gelehrig, gingen in sich und versprachen, den Irrtümern und dem Aberglauben abzuschwören, denen sie sich so blind ergeben hatten. Der Heilige benützte diese glückliche Stimmung, belebte mit neuer Kraft durch Worte des Trostes die niedergeschlagenen Gemüter und versicherte sie, dass der Kaiser die Belagerung der Stadt aufheben wird, was auch durch den Ausgang als Vorhersage bestätigt wurde.

 

Diese verschiedenen Umstände brachten eine große Umänderung in den Sitten hervor. Barbatus wurde in der Folge als ein Mann angesehen, dessen sich der Himmel augenscheinlich annehme. Man setzte daher ein gänzliches Vertrauen auf ihn, und dadurch wurden ihm die Mittel erleichtert, alle Missbräuche abzuschaffen. Hildebrand, der Bischof von Benevento, war während der Belagerung dieser Stadt gestorben. Die erste Sorge nach erhaltenem Frieden war, dass man Barbatus zu seinem Nachfolger erwählte. (Der bischöfliche Sitz zu Benevento wurde um das Jahr 965 von Papst Johannes XIII. zu einem erzbischöflichen Stuhl erhoben.) Der neue Bischof, der am 10. März im Jahr 663 geweiht wurde, verdoppelte seinen Eifer, um das große Werk, das er so glücklich begonnen hatte, zu immer höherer Vollkommenheit zu führen, und es gelang ihm auch alles, was den Aberglauben seither begünstigt hatte, von Grund aus zu zerstören. Im Jahr 680 wohnte er einem Konzil zu Rom bei, und im folgenden Jahr dem 7. Allgemeinen Konzil, das zu Konstantinopel, auf Veranlassung des Monothelismus, gehalten wurde, auf dem derselbe verdammt wurde. Er starb am 19. Februar 682 in einem Alter von ungefähr siebzig Jahren. Seinen Namen findet man im römischen Martyrologium. Die Kirche von Benevento verehrt ihn als einen ihrer ersten Schutzheiligen.

 

Schon manche Sünder hat die Furcht vor den Übeln dieses Lebens zur Besinnung gebracht. Wie kommt es aber, dass die Furcht vor den Übeln des zukünftigen Lebens dies nicht vermag, oder beinahe gar keinen Eindruck auf uns macht? Die Ursache hiervon ist, weil wir sie nur in der Ferne oder mit einem flüchtigen Blick betrachten oder weil wir als sinnliche Menschen die Strafen der Ewigkeit nicht mit leiblichen, sondern nur mit den geistigen Augen des Glaubens zu schauen vermögen. Es ist demnach unmöglich, dass selbst die schrecklichsten Wahrheiten kräftig auf unser Herz wirken, wofern wir sie nicht stets unserm Geist vorhalten und sie uns durch reifliche Betrachtung vergegenwärtigen. Daher kommt es, dass die Bekehrungen, die in der Krankheit geschehen, fast niemals aufrichtig sind. Man sehe nur auf das Verhalten derjenigen hin, denen Gott die Gesundheit wieder geschenkt hat. Fallen sie nicht stets wieder in dieselben Fehler, in dieselben Gewohnheitssünden? Der heilige Augustin erzählt uns deshalb eine Begebenheit, die hier angeführt zu werden verdient. Zu Konstantinopel sah man eine außerordentliche Lufterscheinung, die Anlass gab, dass einige prophezeiten, die Stadt würde durch Feuer vom Himmel verzehrt werden. Die Bewohner, von Schrecken ergriffen, taten Buße nach dem Beispiel der Niniviten: sie verließen mit dem Kaiser die Stadt und zogen an einen entfernten Ort. Als der bestimmte Tag, an dem die Erfüllung dieser Vorhersage geschehen sollte, vorüber war, schickte man hin um zu sehen, was aus der Stadt geworden sei. Da sie hörten, dass die Stadt noch steht, kehrten sie zurück und fuhren fort zu leben, wie vorher. Dies ist das Bild der Sünder, von denen wir geredet haben. Ihre guten Entschlüsse verschwinden, sobald die Gefahr vorüber ist.