Heiliger Eustachius, Jäger und Martyrer von Rom, + 20.9.118 - Fest: 20. September

       

Mit einer Jagd mit Hörnerklang und Hundegebell beginnt die Legende von Eustachius, die schön ist und auch ans Herz geht.

 

Da ritten vor bald zweitausend Jahren hohe kaiserliche Offiziere von Rom aus in den Wald und auf die Heide. Mancher Hase und manches Reh musste an diesem Tag ins Gras beißen und das Leben lassen.

 

Unter den jagenden Offizieren war einer, der Plazidus hieß. Bei der Eroberung Jerusalems im Jahre 70 nach Christi Geburt hatte er tapfer und mit Mut gekämpft, so dass ihn der Kaiser zum Generalfeldmarschall ernannte. Wenn überhaupt jemand, dann war Plazidus der hohen Ehrung würdig, denn er war nicht nur ein guter Krieger, sondern auch ein guter Mensch, der ein ordentliches Leben führte und viel für die Armen und Bedürftigen tat.

 

Solche guten Menschen liebt Gott sehr, und immer ist er mit der Gnade hinter ihnen her. Auch bei Plazidus war es so. Gerade auf der oben erwähnten Jagd hat Gottes Gnade den Mann gefangen.

 

Die Sonne ging fast schon unter und die Jagd ging langsam zu Ende, als vor dem Feldmarschall Plazidus im dunklen Wald plötzlich, wie aus dem Boden geschossen, ein prächtiger Hirsch auftauchte. Da freute sich der Jäger und Plazidus hetzte eine volle Stunde lang über Stock und Stein mit Begeisterung hinter dem Wild her. Aber er wusste nicht, dass er bei dieser Jagd nicht der Jäger, sondern der Gejagte war. Auf einmal blieb nämlich zwischen hohen Fichten das Tier in einer Lichtung auf einem Felsenvorsprung stehen und drehte sich um. Da sah Plazidus im breiten Geweih des Hirsches, von Glanz umleuchtet, ein strahlendes Kreuz, und von dem Kreuz ging eine Stimme aus, die sprach:

 

„Plazidus, warum jagst du mich? Ich bin Christus, der dir zuliebe am Kreuz gestorben ist. Lange schon bin ich hinter dir her, denn weil du barmherzig bist, will auch ich mit dir barmherzig sein. Geh in die Stadt zum Bischof der Christen und lass dich taufen, dich und deine Familie. Dann wirst du zwar viel erleiden müssen, aber dafür auch ewigen Lohn gewinnen.“

 

So sprach die Stimme aus dem Kreuz, und die Jagd war aus. Gottes Gnade hatte den Jäger gefangen. Noch am gleichen Tag ließ sich Plazidus auf den Namen Eustachius taufen. Mit ihm empfingen das Sakrament der Wiedergeburt die Frau und die beiden Söhne des Generalfeldmarschalls. Natürlich blieb er nicht mehr lange in der hohen Stellung, denn als bekannt wurde, dass er Christ geworden war, nahm der Kaiser ihm alle Ämter weg, zog sein Vermögen ein, und Eustachius konnte froh sein, dass er durch eine eilige Flucht sich und seiner Familie wenigstens das Leben retten konnte.

 

So wie gut hundert Jahre vorher die Heilige Familie vor den Soldaten des Herodes nach Ägypten floh, so zog auch Eustachius mit Frau und Kindern dorthin. Weil er aber die Schifffahrt über das Meer nicht bezahlen konnte, behielt der Kapitän seine Frau als Pfand zurück. Bei der Weiterreise verlor der Geprüfte auch noch die beiden Söhne, die von wilden Tieren verschleppt wurden. Da ging in Erfüllung, was bei der Bekehrung vorhergesagt wurde, dass Eustachius um des Himmels willen vieles erleiden muss.

 

Fünfzehn Jahre lang dauerte die Prüfungszeit, die Eustachius als Knecht bei einem Bauern am Nil in Ägypten verbrachte. Zuletzt wurde er bei einer großen Not des Vaterlandes noch einmal an die Spitze des Heeres gestellt. Gott fügte es, dass er zur gleichen Zeit auch seine Frau und die Söhne wiederfand. Dieses Glück war aber nur wie ein letzter Sonnenstrahl nach einem regnerischen Tag am späten Abend. Denn kaum hatte Eustachius die Feinde des Römischen Reiches besiegt, da wurde er mit seiner Frau und den Kindern wegen ihres christlichen Glaubens in einem eisernen Ofen verbrannt.

 

Wie hatte doch die Stimme aus dem Kreuz im Hirschgeweih gesprochen?

 

„Du wirst zwar vieles erdulden müssen“, so hat sie gesagt, „aber dafür auch ewigen Lohn gewinnen.“ 

 

Aus: „Tiere unterm Regenbogen“, von Aloysius Roche, Berlin 1954:

 

Legende vom heiligen Eustachius

 

Tivoli ist eine kleine Stadt, nahe bei Rom, berühmt durch ihren prachtvollen Wasserfall. Diesen Wasserfall bringt der Anio hervor, der von den Sabinerbergen kommt und dann ganz plötzlich etwa hundert Meter tief hinabstürzt, um sich ein neues Bett zu suchen. Heutzutage wird diese Wasserkraft ausgenützt, um die Elektrizität zu produzieren, von der die Stadt Rom abhängt. Seit mehr als 2000 Jahren ist dieser schöne Ort wegen seiner Lage berühmt. Einer der römischen Kaiser hatte hier ein Landhaus mit 10 Hektar Grund dabei. Um diese Zeit und noch lange nachher war Tivoli eine Gegend, die besonders gute Jagdgelegenheit bot; es gab da vielerlei wilde Tiere, die in Wäldern und Bergen herumstreiften.

 

Etwa hundert Jahre nach Unseres Herrn Geburt kam ein Mann dahin, um sich an der Jagd zu erfreuen. Er hieß Plazidus (der Gelassene), obwohl sein Leben bis dahin alles andere als „gelassen“ verlaufen war. Jahrelang war er mit seinen Soldaten marschiert und hatte fast überall im weiten römischen Reich gekämpft. Er war einer von Hadrians Generalen, und dieser Kaiser führte immer gegen irgendjemand und irgendwo Krieg, in Spanien, in Deutschland, im Osten. Und wo immer Hadrian war, da sah man auch Plazidus an der Spitze seiner Legionen. Nun endlich sollte er einen langen Urlaub haben, und er war fest entschlossen, das Beste daraus zu machen!

 

Als Plazidus nach Tivoli kam, fand er die Vorbereitungen zur Jagd in vollem Gange. Da er ein Mann von bedeutendem Einfluss war, wurde er allgemein sehr gut empfangen. Beritten auf einem der besten Pferde aus den königlichen Ställen, den Speer in der Faust, schlug er den Weg zum Wald ein. Als römischer Soldat war er unerschrocken und völlig furchtlos im Augenblick einer Gefahr, er war aber auch ein sehr stolzer Mann und fest entschlossen, Ruhm zu gewinnen, noch ehe der Tag vorüberginge. Als daher die Jagd begann, beachtete er gar nicht die gewöhnlichen Tiere, die seinen Weg kreuzten, sondern er suchte nach einem Wild, das seiner würdig wäre.

 

So ließ er seine Jagdgesellen bald alle hinter sich. Er drang in den tiefsten Wald und trieb sein Pferd zu großer Schnelligkeit an. Nicht lange, und sein Ehrgeiz fand ein Ziel. Noch in weiter Ferne sah er, aus dem Unterholz hervorbrechend, einen der stärksten Hirsche, der ihm je begegnet war. Es war ein Zwanzigender, sein Geweih 90 cm lang, so dass das ganze Tier 2,40 Meter in der Höhe maß. Was aber Plazidus verblüffte, war, dass dieser Hirsch, anstatt zu flüchten, stehen blieb und nun unmittelbar vor ihm stand. Das Pferd war in ruhigen Schritt gefallen und jetzt weigerte es sich überhaupt, weiter voran zu gehen. Mit einem Sprung war der Jäger auf dem Boden und drang auf seine Beute ein.

Er kam nah heran und wollte eben seinen Speer schleudern, als etwas geschah, das ihn gänzlich vergessen ließ, was er vorhatte. Bei starken Hirschen bildet das Geweih über dem Haupt des Tieres eine Art Fassung: als nun Plazidus den Hirsch, den er bis in die Wildnis verfolgt hatte, näher betrachtete, sah er in diesem Rahmen „ein großes und herrliches Abbild Unseres Herrn, an Seinem Kreuze hängend“. Und ein Strahl der untergehenden Sonne fiel voll auf diese Gestalt und umgab sie mit hellem, geheimnisvollem Glanz. Obwohl er ein Heide war – Plazidus fiel auf die Knie und bat Gott, ihn ab jetzt zu führen, er bat darum, ab sofort nur noch Jesus Christus zu dienen.

 

Das weitere ist bekannt. Plazidus hat nie mehr gejagt. Er verließ das Heer und wurde Christ, in der Taufe erhielt er den Namen Eustachius. Es heißt, er habe sich durch seine große Liebe zu den Armen ausgezeichnet.

Bald nach diesen Geschehnissen setzte eine neue Christenverfolgung ein, und als Eustachius sich weigerte, den Göttern zu opfern, wurde er hingerichtet.