Seliger Jakobus Griesinger von Ulm, Laienbruder, Dominikaner in Bologna, + 11.10.1491 – Gedenktag: 11. Oktober

 

„Mariä Stammbuch“ erzählt für den heutigen Tag folgende Legende:

 

Jakobus von Ulm wurde von Vater Dietrich von Jugend auf unterwiesen, Maria durch den Rosenkranz zu verehren. Zum Jüngling herangewachsen wallfahrtete er gen Rom aus feuriger Liebe zu den Heiligen Gottes. Unter König Alphons von Sizilien leistete er Kriegsdienste. Als er zu Bononia weilte, wurde er durch die Predigt bewegt in den Dominikaner-Orden einzutreten. Allda bemühte er sich, Maria so viel es möglich ist, nachzufolgen.

 

Seine Sinne bewachte er sorgfältig, besonders die Augen. Die Ordensregel hielt er streng nach dem Buchstaben. Fürsten und Prälaten begehrten ihn zu sehen. Das Herzeleid von Jesus und Maria beweinte er jede Nacht und beschloss sein Gebet stets mit den Worten: „Ehre sei dir, o Herr, der du geboren bist aus der Jungfrau Maria!“

 

Vor Mariens Altar kniete er am allerliebsten und betete am innigsten. Die Teufel setzten ihm vielfach zu, sobald er die Tagzeiten Mariens angefangen hatte.

 

Maria erhielt seine Keuschheit unverletzt, er wirkte große Wunderzeichen, lebte vierundachtzig Jahre und hörte vom Engel die Rede: „O Jakob, mit kleiner Arbeit hast du eine unendlich große Krone im Himmel zu erwarten.“ Er legte eine Lebensbeicht ab und glänzte nach dem Tod wie ein Stern. An seinem Grab geschahen viele Wunder. 

 

 

Aus anderer Quelle:

Der selige Jakob Griesinger von Ulm, Dominikanerbruder und Glasmaler,

+ 11. Oktober 1491 – Festtag: 11. Oktober

 

Die Stadt Ulm a. Donau hat aus ihrer katholischen Vergangenheit einen wohl wenig bekannten, aber des Gedenkens und Rühmens sehr werten Mann. Schon seine Kunstfertigkeit, wenn er sie auch nicht in seiner Vaterstadt ausgeübt hat, verschaffte ihm einen Namen. Voller noch klingt sein Lob und Name in der Kirche Gottes, weil er die größere Kunst erlernte und übte, selbst als lebendiges Abbild der Heiligen zu leben, deren Bilder er in leuchtenden Farben vor die Augen seiner Zeitgenossen zu stellen verstand. Sein Familienname war Griesinger. Fromme Eltern betreuten die fleckenlose Jugend des 1407 Geborenen. Die Fremde hat ihm den Namen Jakob von Ulm oder „Jakob der Alemanne“, der Deutsche, gegeben, und unter diesem Namen hat er auch seinem deutschen Vaterland Ehre erworben.

 

Wie sein zweihundert Jahre jüngerer Landsmann Johann von Ulm hat auch Jakob von Ulm in Italien Ordensberuf und Lebensziel gefunden. Zum Jüngling herangewachsen, den das Sehnen in die Weite zog, wallte Jakob Griesinger mit Erlaubnis seines Vaters nach Rom, um die heiligen Stätten der Ewigen Stadt zu besuchen. In Neapel diente er vier Jahre im königlichen Heer als Söldner. Da er aber umsonst sich bemühte, die Lasterhaftigkeit seiner Waffengefährten zu bessern, trat er bei einem Rechtsgelehrten in Capua als Schreiber in Dienst. So sehr empfahlen ihn sein Fleiß und seine Treue dem neuen Herrn, dass der Edelmann nicht Anstand nahm, den redlichen Deutschen mit der Verwaltung seines ganzen Vermögens zu betrauen. Doch dem schien das wahre Glück auf einem anderen Feld erblühen zu sollen. Nach fünf Jahren riss Griesinger sich wieder los und wanderte nach Norden. Trieb ihn die Sehnsucht, die Heimat, Eltern und Geschwister wieder zu sehen? War es nicht eher Gottes Vaterfürsorge, die seine Schritte lenkte auf „den Weg des Friedens“, auf dem für den Ruhelosen das endliche Asyl liegen würde? In Bologna, der altberühmten norditalienischen Universitätsstadt, ließ sich der deutsche Wandervogel abermals verleiten, sich einem Fähnlein der Landsknechte anzuschließen. Doch hatte schon längst der Herr der Heerscharen um den Edlen geworben und hier in Bologna sollte es sein, wo dem Redlichen bei oftmaligen Besuchen des Allerheiligsten Sakramentes für sein ruheloses Suchen und den geheimen Lockruf im Herzen Verständnis und Klarheit aufging. Die Fahne des heiligen Dominikus mit der brennenden Fackel zog ihn an, das weiße Ordenskleid wurde seine Uniform.

 

Vierunddreißig Jahre zählte damals (1441) Jakob von Ulm, als er, Vater und Vaterland vergessend, den genugsam erkannten Weltdienst mit seinem Lohn verlassend, sich nun geklärten Geistes, mit Entschiedenheit und Willenskraft, rückhaltlos dem beglückenden Dienst Gottes hingab. Auf das Fundament der Demut baute er das Gebäude seiner Vollkommenheit auf. Obwohl er durch seine Erziehung und durch die in vielfältiger Erfahrung erworbenen Erkenntnisse zur Ergreifung des Studiums und des Chordienstes befähigt gewesen wäre, hatte er bescheidenst nur um Aufnahme als dienender Bruder gebeten. Auch was das Tugendleben betraf, stand er seinen jüngeren Mitnovizen in keiner Weise nach. Und doch hielt er sich für ganz unwürdig, die endgültigen Gelübde abzulegen. Kniefällig bat er jeden einzelnen seiner Mitbrüder um Verzeihung und beschwor sie unter Tränen, ihn wenigstens aus Barmherzigkeit nicht von der Gemeinschaft der Brüder auszuschließen. Was er Gott und dem Orden gelobt, das hielt er getreulich. Jakob, der ehemalige Landsknecht, wurde für alle ein erbauliches Beispiel der Geduld, Reinheit, Gebetsliebe und des Gehorsams.

 

Der selige Jakob liebte vor allem die Andacht zum leidenden Heiland, dessen Kreuzestod er unter vielen Tränen betrachten konnte. Seine Fürbittgebete galten ich echt katholischer Weise gerne den armen Seelen. Eine besondere Freude hatte er daran, seine kranken Ordensbrüder zu bedienen. Von seiner hohen Auffassung des Ordensgehorsams werden uns Beispiele überliefert, die, lassen sie auch bisweilen die Klugheit der Oberen nicht im günstigsten Licht erscheinen, umso mehr die einfaltsvolle Selbstentäußerung und Heldenmütigkeit in der Ausübung jener Tugend bewundern lassen. Ohne jegliches Bedenken und Zögern und ohne die geringste Widerrede führte der ergebene Bruder auch den allerschwersten und ungelegensten Befehl seiner Vorgesetzten aus. So forderte ihn einmal sein Prior versuchsweise auf, sofort einen Brief nach Paris zu überbringen. Das hätte eine mehrwöchige und damals gar nicht ungefährliche Fußreise erfordert. Bruder Jakob bat nur Hut und Stock von der Zelle holen zu dürfen, um auf der Stelle ohne weitere Vorbereitung die Reise anzutreten. Jakob war ein geschickter Glasmaler. Da war er denn einstmals gerade beschäftigt, Glasgemälde für die Klosterkirche, auf deren Herstellung er viele Wochen sauren Fleißes verwendet hatte, im Feuer einzubrennen, um die Farben haltbar zu machen. Voller Erwartung stand er am Ofen, die Glut beobachtend, bald schürend bald kühlend je nach Bedürfnis. Gerade jetzt aber, wo alles darauf ankam, dem Kunstwerk mit letzter, gespanntester Aufmerksamkeit die Vollendung zu geben, soll der Prior dem „Ulmer“ haben sagen lassen, er möchte ausgehen, um Brot für die Klostergemeinde zu kollektieren. Ohne Zaudern habe der gehorsame Bruder den Zwerchsack genommen und sei gegangen. Als er nach mehreren Stunden wieder zurückkehrte, sei er in der Überzeugung zum Ofen gegangen, seine Glasarbeit, die Frucht so vieler Mühen, von dem übermäßig langen Verweilen in den Muffeln in Scherben zersplittert vorfinden zu müssen. Doch seien die Gemälde nicht nur unbeschädigt gewesen, vielmehr die Farben so schön und leuchtend eingebrannt wie nie zuvor.

 

Die Glasmalerkunst scheint der selige Jakob Griesinger erst in seinem Kloster zu Bologna erlernt zu haben. Ob er aber dieses oder ein ähnliches Handwerk nicht schon in seiner Heimat gelernt und geübt hat? Gerade Handwerksgesellen sind ja in alten Zeiten gerne in fremde Länder gezogen, um ihre Fachkenntnisse und ihren Gesichtskreis zu erweitern. Andererseits wird in den Klöstern bei der Hausbeschäftigung ihrer Mitglieder gerne auf erlernte und im weltlichen Beruf geübte Kenntnisse Bedacht genommen, wie man auch die vorhandenen Neigungen und Talente des Einzelnen erprobt und zur Ausbildung bringt. In den Klöstern gibt es eben keine Müßiggänger. Vielmehr flieht der echte Ordensmann den Müßiggang als den ärgsten Feind der Seele. Eben das, eine stete Liebe zur Arbeit, wird auch dem seligen Jakob nachgerühmt. Zeugen seines Fleißes und seiner nicht geringen Kunstfertigkeit sprechen noch heute zu uns. Das prächtige Fenster der vierten Kapelle rechts im Dom San Petronio zu Bologna ist sein Werk. Im Jahr 1466 hat er es vollendet. Andere Malereien Jakobs des Deutschen finden sich im Palaste Bentivoglio. Andere hat die Zeit zerstört.

 

Unzerstörbar und unzerbrechlich aber war das Bild der Heiligkeit, das Meister Jakob in seine eigne Seele hineingezeichnet hatte. Darum genoss er auch in den langen Jahren seines Erdenwandels, der Welt verborgen, fast schon die Freuden und das selige Glück der Ewigkeit. Der Herr hat ihn mit außerordentlichen Gaben ausgezeichnet. Und war nicht auch das Gnade von Gott, dass ihm das Greisenalter noch sehr schwere Krankheiten brachte, um die Erprobung seiner gediegenen Tugenden zu vollenden?

 

Erst im Jahr 1825 hat Papst Leo XII. die öffentliche kirchliche Verehrung des seligen Jakob von Ulm für das Bistum Bologna und den ganzen Dominikanerorden gestattet und sein Fest auf den 12. Oktober festgesetzt. Endlich genehmigte Pius XI., dass sein Fest auch im Bistum Rottenburg, zu dem Jakobs Vaterstadt Ulm gehört, gefeiert werden darf.

 

Nicht jeder sogenannte „blinde Gehorsam“ ist nachahmens- und bewundernswert. Nach der Lehre der Gottesgelehrten besteht der blinde Gehorsam darin, dass der Untergebene sein Urteil über den Befehl eines rechtmäßigen Oberen dem Urteil dieses Oberen unterwirft, wenn nicht etwa klare Gründe dies unmöglich machen. Der Gehorchende sieht im Oberen den Stellvertreter Gottes und überlegt darum nicht, ob der Vorgesetzte klug, erfahren, kenntnisreich oder tugendhaft ist. Blinder Gehorsam schließt aber keineswegs jedes Nachdenken, eigenes Überlegen und Klugheit aus. Der heilige Ignatius, den man den vorzüglichsten Lehrer des Gehorsams nennen könnte, sagt ausdrücklich, es verstoße nicht gegen den blinden Gehorsam, dass man dem Oberen die Gründe vorlege, die gegen seinen Befehl zu sprechen scheinen. Nur müsse dabei der Untergebene den Willensentschluss bewahren, sein Urteil dem des Oberen zu unterwerfen. Der Heilige hieß sogar das Abgehen von der Verordnung des Oberen in gewissen Fällen für gut. Recht aufgefasst ist also der sogenannte blinde Gehorsam, der übrigens auch vom Soldaten gefordert werden muss, durchaus vernünftig und berechtigt.