Ehrwürdiger Johannes Justus Landsberger, Kartäuser zu Köln, + 11.8.1539 – Gedenktag: 11. August

(Quelle: Auktionshaus Mehlis, Katalog-Nr. 4225 - gemeinfrei)

 

„Der Heiland sagt: Ich bin gekommen, Feuer auf die Erde zu werfen. Dieses Feuer ist die Flamme göttlicher Liebe, die im Herzen verborgen ist. Wer sich ihm nähert, wird ganz vom Feuer ergriffen. Wer sich von dort entfernt, bleibt lau, trocken und kalt.“ Diese Worte, die um 1550 ein Mönch der Kölner Kartause von St. Barbara niederschrieb, sind ein Zeichen dafür, welche Bedeutung diese schweigsamen, weltabgeschiedenen Männer der Herz-Jesu-Andacht beimaßen. Die Kartause am Rhein war damals selbst ein solcher Feuerherd des geistlichen Lebens geworden, wo besonders die Schätze der deutschen Mystik behütet und weiter gepflegt wurden. Sie konnte sich rühmen, den größten deutschen Apostel der Herz-Jesu-Andacht lange Jahre beherbergt zu haben, den ehrwürdigen Johannes Landsberger.

 

Sein Name sagt uns schon, woher er stammt, er war zu Landsberg am Lech in Bayern im Jahr 1490 geboren. Sein Beiname Justus ist lateinische Übersetzung seines Familiennamens Gerecht. Theologie studierte er an der Universität in Köln, die damals noch einen guten Klang hatte. Dort trat er auch, neunzehn Jahre alt, bei den Kartäusern ein. Die zehn Jahre, die er nun in seinem Häuschen in beständigem Stillschweigen zubrachte, gaben ihm reichlich Muße, sich in die Glaubenswissenschaften zu vertiefen und die Geheimnisse des inneren Lebens einzudringen. Dann wurde Justus, nachdem er unterdessen die Priesterweihe empfangen, Novizenmeister und im Jahr 1530 Prior der Kartause Vogelsang bei Jülich, wo er zugleich das Amt eines Predigers und Beichtvaters am herzoglichen Hof versah. Nach vier Jahren musste er wegen einer Krankheit wieder nach Köln zurückkehren, wo er schließlich im Alter von fünfzig Jahren am 11. August 1539 starb. Man sieht, das äußere Leben des ehrwürdigen Landsberger verläuft in ganz einfachen Bahnen. Umso reicher gestaltete sich sein Innenleben und seine Wirksamkeit als Lehrer des geistlichen Lebens in Wort und Schrift.

 

Über die heiligmäßige Tugend dieses Johannes „Gerecht“ wollen wir einen Mitbruder und Augenzeugen hören. „Um das dem Geist widerstrebende Fleisch zu zügeln, magerte er seinen zarten Körper ab durch stetiges Fasten, Nachtwachen, Geißeln und andere Bußwerke. Einige Zeit trug er sogar einen eisernen Reif auf dem bloßen Leib. Von leckeren Speisen, von überflüssiger und müßiger Rede enthielt er sich auf das sorgsamste. Daraus ist leicht zu ermessen, wie strahlend die Herzensreinheit des Mannes gewesen sein muss, der sein Fleisch und seine Sinne so unerbittlich gekreuzigt hat . . . Den Gehorsam leistete er seinen Obern in wichtigen und geringfügigen Dingen schlicht und ohne Widerrede und ohne Murren. Als er im Gehorsam nach Jülich geschickt wurde, hielt er dort aus, obwohl ihm das feuchte Klima gar nicht passte und er durch Blutsturz öfters an den Rand des Grabes gebracht wurde.“ Am wunderbarsten war die Geduld des ehrwürdigen Dieners Gottes. Um ihn von jedem Fehler zu läutern und zur Vollendung im geistlichen Leben zu führen, schickte ihm Gott ein Steinleiden und die Lungenschwindsucht, die mit überaus heftigem Husten und Blutbrechen verbunden war. Besonders gegen Ende seines Lebens quälten ihn unaufhörliche Schmerzen, die er aber mit ebensolcher Geduld ertrug. Die Ärzte gaben ihn oft auf, weil seine Leber und Lunge seit Jahren so ziemlich gestört waren, aber immer wieder machte er ihr Urteil zuschanden. Seine Mitbrüder oder vornehme Weltleute, die ihn besuchten, hörten nie ein Wort der Klage. Immer antwortete er auf teilnahmsvolle Fragen: „Wie es dem Herrn gefällt. Der Name des Herrn sei gepriesen!“ Freilich um seine Auflösung flehte er im heißen Gebet, aber nicht, um von seinen Leiden befreit zu werden, sondern um zur Vereinigung mit Christus zu gelangen und vor allem aus Schmerz über den großen Abfall von der katholischen Kirche, der von Wittenberg ausgegangen war.

 

Das waren überhaupt die zwei Angelpunkte im Leben des ehrwürdigen Gottesmannes: eine innige Liebe zum heiligsten Herzen Jesu und nie rastender Seeleneifer. Wie jede fromme Seele, zumal wenn sie selbst eine Kreuzträgerin ist, betrachtete Landsberger gern das Leiden Christi. Aber er hielt sich da nicht auf bei den äußeren Martern und den fünf Wunden, er drang tiefer ein. Die honigsüße Bitterkeit, das allerbitterste Weh und die allersüßeste Liebe sog er aus dem gottmenschlichen Herzen des Heilandes selbst. Und die Schätze, die er dort fand, wollte er dann allen Seelen mitteilen, die mit ihm in Berührung kamen, wie eine brennende Fackel, die wieder andere Lichter entflammt. In seinen Ansprachen kam er immer wieder auf das heiligste Herz Jesu zurück. Er ladet seine Freunde ein, bei allen Anfechtungen und Versuchungen sich durch Christi Seitenwunde in sein Herz zu flüchten und dort all ihre Wünsche und Sorgen zu bergen. Er gibt auch den Rat, ein Bild des Erlöserherzens „an einem Ort anzubringen, wo du oft vorübergehst, damit du dadurch öfter an die Übungen der Liebe zu Gott erinnert wirst. Dieses Bild wird die Liebe zu Gott in dir erwecken und dich mahnen, nur für ihn zu arbeiten“. Mit Recht hat man in neuerer Zeit darauf hingewiesen, dass sich beim Kartäusermönch des 16. Jahrhunderts schon alle jene Gedanken finden, die bei der Familienweihe an das heiligste Herz Jesu leitend sind.

 

Ein Führer zum Herzen Jesu wollte Landsberger allen sein, die sich seiner Leitung anvertrauten oder sonst mit ihm in geistigen Verkehr traten. Durch ihn wurde auch der heilige Perus Canisius ein Liebhaber des göttlichen Herzens und der Andacht zu ihm. Seine Lieblingsgebete, die Canisius in einem eigenen Büchlein zusammengestellt hat, sind Anmutungen zum göttlichen Herzen ganz in der Art Landsbergers. Und wenn er als Greis in seinem „Geistlichen Vermächtnis“ auf seine Jugend zurückblickt, segnet er noch die Stunden, die er zu Füßen dieses wahren Gottesfreundes gesessen; sie seien ein Vorgeschmack des Paradieses gewesen. Am meisten förderte der ehrwürdige Landsberger die Herz-Jesu-Andacht durch seine Schriften, die jedoch fast alle erst nach seinem Tod veröffentlicht worden sind. Vor allem hat er die minneglühenden Offenbarungen und geistlichen Übungen der heiligen Gertraud, der großen Nonne von Helfta, wieder der Vergessenheit entrissen und 1536 durch seinen Mitbruder Loher dem Druck übergeben. Aber auch seine eigenen Schriften sind wahre Schatzkästlein einer gemütsinnigen Herz-Jesu-Verehrung. Ein Büchlein hat er so schön betitelt: „Pharethra divini amoris“ (Köcher der göttlichen Liebe); und in der Tat, Pfeile feurigster Gottesliebe hat er darin gesammelt. Auf seine Schriften weist auch die schon erwähnte Lebensbeschreibung hin als auf das Hauptzeugnis für die Heiligkeit des Gottesmannes. „Wir könnten,“ schließt dieselbe, „noch viel Glaubwürdiges anführen zur Empfehlung dieses verehrungswürdigen Vaters, aber wir halten das für überflüssig, weil er aus seinen Schriften jedem genügend klar entgegentritt. Selig hat er gelebt, einem seligen Leben folgte auch ein seliges Hinscheiden. Denn der konnte keines schlimmen Todes sterben, der in seinem Leben gleichsam täglich starb . . . Nachdem er dreißig Jahre im Kartäuserorden ein heiliges Leben geführt, gab er seine heilige Seele Gott zurück, von dem er sie empfangen.“

 

Aus den Gebeten des ehrwürdigen Johannes Landsberger:

 

O Herr, höchste Wonne meiner Seele, öffne mir den Eingang zu Deinem heiligsten Herzen, die Pforte der Barmherzigkeit, das Tor des Lebens, die Quelle Deiner Gnade, und ziehe mein Herz durch Deine kostbare Seitenwunde hin zum Geheimnis Deines liebevollsten Herzens, damit mein Herz mit Deinem heiligsten Herzen durch das unauflösliche Band der Liebe vereinigt werde und ganz aufgehe in Dir, so dass Du in mir wohnst und ich in Dir. O Liebesglut, die nie erlischt, entflamme in dem Feuer, das Du auf die Erde gesandt hast und das nach Deinem Willen lodern soll in gewaltigem Brand, so mächtig mein beflecktes und entstelltes Herz, dass ich alles Geschaffene für nichts erachte! Amen.