Heiliger Sigismund von Burgund, König und Märtyrer, + 1.5.524 – Fest: 1. Mai

 

Nichts ist bewunderungswürdiger als die Wahl der Mittel, deren sich die Vorsehung bedient, um die Heiligung der Auserwählten zu bewirken. Dies werden wir im Leben des heiligen Sigismund sehen.

 

Er war der Sohn Gundebalds, des Königs der Burgunder.

 

- (Die Burgunder waren einer der Hauptstämme der Vandalen. Anfangs ließen sich die Burgunder längs der Weichsel in Preußen nieder. Im Jahr 407 gingen sie über den Rhein und drangen in Gallien ein. Im Jahr 413 eroberte Gundicar, ihr erster König, das Land, das zwischen dem Oberrhein, der Rhone und der Saone liegt. Kurz darauf erweiterte er seine Herrschaft und der Staat, den er bildete, begriff alles in sich, was man dann das Herzogtum Burgund und die Franche-Comté, Provence, Lyonnois, Dauphiné, Savoyen usw. nannte. Er regierte bis zum Jahr 463, wie man es aus seinem Brief an Papst Hilarius und aus der Antwort dieses Papstes, der ihn seinen Sohn nennt, ersieht.

Chilperich, sein Sohn und Nachfolger, war ein eifriger Katholik. Nach einer Regierung von 28 Jahren wurde er mit seiner Frau, seinen Söhnen und seinem Bruder Godomar durch Gundebald, seinen anderen Bruder, der sich zum Arianismus bekannte, meuchelmörderisch umgebracht. Dieser starb im Jahr 516 und hinterließ zwei Söhne, Sigismund und Godomar. Er verbesserte die burgundischen Gesetzbücher, von seinem Namen Loi Gombette genannt. Nach Genf, wo er seinen Hof hielt, ließ er die zwei Töchter seines Bruders Chilperich kommen. Chrona, die Älteste, nahm den Schleier, Clotildis, die Jüngste, heiratete Chlodwig, den König von Frankreich. Dieser erklärte Gundebald den Krieg, um den Tod Chilperichs zu rächen, machte jedoch später Frieden mit ihm. Chlodomir, der König von Orleans und sein Bruder griffen den heiligen Sigismund an, der auch gefangen und 524 getötet wurde. Zehn Jahre später teilten die Könige von Frankreich das burgundische Reich unter sich. Guntram, der Sohn Chlotars I., nahm den Titel König von Burgund an und regierte zu Chalons an der Saone, obgleich Siegbert, sein Bruder, einen großen Teil dieses Landes besaß. Childebert, Siegberts Sohn, und Theodorich II., Childeberts Sohn, gaben sich denselben Titel. Im Jahr 613 erlosch er wieder. Allein Karl, der jüngste Sohn des Kaisers Lothar, nahm ihn wieder neben dem Titel eines Königs von Provence, später von Arles, an. Oberburgund wurde Franche-Comté genannt, weil er bloß zu Kriegsdiensten verpflichtet war.

Kurz nach der Zeit, wo die Burgunder über den Rhein gegangen waren und sich in Frankreich niedergelassen hatten, sehen wir sie als Christen und Katholiken. Sozomenus setzt ihre Bekehrung in das Jahr 317. Es ist also unwahr, dass sie, sobald sie die christliche Religion angenommen hatten, in den Arianismus verfielen. Sie waren bis gegen das Ende des 5. Jahrhunderts eifrige Katholiken. Sie hingen auch nur während der Regierung Gundebalds, des dritten ihrer Könige, dem Arianismus an.) -

 

Obgleich sein Vater der arianischen Irrlehre ergeben war, hatte dieser doch das Glück, die wahre Religion zu erkennen, und durch den heiligen Avit, den Bischof von Vienne, darin unterrichtet zu werden. Mit der festen Anhänglichkeit an den wahren Glauben verband er die Ausübung aller Tugenden, die den wahren Jünger Christi ausmachen. Im Jahr 516 gründete er das berühmte Kloster St. Mauritius zu Agaune in Chablais. Vorher fand man an diesem Ort heilige Einsiedler, die in abgesonderten Zellen lebten.

 

Als Gundebald im folgenden Jahr starb, bestieg sein Sohn den Thron von Burgund. Die erste Sorge des neuen Königs war, seine Staaten von den Unheilen des Lasters und der Ketzerei zu reinigen. Seinem Eifer haben wir die Zusammenberufung des Konzils in Epauna (Epaone) zu verdanken, in dem der heilige Avit den Vorsitz hatte und in dem man weise Verordnungen für die Kirchenzucht verfasste.

 

Nach dem Tod der Amalberga, mit der er einen Sohn namens Siegrich gezeugt hatte, verheiratete sich Sigismund wieder. Der junge Prinz hatte das Unglück, in die Ungnade seiner Stiefmutter zu fallen, und diese neue Königin, die äußerst rachsüchtig war, beschloss sogleich Siegrichs Untergang. Sie klagte ihn an, als strebe er nach dem Leben und der Krone seines Vaters. Dies war zwar eine Verleumdung, allein Sigismund ließ sich täuschen und sprach gegen seinen Sohn das Todesurteil aus, das auch sogleich vollzogen wurde. Bald aber erkannte er, dass er betrogen worden war. Von schrecklichen Gewissensbissen gequält, zog er sich in das Kloster zum heiligen Mauritius zurück, um dort sein Verbrechen zu beweinen und durch strenge Buße zu sühnen. Ohne Unterlass flehte er den Herrn an, ihn in diesem Leben zu züchtigen, damit er in dem anderen Barmherzigkeit erlange. Seine Bitte wurde auch endlich erhört.

 

Da Frankreichs Könige, Chlodomir von Orleans, Childebert von Paris und Chlotar von Soissons, ihn mit Krieg überzogen, wurde er besiegt und neben seiner Gemahlin und seinen Kindern in die Gefangenschaft geschleppt. Chlodomir, das Haupt der Unternehmung, ließ sie nach Orleans abführen und in enge Bewahrung bringen. Unterdessen warb Godomar, Sigismunds Bruder, neue Truppen und eroberte wieder den größten Teil von Burgund. Chlodomir wurde durch diesen unerwarteten Vorfall so sehr erbittert, dass er seine Gefangenen morden und ihre Leichname in einen Brunnen werfen ließ, in der Stadt Saint-Père-Avy-la-Colombe, vier Stunden von Orleans, im Jahr 524.

 

Bei den Reliquien des heiligen Sigismund geschahen mehrere Wunder. Dagobert II., der König von Austrasien, erhielt von den Ordensgeistlichen zum heiligen Mauritius den Schädel des Heiligen und beschenkte damit um das Jahr 675 eine Abtei, die er im Elsass, eine Stunde von Ruffach, unweit Colmar, stiftete und die bis ins 11. Jahrhundert den Namen „Kloster zum heiligen Sigismund“ behielt. (Das Kloster zum heiligen Sigismund ist später eine Propstei des Benediktinerordens geworden, die den Namen des heiligen Markus führte, zu dessen Ehren sie 1050 vom heiligen Papst Leo IX. wieder erneuert worden war.) Die anderen Reliquien des heiligen Königs von Burgund blieben bis gegen die Mitte des 14. Jahrhunderts im Kloster zum heiligen Mauritius, von wo sie aldann Kaiser Karl IV. nach Prag überbringen ließ.