Heiliger Genesius von Rom, Schauspieler und Märtyrer, + 25.8.286 – Fest: 25. August

 

An Genesius kann man die Macht der Gnade und die wunderbare Berufung durch Gott bewundern. Gar manche haben schon um des Namens Jesu willen vieles geduldet und sind dann doch noch in der letzten Stunde von ihrem so mutig und hoffnungsvoll ausgesprochenen Bekenntnis abgefallen. Genesius wurde in dem Augenblick, da er die christlichen Gebräuche verspottete, von der Gnade erfasst und zum Bekenntnis des heiligen Glaubens geführt, das er durch standhaftes Ertragen schwerer Martern und des Todes besiegelte.

 

Genesius gehörte einer christlichen Familie in Rom an, war aber selbst Heide geblieben und von großer Abneigung gegen die Christen erfüllt. Durch seine Schauspielkunst war er ein Liebling des Volkes geworden, das sich an seinen Darstellungen und Späßen ergötzte, für die ihm wohl zumeist das Christentum den Stoff abgeben musste. Ging er ja in der Verhöhnung der christlichen Religion und in der Liebedienerei vor Kaiser und Volk so weit, dass er es unternahm, selbst die heiligsten Geheimnisse der Christen, deren Kenntnis er sich durch seine christliche Verwandtschaft zu verschaffen verstand, in einem eigenen Possenspiel auf die Bühne zu bringen und vor allem Volk zu verhöhnen. Der berüchtigte Christenverfolger Diokletian wohnte persönlich der Spottkomödie bei.

 

Genesius stellte einen Kranken dar. Im Bett liegend, wehklagte er und wünschte getauft zu werden. „O weh mir,“ so spielte er, „ich fühle mich schwer krank. O wenn mir doch leichter werden könnte!“ „Wie können wir dich leichter machen, wenn du schwer bist,“ antworteten die anderen Schauspieler, seine Freunde. „Sind wir denn Tischler, dass wir dich abhobeln könnten?“ Diesen wirklich ungehobelten Witz fand das Volk höchst ergötzlich und lachte laut vor Vergnügen. Der Kranke spielte seine Rolle weiter: „Ihr Narren, ich verlange als ein Christ zu sterben.“ – „Warum das?“ – „Damit ich dereinst als ein Flüchtling (als ein Abtrünniger vom Götzendienst) in Gott befunden werde.“

 

Nun traten zwei Schauspieler herein, von denen einer sich als christlicher Priester, der andere als Exorzist anstellte. Sie setzten sich an das Bett und fragten: „Lieber Sohn, warum hast du uns rufen lassen?“ Das war nun der selige Augenblick, in dem Gott den Verstand des Genesius erleuchtete und sein Herz rührte. Er gab Antwort, aber nicht mehr im Spiel, sondern aus wahrhaftigem Herzen: Weil ich die Gnade Christi zu empfangen wünsche, durch die ich wiedergeboren und aus dem Elend meiner Sünden befreit werde.“ Die Spielgenossen fuhren in ihrer Rolle weiter, vollzogen die Zeremonien der christlichen Taufe an dem, der sie ernsthaft wünschte, und bekleideten ihn, wie es die Christen den Neugetauften immer taten, mit einem weißen Kleid. Nun fielen die Soldaten über ihn her, um ihn vor den Richter zu führen. Das Volk war in gespannter Erwartung und meinte nicht anders, als dass nun das Spiel erst recht beginnen würde interessant zu werden. Wie groß war aber das Erstaunen aller, als der gefeierte Schauspieler aus dem Kreis der Bühne heraustrat und von einem erhöhten Platz aus an den Kaiser und die ganze Zuhörerschaft eine Ansprache hielt, so unerhört und kühn, dass alle Entsetzen erfasste. War das Kunst des Meisters, der mit allzu keckem Mut und bezwingend natürlichem Spiel Wirklichkeit vortäuschte oder war es tatsächlich unfassbare, herbe Wahrheit?

 

„Höre mich, Kaiser und alles Kriegsheer, ihr weisen Senatoren und Bürger und alles Volk dieser Stadt,“ so rief Genesius aus. „Ich habe bisher den christlichen Namen nur mit Schauder nennen hören, habe alle gelästert, die in seinem Bekenntnis beharrten. Ich habe auch meine Eltern und Verwandten um des Namens Christi willen verabscheut und habe die Christen so lächerlich gefunden, dass ich die Geheimnisse ihrer Religion eifrig erforschte, in der Absicht, sie auf der Bühne eurem Gelächter preiszugeben und sie mit euch zu verspotten. Doch wie mich das Wasser auf dem bloßen Leib berührte, und als ich auf die Frage, ob ich glaube, antwortete: Ja, ich glaube, da sah ich über mich eine Hand vom Himmel herabkommen und strahlende Engel über mir stehen, die alle meine Sünden, die ich von Kindheit an begangen habe, aus einem Buch lasen, sie aber gleich darauf in dem genannten Wasser, mit dem ich vor euren Augen übergossen worden bin, abwuschen. Dann zeigten sie mir das Buch, nun weißer als Schnee. Nun also, erlauchter Kaiser und ihr alle, die ihr diese Geheimnisse verlacht habt wie ich, glaubt jetzt auch wie ich! Glaubt, dass Christus der wahre Gott ist, dass er das Licht, die Wahrheit und Gnade ist, und dass ihr durch ihn zum Heil gelangen könnt!“

 

Das war ein unerhörtes Stück im Stück. Man mochte wünschen und hoffen, der Komödiant sei im Rausch der Kunstbegeisterung außer sich geraten, und mahnte ihn, sich zu ernüchtern. Da gestand der Glückliche: „Ja, Kaiser, Christi Werbung, die hochzeitliche, süße, drang mit solcher Allmacht in meine Seele, dass sie jäh erschreckt und entzückt von ihrem Leib, dem harten Fronherrn, zu scheiden schien und in hohen Sphären zu wandeln begann, die Menschenworte nicht künden können. Aber ich will nun mit der Nüchternheit, die dem geziemt, der himmlische Belehrung so erfuhr wie ich, bekennen: Ich bin Christ! Gott helfe mir nach diesem Bekenntnis zu leben und zu sterben! Der ich im Spiel schien, bin ich nun wahrhaftig: ein Christ!“

 

Staunen und Mitleid in der Seele des kaiserlichen Blutmenschen wichen nun einer schäumenden Wut. Er ließ den Bekenner aufs grausamste mit Prügeln schlagen und ihn dann dem Präfekten Plautianus übergeben, dass er ihn zum Opfer zwinge. Genesius wurde auf die Folter gespannt, lange Zeit mit eisernen Krallen zerfleischt und mit Fackeln gebrannt. Fest im Glauben beharrend, hörte er aber nicht mehr auf zu bekennen: „Es ist kein König außer Christus, den ich verehre. Wenn ich tausendmal für seine Ehre getötet werde, so könnt ihr ihn mir nicht aus dem Mund, nicht aus dem Herzen entreißen. Es schmerzt mich tief, so lange im Irrtum befangen gewesen zu sein und seinen heiligen Namen in heiligen Menschen gehasst zu haben. Ich hochmütiger Soldat bin allzu spät zur Anbetung des wahren Königs gekommen!“

 

Plautianus sah ein, dass der Sinn dieses Mannes nicht mehr zu wenden war; darum ließ er ihn enthaupten.

 

Leider wird auch in unserer Zeit die Schauspielkunst dazu missbraucht, Religion und Glaube in missgünstiger Weise darzustellen, absichtlich zu erniedrigen und zu verspotten. Noch ärger wird auf der Bühne die gute Sitte verletzt und Tugend und christliches Familienleben in der Gesellschaft untergraben. Der Besuch solcher Darstellungen ist streng verboten. Ein gewissenhafter Katholik besucht kein Theater, ohne sich vorher über den Inhalt des Stückes wie über die schickliche Darbietung der Schauspieler zu vergewissern. Edle Theaterstücke aber sind kräftige Förderungsmittel von Bildung, Religiosität und Tugendhaftigkeit.