Paulus stammte von einem adeligen Geschlecht in Deutschland und wurde am kaiserlichen Hof erzogen. Dies ist alles, was von seinem Vorleben aufgezeichnet wurde. Nicht einmal sein Familienname ist aufzufinden. Er kam im kaiserlichen Gefolge nach Siena in Italien. Dort hörte er den heiligen Bernardin predigen und wurde hierdurch zum Eintritt in den Orden bewogen. Er strebte aus allen Kräften nach der religiösen Vollkommenheit und führte 40 Jahre lang das Amt eines Novizenmeisters. Besonders war Paulus dem Gebet und der Betrachtung ergeben. Die bösen Geister quälten und schlugen ihn. Aber mit der Hilfe der Mutter Gottes und des heiligen Franziskus, die er besonders verehrte, und die ihm auch erschienen und ihn trösteten, trieb er die Teufel in die Flucht. Auch das göttliche Jesuskind erschien ihm und ließ sich in seine Arme nehmen. Wir können uns leicht vorstellen, dass auf diese Weise das Tugendleben des frommen Ordenspriesters einen hohen Grad erreicht hat. Namentlich erwog er täglich die Todesstunde und hielt sich darauf vorbereitet, belehrte auch darüber eindringlich seine vielen Schüler, die er für das Ordensleben heranbildete. Für ihn hatte dann auch der Tod nichts Schreckliches. Paulus starb am 10. Februar 1483 im Kloster von Capriola bei Seine und wurde nach dem Tod von Gott durch Wunder verherrlicht. Sein Wunsch, es möchte sein Leib gleich nach dem Tod beerdigt werden, wurde nicht erfüllt. Die Gläubigen eilten herbei und verehrten seinen Leib wie den eines Heiligen und nahmen Stückchen vom Habit als kostbare Andenken mit.
Der gottselige Paulus gab seinen Schülern folgende Mahnung:
„Am Montag soll ein Ordensmann beherzigen und denken, er wäre krank. Am Dienstag: er hätte das Wechselfieber. Am Mittwoch soll er beichten, als wenn er sterben müsste. Am Donnerstag kommunizieren, als wenn er das hochwürdigste Sakrament von der Hand des Herrn selbst und in Gegenwart der Apostel empfinge. Am Freitag soll er betrachten und sich vorstellen, als wenn er die letzte Ölung empfinge, das heißt, er soll sich salben und waschen in dem kostbaren Blut der heiligen 5 Wunden Jesu Christi. Am Samstag soll er betrachten, als wenn er sterben und mit Jesus Christus begraben würde. Am Sonntag soll er mit dem Herrn geistig auferstehen und in das himmlische Vaterland eingehen.“