Heilige Notburga, Dienstmagd von Rattenberg, Tirol, + 14.9.1313 - Fest: 14. September

       

Die heilige Notburga lebte um das Jahr 1300. Die gläubigen Eltern waren arme Leute. Sie gaben ihrem Kind eine gute und christliche Erziehung, weil sie wussten, dass sie Notburga damit für Zeit und Ewigkeit glücklich machen konnten. Alle Eltern, ob reich oder bettelarm, die so handeln, tragen unsichtbar einen Heiligenschein, der sie verehrungswürdig macht lebenslang und sogar über den Tod hinaus.

 

Mit achtzehn Jahren trat Notburga den Dienst an bei dem Grafen Heinrich und der Gräfin Gutta auf Schloss Rottenburg. Da sie in ihrem Dienst sehr fleißig war, sorgsam und sparsam, ehrlich und redlich, kam es dazu, dass ihr bald die Leitung des gesamten Hauses übertragen wurde. Gerne gestattete ihre Dienstherrschaft, dass Notburga, die gute Magd, den Armen und Bettlern am Schlosstor aus der Küche etwas zu essen brachte. Das sprach sich natürlich schnell herum, dass auf der Rottenburg eine Magd ist, die ein gutes Herz hat. So verging kein Tag mehr, an dem nicht Hungernde und Arme kamen und um eine Gabe baten.

 

Auf dem Schloss lebte aber auch der junge Graf Heinrich und seine Frau Ottilia. Ottilia war eine stolze und strenge, geizige und gierige, ruppige und sogar böse Frau. Und so kam es, als der alte Graf und die gute Gräfin gestorben waren, dass sie es Ottilia, der heiligen Dienstmagd, verboten, den Armen Essen zu geben. Sie taten dies mit der bösen Bemerkung, dass alles, was an Essen und Trinken übrig bleibt, den Schweinen zum Fraß zu geben sei.

 

Notburga fügte sich mit schwerem Herzen diesem Befehl. Um aber trotzdem den Armen auch weiter helfen zu können, sparte sie sich die Bissen vom Mund ab. Doch auch das verbot die harte Herrin und beschimpfte und verspottete stattdessen die Heilige an jedem Tag. Als die anderen Knechte und Mägde im Haus merkten, wie es Notburga ging, hackten auch die mit Sticheleien und bösen Worten auf sie ein. Jeder Tag war für sie eine Qual und schließlich wurde sie auch noch von heute auf morgen aus dem Dienst entlassen. Alle Beschimpfungen ertrug Notburga, sie klagte nicht und lehnte sich auch nicht dagegen auf, sondern sie blieb ruhig und freundlich. Das musste ja auch so sein, denn sonst wäre sie ja auch keine Heilige.

 

Notburga nahm wenig später einen Dienst bei einem Bauern an. Auch dort tat sie ihr Bestes. Allerdings bestand sie darauf, dass ihr nicht viel, aber immerhin genug Zeit blieb, um ihre Andacht zu verrichten. Besonders hatte sie es mit einem Vertrag festlegen lassen, dass sie an den Vorabenden der Sonn- und Feiertage, wie es damals noch Brauch war, vom ersten Ton der Aveglocke ab nicht mehr zur Weiterarbeit verpflichtet sei. Treu richtete sich der Bauer jahrelang nach diesem Vertrag und es ging ihm dabei nicht schlecht. Nur einmal zur Erntezeit, als die Arbeit allzu sehr drängte, verlangte er mit strengen Worten, Notburga soll nach dem Läuten der Betglocke weiter arbeiten. Die Magd weigerte sich. Und als der Bauer darauf schimpfend und drohend auf sie einredete und ganz wütend auf sie wurde, warf Notburga mit den Worten: „Meine Sichel soll richten über mein Recht!“ die Sichel in die Höhe. Die Legende berichtet, dass die Sichel daraufhin frei schwebend an einer Stelle in der Luft stehen blieb. Allen, dies es sahen, gingen jetzt weit die Augen auf und niemand wagte es mehr, der heiligen Dienstmagd Vorschriften für ihre Andacht zu machen.

 

Mittlerweile ging die Wirtschaft auf Schloss Rottenburg immer mehr zugrunde, denn mit Notburga war auch Gottes Segen aus dem Haus gegangen. Eines Tages aber fasste sich Graf Heinrich ein Herz und holte die heilige Dienstmagd zurück. Die Gräfin Ottilia hatte sich durch das Gebet Notburgas schnell von ihrer Hartherzigkeit bekehrt und starb bald darauf einen guten Tod. Achtzehn Jahre lang diente Notburga noch auf Schloss Rottenburg. Sie durfte wieder wie früher gut zu den Armen sein und wirkte wie ein Priester und Seelsorger bei allen, die sie traf, so dass ihr Leben zu einer langen und breiten Segensspur wurde.

 

Uns erinnert die heilige Notburga daran, dass der Sonn- und Feiertag Gott gehört, dass wir an diesen Tagen in die Kirche gehen und, wenn möglich, nicht arbeiten sollen.