Heiliger Alexander, Bischof von Jerusalem und Märtyrer von Cäsarea, + um 251 - Fest: 18. März

 

Dieser Heilige lernte die Geheimnisse unserer heiligen Religion auf der berühmten Schule von Alexandrien, wo er den heiligen Panten und Clemens, seinen Nachfolger, als Lehrmeister hatte. Er knüpfte eine sehr enge Freundschaft mit Origenes, seinem Studiengenossen. Als der Ruf seiner Tugend und Gelehrsamkeit allenthalben erscholl, wurde er auf einen Bischofssitz erhoben in einer Stadt von Cappadocien, deren Name nicht zu uns gelangt ist. Er bekannte großmütig den Glauben im Jahr 204, und wurde des Namens Jesu wegen in Bande gelegt. Aus seinem Gefängnis, worin er sieben ganze Jahre blieb, erließ er ein Sendschreiben an die Kirche von Antiochien, um ihr Glück zu wünschen, dass sie den heiligen Asclepiad zum Patriarchen erwählt habe. „Diese Wahl“, sagt er in seinem Brief, „hat mich mit Freuden erfüllt; sie hat die Last meiner Ketten erleichtert und die Härte meines Schicksals gemildert.“ Diesen Brief übersandte er durch den Priester Clemens, einen Mann von seltener Tugend, und dem er die Leitung seiner Diözese während seiner Gefangenschaft anvertraut hatte.

 

Alexander erhielt endlich seine Freiheit und wurde 212 aus seinem Kerker entlassen. Bald darauf besuchte er die heiligen Orte in Jerusalem, dem Befehl zufolge, den er in einer Offenbarung vom Himmel erhalten hatte. Am Vorabend seiner Ankunft in Jerusalem, schickte Gott in Beziehung auf ihn ebenfalls ein Gesicht dem heiligen Bischof Narcissus und mehreren anderen Gläubigen seiner Kirche. Sie hörten während der Nacht eine deutliche Stimme, die ihnen befahl, dem heiligen Alexander entgegen zu gehen und ihn als einen Mann aufzunehmen, den die Vorsehung zu ihrem Bischof bestimmt habe. Der heilige Narcissus war damals sehr betagt. Er nahm einstimmig mit seiner Herde Alexander zu sich und machte ihn zu seinem Gehilfen, mit Bewilligung aller Bischöfe von Palästina, die sich zu diesem Zweck versammelt hatten. (Dies ist das erste Mal, dass in der Kirchengeschichte Meldung gemacht wird von der Versetzung eines Bischofs auf einen anderen Stuhl, und von der Erwählung eines Koadjutors. Übrigens könnte man den heiligen Alexander als Nachfolger des heiligen Narcissus ansehen, da dieser einigermaßen nur die Ehre des Episkopats beibehielt, und wegen seiner großen Altersschwäche die Amtsverrichtungen desselben nicht mehr teilen konnte.) Diese zwei großen Männer regierten also gemeinschaftlich die Kirche von Jerusalem. Alexander sagt dies ausdrücklich in einem Brief, den er an die Antinoiten in Ägypten schrieb. Er drückt sich hierüber folgendermaßen aus: „Ich grüße euch von Seiten des Narcissus, der vor mir dieser bischöflichen Kirche vorstand und ihr jetzt noch durch seine Gebete vorsteht, da er schon über 116 Jahre alt ist. Er beschwört euch mit mir, dass ihr unveränderlich in Frieden und Eintracht beharren möget.“

 

Als der heilige Alexander in sein neues Bistum eingesetzt war, legte er eine Bibliothek an, wo er unter anderen Büchern die Werke und Briefe der größten Männer seiner Zeit sammelte. Eusebius sagt, diese Bibliothek habe zu seiner Zeit noch bestanden und er habe große Hilfe zur Beschreibung seiner Kirchengeschichte daraus gezogen.

 

Origenes gibt der Sanftmut unseres Heiligen, die besonders in seinen Ermahnungen an das Volk hervorstrahlte, ein schönes Lob. Man weiß sonst nichts von Alexander bis zu seinem Tod. Er wurde während der Verfolgung verhaftet, bekannte Jesus Christus zum zweiten Mal und starb 251 im Gefängnis zu Cäsarea. Der heilige Epiphanius, der heilige Hieronymus und andere geben ihm den Namen „Blutzeuge“. Er wird am 18. März im römischen Martyrologium erwähnt; allein die Griechen verehren ihn am 16. Mai und 22. Dezember.

 

Ein Hirt, der mit Erfolg an dem Heil der Seelen arbeiten will, muss sich selbst vorerst in der Tugend befestigen. Die priesterlichen Amtsverrichtungen werden für ihn nur eine Quelle der Gefahren sein, wenn er sich nicht gewissenhaft dazu vorbereitet hat. Durch Abtötung aller Gelüste der verderbten Natur, durch vollkommene Losschälung von allen irdischen Gütern, durch Übung einer tiefgewurzelten Demut, durch beständiges Gebet und Betrachtung. Wenn er nicht einen festen Grund der Sanftmut und Liebe gelegt hat, wodurch er bei jeder Gelegenheit Allen Alles werde. Wenn er nicht erglüht von Eifer für die Ehre Gottes und die Heiligung derjenigen, denen er als Führer gegeben ist. Welche Beschämung für ihre Nachfolger im Priestertum, wenn sie sich weigerten, ihnen wenigstens insoweit es ihre Schwäche gestattet, nachzuahmen! Hier handelt es sich keineswegs um einen Rat, den man, streng genommen, auch unbeachtet lassen könnte, es ist ein Gebot, dessen Übertretung die traurigsten Folgen, sowohl für die Vorsteher als für die Untergebenen, nach sich zöge. Wahr bleibt es zwar, dass man sich, um in die Fußstapfen der Heiligen zu treten, unaufhörlich Gewalt antun müsse, und man oft sehr schwere Kreuze zu tragen habe. Allein man soll bedenken, dass das Leben eines Christen, also besonders eines Hirten, ein ununterbrochenes Märtyrertum sein müsse, und man Gott nur insoweit angenehm sein könne, als man ihm das Opfer seines Leibes und seiner Seele durch Abtötung und andere Tugenden, deren Ausübung das Evangelium uns so dringend anbefiehlt, darbringe.