Heiliger Pollion (Pollio), Lektor und Märtyrer in Ungarn, + 28.4.304 – Fest: 28. April

       

Zur Zeit der grausamsten und blutigsten aller Christenverfolgungen unter dem römischen Kaiser Diokletian wütete im südlichen Ungarn gegen die Christen der Statthalter Probus, der als eine Ausgeburt der Hölle mit seinem Kaiser wetteiferte, um die Religion des Nazareners völlig auszurotten. Bereits hatte er den heiligen Bischof Irenäus von Sirmium grausam foltern und dann enthaupten lassen, bereits war der Priester Montanus von Syngidon seiner Blutgier zum Opfer gefallen und der Bischof Eusebius von Cibale unter dem Mordbeil gefallen. Als der heidnische Statthalter eben nach Cibale kam, führte man ihm den Lektor Pollion als den eifrigsten Bekenner des Christentums und als den größten Feind der Götter und der Kaiser vor.

 

Probus stellte sogleich ein Verhör mit ihm an und fragte ihn nach seinem Namen und Stand. Als er vernahm, dass Pollion zu jenen gehöre, die bei den Versammlungen der Christen das Wort Gottes vorlese, sprach er voll Ingrimm: „Du bist also einer von denen, die eitle und leichtgläubige Frauen überreden, dem Heiraten zu entsagen und sich einer ewigen, nutzlosen Keuschheit zu weihen?“

 

Pollion: „Noch heute kannst du einen Beweis erhalten von dem, was bei uns Leichtsinn und Eitelkeit heißt. Jene sind leichtsinnig, die um eurer abergläubischen Gebräuche willen ihren Herrn und Schöpfer verlassen. Diejenigen aber, die allen Qualen Trotz bieten, um die Gebote ihres ewigen Königs zu erfüllen, wie es in den heiligen Schriften steht, diese heißen wir treu und standhaft.“

 

Probus: „Wer ist dieser König? Was fordern seine Gebote?“

 

Pollion: „Sie befehlen, nur einen Gott anzubeten, und nicht zu glauben, dass Holz und Steine Götter werden können. Sie bessern den Sünder und stärken den Gerechten in seiner Unschuld. Sie lehren die Jungfrauen den ausgezeichneten Wert der Jungfräulichkeit, und unterweisen die Frauen, rein in den ehelichen Banden zu leben. Sie befehlen den Herrn, ihre Diener mit Schonung zu behandeln, heißen die Sklaven, mehr aus Liebe, als aus Furcht zu gehorchen, und gebieten den Untertanen, dem König und der Obrigkeit in allen gerechten und einfachen Sachen zu gehorchen. Ehrt, sagen sie, Vater und Mutter, steht den Fremden bei, vergebt den Feinden, liebt eure Brüder und Schwestern, seid gastfreundlich gegenüber Fremden, mitleidig gegenüber den Armen, liebevoll zu allen! Diese Gebote befehlen ferner, niemand Böses zuzufügen, Unbilden geduldig hinzunehmen, sich loszusagen von den eigenen Gütern, und fremde nicht zu verlangen. Endlich erklären sie, dass jener ewig leben werde, der sein Leben für den Glauben hingibt. Da du jetzt diese Gesetze kennst, willst du sie verdammen oder billigen?“

 

Probus: „Welchen Nutzen aber können diese Dinge einem Menschen bringen, der sterben und zu gleicher Zeit des Lichtes und aller irdischen Güter beraubt werden soll?“

 

Pollion: „Das ewige Licht ist mehr wert, als das Licht weniger Tage, und niemals können die vergänglichen Güter mit den ewigen verglichen werden.“

 

Probus: „Wozu alle diese Worte? Opfere, oder du wirst durch das Schwert sterben!“

 

Pollion: „Tue, was dir befohlen ist! Ich werde den Fußstapfen meines Bischofs folgen, meiner Priester und der Väter, die mich mit ihren Lehren und Unterweisungen genährt haben.“

 

Als der Statthalter alle seine Bemühungen, den glaubensfesten und gottbegeisterten Lektor Pollion zum Abfall vom Glauben zu bewegen, vereitelt sah, verurteilte er ihn zum Feuertod. Mit freudigem Herzen vernahm der treue Diener der Kirche sein Todesurteil und ließ aus den Flammen seine edle Seele zum Thron der ewigen Freuden emporsteigen. Der Tag seiner Marter war der 28. April des Jahres 304.