Heiliger Siard von Mariengaarden, Prämonstratenserabt, + 13. oder 17.11.1230 – Fest: 13. November – mancherorts 17. November

 

Der heilige Siard stammte aus Friesland und war von vornehmer Abkunft. Seine Bildung genoss er in der Klosterschule bei den Prämonstratensern in Mariengaarden und ergriff dann auch selbst den Ordensstand in diesem Kloster. Als Abt Johann am 20. Juni 1194 starb, wurde Siard auf Wunsch des Verewigten zu seinem Nachfolger gewählt. Siard leitete das Kloster so, dass er immer selbst das erste und beste Beispiel gab. Er machte keinen Gebrauch von den Vorrechten, die die Ordensstatuten den Äbten einräumen, sondern war in Kleidung und Nahrung dem letzten der Brüder gleich. Wenn einmal für ihn eine besondere Speise zubereitet wurde, verteilte er davon auch an die anderen. Er beteiligte sich auch an der vorgeschriebenen Handarbeit und trug bei der Ernte auf dem Feld die Getreidehäuflein zu Garben zusammen. Wenn sich die Brüder außerhalb des Klosters begaben, pflegte er ihnen drei Dinge zu empfehlen und ihre Erfüllung zu wünschen: Eine glückliche Reise, einen friedsamen Aufenthalt und eine getreue Wiederkehr.

 

Sehr wohltätig war Siard gegenüber den Armen. Wenn er ausging, steckte er sich Brot ein, um es an die Bedürftigen zu verteilen. Aber alle Güte kann den Besten nicht gegen die Bosheit und Leidenschaft des Mitmenschen schützen. Auch ins Kloster finden und fanden schon öfter Leute den Weg, die sich von nur allzu weltlichen, rein menschlichen Absichten leiten lassen. Ohne Beruf, lassen sie sich von den Leidenschaften beherrschen; im Überfluss der missbrauchten Gnaden erstickt der letzte Funke eines besseren Geistes, die Bosheit verhärtet sich. Gute und gewissenhafte Obere, die warnen, mahnen und strafen, müssen natürlich für ein zuchtloses Leben als Vorwurf und Hindernis erscheinen. Was nun immer die Ursache gewesen sein mag, ein Insasse des Klosters vergaß sich so weit, dass er in einer Nacht einen Anschlag auf den Abt machte und tätlich gegen ihn vorging. Was tat der Heilige? Er legte Fürsprache für den Unglücklichen ein und erwirkte von dem Kapitelsrat, dass die strengen Strafen, die in den Ordensstatuten festgesetzt sind, nicht zur Anwendung kamen, der gütige Abt schickte vielmehr den Übeltäter nach Rom, damit er vom Papst die Buße und Lossprechung erhalte und zu dauernder Besserung gelange. Bald darauf starb der Klosterbruder. Siard genas von seiner Verwundung, wurde aber noch in demselben Jahr von Gott abberufen. Es war am 13. November 1230. Sein Leichnam wurde in der Kirche zu Mariengaarden begraben.

 

Im Jahr 1560 wurde das Kloster Mariengaarden dem neugegründeten Bistum Leeuwarden zur Dotation zugewiesen, aber 1578 von den Kalvinisten durch Brandstiftung völlig zerstört. Ein edler Friese namens Siard van Hensena brachte die Reliquien des heiligen Siard mit Bewilligung des Papstes Clemens VIII. in die Diözese Hildesheim nach Deutschland. Im Jahr 1608 wurden die Gebeine mit Zustimmung des Erzbischofs von Köln geteilt; der eine Teil kam in die Prämonstratenserabtei St. Foillan in Hennegau und von dort in die Pfarrkirche von Strepy in der Diözese Tournai, der andere Teil kam in das Prämonstratenserkloster Tongerloo in Belgien.

 

Almosen befreit von Sünde und vom Tod und lässt die Seele nicht an den Ort der Finsternis kommen. Barmherzige Gesinnung wäscht die Sünde ab und macht, dass wir selbst Barmherzigkeit finden und das ewige Leben gewinnen. Auf welche Weise du nur immer kannst, sei barmherzig.