Heiliger Anizet (Anicetus), Papst und Martyrer von Rom, + 17.4.166 - Fest: 17. April

 

Heutzutage wird in der abendländischen Christenheit Ostern am ersten Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond, also in der Zeit vom 22. März bis zum 25. April, gefeiert. So war es nicht immer, und früh schon gab es Meinungsverschiedenheiten über das Datum des Festes. Während die Gläubigen des Morgenlandes Ostern in Anlehnung an das jüdische Osterfest auch an einem Werktag begingen, wurde es im Abendland stets an einem Sonntag gehalten.

 

Als sich diese an sich nebensächliche Unstimmigkeit erstmals im 2. Jahrhundert zuspitzte, reiste der zu der Zeit bedeutendste Bischof des Morgenlandes, der heilige Polykarp, eigens nach Rom, um mit dem Papst, dem obersten Bischof der gesamten Christenheit, die strittige Angelegenheit zu besprechen, und dieser Papst, mit dem der heilige Polykarp damals verhandelte, war der heilige Anizet, dessen Gedächtnis die Kirche heute feiert.

 

Eine Einigung kam zwischen Anizet und Polykarp zwar nicht zustande, aber man ging im Frieden auseinander, ohne der Sache eine besondere Bedeutung beizulegen. So sollte es unter Christen immer sein, dass sie nämlich bei allen Unstimmigkeiten von minderer Bedeutung den Frieden wahren und die Liebe entscheiden lassen, denn nicht das Recht, sondern die Liebe macht das Christentum aus. Papst Anizet, dessen Meinung über das Datum der Osterfeier sich später übrigens allgemein durchsetzte, ist also ein österlicher Heiliger, denn ihm verdanken wir es, dass das höchste Fest der Kirche, an dem wir der Auferstehung Jesu gedenken, stets an einem Sonntag begangen wird.

 

Papst Anizet war der zehnte Nachfolger des heiligen Petrus auf dem Bischofsstuhl zu Rom und regierte die Kirche Gottes elf Jahre lang von 154 bis 165. Wenn außer der oben erwähnten Streitfrage über das Datum des Osterfestes sonst kaum etwas aus seinem Leben bekannt ist, so ist dieser Umstand darauf zurückzuführen, dass zu seiner Zeit die vierte römische Christenverfolgung ausbrach, die zu den grausamsten zählt. Da hatte man weder Zeit noch Lust, Aufzeichnungen zu machen, zumal da die Geheimpolizei Haussuchungen und Jagden auf die Christen veranstaltete.

 

Die Zeiten, in denen die Kirche verfolgt wird, sind übrigens stets auch glorreiche Zeiten, denn in den Martern der Glaubenshelden wird Christus verherrlicht und sein Erlösungstod auf Golgatha vervollständigt. Auch erstarkt in solchen Zeiten die Kirche innerlich, insofern die Gläubigen in Not und Kampf geläutert werden, und äußerlich, insofern ihr das herrliche Beispiel der Blutzeugen neue Anhänger zuführt. Am verdienstvollsten wirkt sich das Martyrium natürlich für die Martyrer selbst aus, denn ihrem kurzen Leid folgt die ewige Freude des Himmels. Auf diese Weise bewahrheitet sich an ihnen wohl am deutlichsten das Sprichwort:

 

Des Christen Herz auf Rosen geht,

Wenn´s mitten unterm Kreuze steht.