Heiliger Jakobus Piceni de Marchia, Priester von Neapel, + 28.11.1476 - Fest: 28. November

       

Der heilige Jakobus Picenus, Bekenner aus dem Orden des heiligen Franziskus, wurde zu Montebrando in der Mark Ancona von Eltern niedrigen Standes aber gottesfürchtigen Sinnes geboren. Ein Priester aus der Nachbarschaft brachte ihm die Anfangsgründe der lateinischen Sprache bei. Die Wissenschaften erlernte er auf der Hochschule von Perugia, und dort gewann er durch seinen Fleiß und sein gesittetes Benehmen die Gunst eines angesehenen Edelmannes in dem Grad, dass er ihm die Erziehung seines Sohnes anvertraute, ja, als er später nach Florenz übersiedelte, ihn auch dahin mit sich nahm. Jakob lebte mitten unter dem Geräusch der Welt in frommer Geistessammlung und heiliger Gebetsübung und fand dabei solche Wonne, dass er sich endlich entschloss, den Klosterstand zu wählen. Als ihn einst auf einer Reise der Weg an der Kirche Portiuncula vorüber führte, trat er ein und fühlte sich von der Andachtsglut der Söhne des heiligen Franziskus so erbaut, dass er in ihre Genossenschaft aufgenommen zu werden begehrte. Gern gewährte man ihm seine Bitte und schickte ihn zur Erstehung der Prüfungszeit in das bei Assisi gelegene Kloster „zu den Gefängnissen“. Da war es nun, wo er den Grund zu jener hohen Heiligkeit legte, die er in der Folge erreichte. Nach vollendetem Noviziat kehrte er in das Kloster Portiuncula zurück, fortan den Brüdern als ein Muster des Gebetseifers, der Abtötung, des Gehorsams, der Demut und der Herzensreinheit vorleuchtend. Am Seelenheil seiner Mitmenschen arbeitete er mit unermüdlicher Tätigkeit. Seine Kanzelreden waren einfach, aber kräftig und salbungsvoll. In Mailand führte er durch eine Predigt 36 dem Laster ergebene Frauen auf den Weg der Buße. Man wollte ihn nun zum Erzbischof dieser Stadt haben, aber er ergriff die Flucht, und als man ihn einholte, ließ er nicht ab zu flehen, bis man ihn in dem Stand eines armen Ordensmannes beließ. Er begleitete auch den heiligen Johannes Capistranus auf mehreren seiner Missionen in Deutschland, Böhmen und Ungarn und wurde in das letztgenannte Land dreimal vom apostolischen Stuhl ausgeschickt. Die von Gott ihm verliehene Wundergabe gab ihm eine neue Glorie, zumal als er den Herzog von Calabrien und den König von Neapel durch sein Gebet von gefährlichen Krankheiten heilte. Zu damaliger Zeit erhob sich ein großer Streit zwischen den Franziskanern und Dominikanern. Es handelte sich um die Frage, ob das Blut Jesu Christi, so während seines Leidens von seinem Körper getrennt worden, allzeit hypostatisch mit dem Wort vereint war. Jakob wurde, als habe er das geleugnet, vor die Inquisition gezogen, ging aber ehrenvoll aus der Untersuchung hervor. Er starb im Dreifaltigkeitskloster bei Neapel am 28. November 1479 in einem Alter von neunzig Jahren und wurde in der Kirche S. Maria Nuova zu Neapel begraben. Seine Heiligsprechung erfolgte 1726 unter Benedikt XIII., der selbst Augenzeuge von den auf seine Fürbitte gewirkten Wundern war. 

 

 

Aus anderer Quelle:

 

Der heilige Jakobus von Marchia, Franziskanerordenspriester, Volksmissionar,

+ 28.11.1476 – Fest: 28. November

 

Der heilige Jakob von Marchia (d.h. von der Mark) war ein ebenbürtiger Zeit- und Ordensgenosse zweier großer Heiligen aus dem Franziskanerorden, des heiligen Bernardin von Siena (20. Mai) und des heiligen Johannes von Capistrano (23. Oktober). Er war geboren im Jahr 1391 zu Monte-Prandone in der italienischen Provinz (= Mark) Ankona und hatte das Glück, von gottesfürchtigen Eltern in Unschuld und Frömmigkeit erzogen zu werden. Dabei wurde aber auch seine weltliche Ausbildung nicht vergessen. Als dann die Zeit seiner Berufswahl gekommen war, entschied sich der weise und gottliebende Jüngling nicht für die Welt, sondern für den ausschließlichen Dienst Gottes im heiligen Ordensstand. Und zwar war es der Erste Orden des heiligen Franziskus, für den er sich begeistert hatte. Dieser Hauptzweig der großen seraphischen Familie machte damals gerade jene heilsame Reform durch, die sich als Kampf zwischen Observanz (strenge Regelbeobachtung) und Konventualismus (wesentlich gemilderte Regel) darstellt. Seinen leuchtenden Vorbildern Bernardin und Johannes folgend, wählte der heilige Jakobus, ohne einen Augenblick zu schwanken, die strengere Lebensweise. Aber seinem Eifer und Bußgeist genügte selbst diese noch nicht. Er verschärfte sie noch durch außergewöhnliche leibliche Kasteiungen. So trug er zwanzig Jahre lang einen eisernen Panzer auf dem bloßen Leib und erst auf Zureden seines Beichtvaters vertauschte er ihn endlich mit einem gewöhnlichen, aber auch noch hinlänglich rauen Bußgürtel. Die gleiche Strenge übte er gegen sich in Hinsicht auf Nahrung und Schlaf. Sein Bett war die bloße Erde, während ihm als Kopfkissen ein Stein dienen musste. Seine regelmäßige Kost war Wasser und Brot, und das nahm er täglich nur einmal zu sich. Auch von dieser Härte gegen sich selbst konnte ihn nur der heilige Bernardin etwas abbringen und auch dieser erst, als sich das vorgerückte Alter gebieterisch geltend machte.

 

Seinen beiden großen wurde unser Heiliger auch ähnlich durch die Berufstätigkeit. Denn wie diese wurde auch er, nachdem er die Priesterweihe empfangen hatte, zum Prediger und Volksmissionar bestimmt. Auch seine Erfolge im Predigtamt stellten ihn jenen beiden würdig an die Seite. Vierzig Jahre lang verkündete Jakob von Marchia fast täglich das Wort Gottes, und zwar nicht bloß vor Gläubigen, sondern auch vor Un- und Irrgläubigen aller Art, nicht bloß in seinem Vaterland Italien, sondern noch in Halbeuropa, so in Deutschland, Österreich, Ungarn, Böhmen, Polen, Russland, Dalmatien, Kroatien, Slawonien. Er spendete hierbei an ungefähr zweihunderttausend Ungläubige die Taufe und bewog an die fünfzigtausend Irrgläubige zur Rückkehr zur katholischen Kirche. Wie erschütternd sein Wort für die Sünder war, geht daraus hervor, dass, als er in Mailand über die Tränen der heiligen Magdalena predigte, sich nicht weniger als sechsunddreißig öffentliche Dirnen augenblicklich bekehrten. Die zahllosen weiten und beschwerlichen Reisen übrigens, die solche Missionstätigkeit erforderte, machte der heilige Jakobus stets in strengster apostolisch-franziskanischer Weise zu Fuß, ohne jede bequeme Ausrüstung, ohne Geld und Mundvorrat, lediglich auf Gottes Vorsehung bauend, die ihn auch nie im Stich ließ. Als er einst über den Po-Fluss in Norditalien setzen sollte, an einer Stelle, wo keine Brücke, sondern nur eine Fähre zur Verfügung stand und der Fährmann ihn mitsamt dem ihn begleitenden Bruder zurückwies, weil sie nicht zahlen konnten, breitete der Heilige von Gottvertrauen seinen Mantel auf das Wasser und fuhr mit seinem Begleiter auf diesem ungewöhnlichen Nachen glücklich über den Fluss.

 

In Anbetracht solcher Heiligkeit und großartiger Tätigkeit ist es nicht zu verwundern, dass auch die Augen der höchsten irdischen Autoritäten sich auf den schlichten Franziskaner richteten. So nahmen die deutschen Kaiser Sigismund und Albrecht seine Dienste in Anspruch und unter nicht weniger als sieben Päpsten übte er das Amt eines Legaten (Gesandten) aus. Ja, nach dem Tod des heiligen Johannes Capistranus (1456) musste Jakob von Marchia dessen Stelle als Prediger gegen die Türken und geistlicher Anführer des christlichen Heeres einnehmen. Dass aber keine ehrenvolle Berufung und kein Erfolg imstande waren, den Heiligen von dem Weg der Demut abzubringen, geht daraus deutlich genug hervor, dass er die ihm angetragene Würde eines Erzbischofs von Mailand mit aller Entschiedenheit und Beharrlichkeit ausschlug.

 

Nach einem so verdienst- und tatenreichen Leben entschlief der heilige Jakobus endlich selig im Herrn zu Neapel am 28. November 1476 im fünfundachtzigsten Lebensjahr. An seinem Grab geschahen viele Wunder und nicht das geringste ist dies, dass sein heiliger Leichnam bis auf unsere Tage noch unversehrt und biegsam ist. Daher auch die weitere wunderbare Begebenheit, dass der Leichnam, als ihn seiner Zeit der Kardinal Vinzenz Ursinus, nachmals Papst Benedikt XIII., dem König Philipp V. von Spanien zeigte, einen lieblichen Wohlgeruch ausströmte. Derselbe Papst sprach denn auch Jakobus von Marchia im Jahr 1726 heilig.

 

Der Wohlgeruch, den noch der Leichnam des Heiligen von sich gab, war ein Sinnbild des geistigen Wohlgeruchs, den er im Leben durch seine Tugenden und gottgefälligen Werke um sich verbreitet hatte und der auch zu Gott dem Herrn emporgestiegen war. So muss jeder Christ den Wohlgeruch und Himmelsduft der christlichen Tugenden von sich ausströmen lassen, so dass er sagen kann mit dem heiligen Paulus: „Ich bin ein guter Geruch für Christus.“ Das Gegenteil dieses Wohlgeruchs tritt ein, wenn der Mensch in Sünden und Lastern dahinlebt. Er wird dadurch ein Gegenstand des Ekels und Abscheus für seinen Schöpfer und einstigen Richter. Kann man sich etwas Traurigeres und Verhängnisvolleres denken?