Heiliger Gabriel von der schmerzhaften Mutter, + 27.2.1862 - Fest: 27. Februar

       

Ein Edelstein in der Krone Mariens

 

Am 31. Mai 1908 hat der Heilige Vater Papst Pius X. einen jungen Kleriker aus dem Passionistenorden feierlich die Ehre der Altäre erwiesen, und das Fest des Seligen auf denselben Tag festgelegt , als wollte er am Ende des Marienmonats allen Gläubigen in dem Seligen die Macht der hehren Maienkönigin zeigen und uns in ihm zugleich ein vollkommenes Muster der Verehrung der allerseligsten Jungfrau vor Augen stellen. Der selige Gabriel von der schmerzhaften Mutter wurde dann am 13. Mai 1920 vom Heiligen Vater Papst Benedikt XV. heiliggesprochen. Am 27. Februar wird das Fest des Heiligen begangen.

 

Er wurde am 1. März 1838 zu Assisi geboren und Franziskus genannt.

 

Sein Vater bekleidete angesehene Ämter, und ihm selbst waren die herrlichsten Herzens- und Geistesgaben vom Himmel verliehen. Somit war es ihm ein leichtes, die Gunst der Welt zu gewinnen, und er unterlag dieser Versuchung. Zwar bewahrte er seine Seele vor groben Fehlern, aber in leichtsinnigem Jagen haschte er nach den gefährlichen Lustbarkeiten der höheren Stände. Er wandelte am Rand des Abgrundes. Doch die Mutter Gottes wachte über ihn und ließ es nicht zu, dass er seine Unschuld befleckte. Als er eines Tages vor einer Muttergottesstatue betete, vernahm er eine innere Stimme: „Mein Kind, dein Platz ist nicht in dieser Welt, das Kloster erwartet dich.“

 

Franziskus hörte die Mahnung; aber lauter sprachen zu dem munteren, nur zu leichtsinnigen Jungen die Vergnügungen, die ihm in der Welt geboten wurden. Später werden wir hören, wie er in den beredtesten Worten seiner himmlischen Mutter für ihre treue Liebe dankt; für den Augenblick jedoch, konnte er sich nur schwer von der Notwendigkeit einer Trennung von der Welt überzeugen; viermal machte er in verschiedenen ernsten Mahnungen des Himmels das Gelübde, ins Kloster zu gehen, doch ohne es auszuführen. Bei einem feierlichen Umzug mit dem Gnadenbild der lieben Mutter Gottes von Spoleto wurde Franziskus aber so getroffen, dass er unverweilt und im stillen alles für die Ausführung seines Entschlusses vorbereitete und in den Passionistenorden eintrat im Jahr 1856.

 

Maria hatte gesiegt. Aber noch herrlicher sollte ihre Liebe und ihre Macht sich offenbaren. Sechs Jahre lebte der heilige Gabriel von der schmerzhaften Mutter im Kloster in treuer Übung der schönsten Tugenden; von seinem Eintritt ins Noviziat an betete er um die Gnade, in der Jugend sterben zu dürfen, und seinem Wunsch gemäß starb er am 27. Februar 1862 in dem einsamen Kloster seines Ordens zu Isola in den Abruzzen. Infolge der großen Wunder wurde der Ruf der Heiligkeit so allgemein, dass Papst Leo XIII. von der vorgeschriebenen Untersuchung dispensierte und Papst Pius X. den sehnsüchtigen Wunsch aussprach, ihm möglichst bald der Jugend als neuen Patron hinstellen zu können. Dies geschah am 31. Mai 1908, also sechsundvierzig Jahre nach dem Tod des nunmehr Heiligen. Einer seiner Brüder wohnte der Feier der Seligsprechung bei.

 

Woher kommt nun diese außerordentliche Verherrlichung? Wie viele hervorragende Frauen und Männer, die Großes taten, sind in Vergessenheit geraten! Und ein Junge, dessen Leben in stiller Einsamkeit dahinfloss und nichts Außergewöhnliches bietet, wird plötzlich ans helle Tageslicht gezogen.

 

Wir finden die Erklärung einer solchen Tatsache zum Teil in der schlichten Einfachheit dieses Lebens und in der ganz besonderen Andacht des Heiligen zu Maria.

 

In dieser Andacht liegt das unterscheidende Merkmal seines Lebens, das die Kirche in ihrem Offizium vor allem hervorhebt. Und diese außerordentliche Verehrung Mariens hat ihn zu einer so staunenswerten Vollkommenheit geführt. Stets betrachtete er in Maria das lieblichste Muster aller Tugenden, das ihn erleuchtete und zu jedem Opfer freudig begeisterte. Hatte er sie vor allem als die schmerzhafte Mutter betrachtet, wie groß war dann seine Freude, wenn er Gelegenheit fand, aus Liebe zu seiner Mutter auch ein Opfer bringen zu können! Stand er vor einer Schwierigkeit, vor der seine Eigenliebe zurückschauderte, so ermutigte er sich mit dem Gedanken: „Wie, du solltest dich nicht aus Liebe zu Maria überwinden können?“ Zu Maria betete er ohne Unterlass, da sie die Ausspenderin aller Gnaden ist. „Maria!“ das war sein Wahlspruch in dem Kampf, den er fortwährend mit sich selber führte, und Maria half ihm zu jeder Zeit.

 

So war der heilige Gabriel in der Tat ein besonderer Liebling Mariens und ein treuer Diener seiner himmlischen Mutter. Über dem Altar, der sich an seinem Grab erhebt, hat man in sinniger Weise die Worte unseres Heilandes am Kreuz angebracht: „“Frau, siehe, dein Sohn!“ Der liebe Heiland vertraute uns alle seiner Mutter an; mögen wir nach dem Beispiel des heiligen Gabriel ihrer Mutterliebe stets als treue Kinder durch Gebet und gute Werke Freude bereiten.