Erscheinung des heiligen Erzengels Michael

 

Dieses heutige Fest wurde von der Kirche angeordnet und eingesetzt zur Erinnerung an eine wunderbare Erscheinung des heiligen Michael um das Jahr 495 auf dem Berg Gargano in Süditalien. Seit jener Zeit nahm die Verehrung des heiligen Michael einen mächtigen Aufschwung, eine Verehrung, die bis heute fortdauert und auch zu Recht fortdauert, denn Sankt Michael nimmt unter den himmlischen Geistern eine hervorragende Stellung ein.

 

Gleich zu Beginn der Schöpfung wird der Name dieses Fürsten unter den Engeln rühmend genannt, denn Michael war es, der an der Spitze der guten Engel den Kampf gegen Luzifer und seinen Anhang siegreich bestand.

 

Später wurde Sankt Michael der Schutzherr des Auserwählten Volkes im Alten Bund, den die Heilige Schrift den großen Fürsten nennt, der für die Söhne seines Volkes einsteht. In gleicher Weise gilt Michael im Neuen Bund als der Schutzgeist der Kirche Christi. Im Schuldbekenntnis wurde früher bei jeder heiligen Messe sein Name zweimal genannt, und wenn im feierlichen Hochamt der Priester bei der Opferung Weihrauch in das Rauchfass einlegte, so rief er dabei den heiligen Michael an und betete, wie man in den gleichbleibenden Teilen der heiligen Messe nachlesen konnte: „Auf die Fürsprache des heiligen Erzengels Michael, der zur Rechten des Rauchopferaltares steht, und all seiner Auserwählten möge der Herr diesen Weihrauch segnen und als lieblichen Wohlgeruch annehmen.“

 

Bei der Totenmesse hieß es im Opferungslied: „Herr Jesus Christus, König der Herrlichkeit, bewahre die Seelen aller verstorbenen Gläubigen vor den Qualen der Hölle und vor den Tiefen der Unterwelt, bewahre sie vor dem Rachen des Löwen, dass sie nicht hinabstürzen in die Finsternis. Vielmehr geleite sie Sankt Michael, der Bannerträger, in dein heiliges Licht.“

 

Der heilige Erzengel Michael ist demnach auch der Patron der Sterbenden und der abgeschiedenen Seelen, die er an dem höllischen Drachen vorbei in das Licht des Himmels einführt. Aus diesem Grund sind ihm mancherorts die Friedhofskapellen geweiht. Nicht ohne Interesse ist ferner die Tatsache, dass sich in vielen mittelalterlichen Kirchen ein Michaelsaltar findet, der seinen Platz stets auf der Westseite hat. Man hatte nämlich die Vorstellung, dass sich im Westen, von wo aus mit dem Untergang der Sonne die Finsternis einsetzt, auch das Reich des Fürsten der Finsternis ausdehne, gegen den der Lichtfürst Michael Welt und Menschen schützen sollte.

 

Ganz besonders aber hat es Sankt Michael von jeher den Deutschen angetan. Früh schon wurde er der Schirmherr des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. Mit seinem Bild war das Reichsbanner geziert, und mit einem kraftvollen Michaelslied auf den Lippen zogen ehedem die deutschen Heere in die Schlacht:

 

Unüberwindlich starker Held, Sankt Michael!

Komm uns zu Hilf, zieh mit zu Feld!

Hilf uns hie kämpfen, die Feinde dämpfen,

Sankt Michael!

 

Bei der allgemeinen Beliebtheit, der sich der heilige Michael erfreut, ist es nicht verwunderlich, dass ihn ebenso manche Berufsstände zum Schutzpatron erwählten wie die Soldaten und Ritter und die Kaufleute und Apotheker, ferner schützt sein Schild vor Blitz und Ungewitter. Auch die Geisteskämpfer, die katholischen Zeitungsleute, sehen in Sankt Michael den mächtigen Schirmer.

 

So nimmt der heilige Erzengel Michael in der Verehrung des katholischen Volkes eine hervorragende Stellung ein. Seine helle Lichtgestalt soll am heutigen Tag allen Katholiken eine eindringliche Mahnung sein, gegen alles Finstere, Gemeine und Niedrige mutig zu kämpfen und stets und überall für alles Lichte, Hohe und Heilige einzutreten.