Der heilige Koloman, ein Schotte von königlichem Geblüt, empfand frühzeitig einen Ekel an der sündigen Welt und verließ heimlich sein Vaterland, den Reichtum und die Annehmlichkeiten des Hoflebens, um fern von seiner Familie ein gottseliges Leben in der Einsamkeit zu leben. Zunächst wollte er die heiligen Stätten sehen, wo Gottes Sohn geboren wurde, wo er sein verborgenes, stilles Leben im armen Haus zu Nazaret führte, wo er lehrte und Wunder wirkte und zu unserer Rettung sein Versöhnerblut vergoss. Dann wollte er sich in einen abgeschiedenen Winkel der Erde zurückziehen und unter Betrachtung und Gebet, unter Abtötungen und Kasteiungen die Himmelskrone erobern.
Koloman führte heimlich seinen festen Entschluss aus, setzte über das Meer und pilgerte barfuß, staub- und schweißbedeckt, gestützt auf seinen Stab, durch Holland und Deutschland und kam an der Donau in die Gegend des heutigen Marktfleckens Stockerau. Die Einwohner waren damals mit ihren Nachbarn in Fehde verwickelt, hielten den frommen Pilger für einen Spion und warfen ihn unter vielen Misshandlungen ins Gefängnis. Darauf schlugen sie ihn mit Stöcken blutig und spannten ihn auf die Folter, um Geständnisse von ihm zu erpressen. Er ertrug alle Martern mit himmlischer Geduld, ohne Klagen und Murren. Als seine Peiniger sahen, dass er nicht zu erschüttern sei, hingen sie ihn zugleich mit zwei Straßenräubern an einem Baum auf im Jahr 1012, am 13. Oktober.
Da offenbarte Gott durch ein augenfälliges Wunder die Unschuld seines frommen Dieners, Während die Leichname der beiden Missetäter von Raubtieren angefressen und durch die Verwesung ganz entstellt wurden, blieb Kolomans Körper während fünfzehn Monate völlig unversehrt und lebensfrisch. Sogar der dürre Ast, an dem der heilige Leichnam, fing wieder an zu grünen und trieb Zweige und Äste. Jetzt kamen die Einwohner zur Erkenntnis, bereuten ihre Freveltat, bauten eine Kapelle und bestatteten darin den heiligen Fremdling mit großen Ehren. Sogleich offenbarte sich die Heiligkeit des Märtyrers: ein Kranker erhielt auf seine Fürbitte plötzlich die Gesundheit wieder. Als im folgenden Jahr die Donau die ganze Gegend überschwemmte, ragte die Grabstätte des Heiligen unversehrt und im grünen Schmuck aus den Fluten hervor. Dieses außerordentliche Ereignis bewog den Markgrafen Heinrich I. von Österreich, im Jahr 1015 den heiligen Leib zu seiner Residenz Melk bringen zu lassen. Im Sarg fand man en Heiligen ganz unverwest und von Wohlgeruch umgeben. Man baute ihm zu Melk eine prachtvolle Kirche und verehrte ihn als Landespatron von Österreich. Die Bewohner von Stockerau wählten ihn zu ihrem besonderen Schutzpatron und bauten ihm eine Kirche und ein Franziskanerkloster. Sein Fest wird in den Bistümern Passau, Wien und Salzburg gefeiert, und viele Kirchen sind zu seiner Ehre gebaut.