Schon Karl der Große hatte verschiedene Versuche angestellt, die östlich von der Elbe wohnenden Wenden dem Christentum zu zuführen, aber weder die Macht des Kaisers, noch die liebevollen und angestrengten Bemühungen der Missionare des Klosters Corvey an der Weser vermochten die wilden und raubsüchtigen Heiden zu milderen Gesinnungen zu bewegen. Kaiser Otto I. unterwarf die Slaven, errichtete unter ihnen die Bistümer Havelberg, Brandenburg, Meißen, Zeitz, Merseburg und Oldenburg und besetzte sie mit tüchtigen Männern, die sich schon durch ihre Missionsarbeiten unter diesen Völkern große Verdienste erworben hatten. Das mit Genehmigung des Papstes Johann XIII. errichtete Erzbistum Magdeburg wurde der Mittelpunkt der christlichen Missionstätigkeit. Indes empörten sich die Wenden unter Anführung ihres bereits getauften Fürsten Mistewoi, mordeten die Christen und zerstörten ihre Heiligtümer. Mistewoi bereute seine Frevel und beschloss sein Leben in strenger Buße zu Bardewik.
Während die Spuren des Christentums unter den Wenden wieder verwischt wurden, ersah die göttliche Vorsehung einen Sohn dieses Stammes als Apostel unter seinem Volk aus. Gottschalk, des Wendenfürsten Utos Sohn, ein Enkel Mistewois, empfing eine vortreffliche Jugenderziehung im Kloster Lüneburg unter der Leitung des gleichnamigen Mönches Gottschalk. Der begabte junge Mann gewann eine große Vorliebe für das Christentum. Als aber sein Vater durch die Hand eines christlichen Sachsen ermordet wurde, entfloh er aus dem Kloster, versammelte seine Landsleute zu einem blutigen Rachekrieg und verwüstete mit Feuer und Schwert Nordalbingien bis nach Hamburg und Holstein. Herzog Bernhard von Nordsachsen setzte den Gräuel des Krieges ein Ziel und nahm Gottschalk gefangen, entließ ihn aber als einen tapferen Heerführer.
Gottschalk begab sich zum frommen Dänenkönig Canut und lernte von Tag zu Tag mehr die christliche Religion hochschätzen. Der edle König gewann ihn so lieb, dass er ihm seine Tochter zur Ehe gab. Seit dieser Zeit war Gottschalk ein Muster christlicher Tugenden.
Nach Canuts Tod kehrte Gottschalk in sein Vaterland zurück und es gelang seiner Klugheit und Tapferkeit, ein großes und mächtiges Slavenreich, das berühmte Obotritenreich, zu gründen (um 1045). Weil er als den größten Segen eines Reiches das Christentum erkannte, so ließ er von allen Seiten her Missionare kommen, erbaute eine Menge Kirchen und Klöster, und erhielt von seinem Freund, dem Erzbischof Adalbert von Bremen und Hamburg Bischöfe und Priester für die neuerrichteten Bistümer Mecklenburg und Ratzeburg. Er selbst verdolmetschte öfters in den Kirchen die in lateinischer Sprache von den Bischöfen und Priestern vorgenommenen liturgischen Handlungen und Zeremonien in slavischer Sprache, um seinem Volk das Verständnis der christlichen Lehre und Gebräuche zu erleichtern. Der Eifer Gottschalks und der von ihm herbeigerufenen Missionare zeitigte die herrlichsten Blüten und Früchte. Viele unter Mistewoi abtrünnig gewordenen Christen kehrten zur Mutterkirche zurück und die Heiden ließen sich in großer Menge taufen, im Bistum Hamburg wurden alle Slaven Christen.
Trotz den unsäglichen Bemühungen der Missionare und des hochherzigen, für das wahre und dauernde Glück seines Volkes schwärmenden Wendenfürsten Gottschalk, verschloss ein Teil der Heiden dem Licht des Glaubens Auge und Herz und hegte unversöhnlichen Hass gegen alle Christen. Kaum war der gefürchtete Herzog Bernhard von Sachsen gestorben, so brach die Revolution unter den heidnischen Slaven in hellen Flammen aus. Gottschalk fiel als eines der ersten Opfer des fanatischen Heidenvolkes. Der kalte Stahl durchbohrte sein liebewarmes Herz am 7. Juni 1066 zu Lentzen. Am gleichen Tag wurde der fromme Priester Ebbo vor dem Altar erstochen. Viele Priester und Laien erlitten an verschiedenen Orten den Martertod um Christi willen. Der Mönch Antversus wurde mit vielen Gefährten bei Ratzeburg gesteinigt. Für die Standhaftigkeit seiner Genossen fürchtend, erbat sich Antversus von den Heiden die Gnade aus, zuletzt gesteinigt zu werden, um den anderen Mut machen zu können. Der greise Bischof Johann von Mecklenburg, der eine große Menge Slaven bekehrt hatte, wurde zuerst furchtbar gegeißelt, dann zum Spott durch die slavischen Städte geführt, dann ihm Hände und Füße abgehauen, zuletzt wurde sein Haupt auf einer Stange umhergetragen und dem Götzen Radegast geopfert. Gottschalks Gattin, die Tochter des Dänenkönigs, wurde mit Schlägen und aller Kleidung entblößt fortgejagt. Alle Christen, die nicht abfielen, wurden ermordet, Kirchen und Klöster verbrannt, selbst die benachbarten christlichen Länder mit Feuer und Schwert verwüstet und ihre Heiligtümer zerstört. So war das schöne Werk Gottschalks wieder zertrümmert, aber sein Sohn Heinrich brach den Widerstand der heidnischen Wenden, stellte das Reich seines Vaters wieder her und führte das Christentum wieder ein.