Heiliger Barachisius und heiliger Jonas, Mönche und Märtyrer in Persien, + 24.12327 - Fest: 29. März

       

Im 18. Jahr der Regierung des Königs Sapor erhob sich eine grausame Verfolgung gegen die Christen in Persien. Allenthalben erblickte man Blutströme, allenthalben Verwüstung der Kirchen und Klöster. Als Jonas und Barachisius, zwei Brüder aus der Stadt Beth-Asa, erfuhren, dass mehrere Gläubige zu Hubaham sollten hingerichtet werden, eilten sie sogleich dahin, in der Absicht, ihnen beizustehen und Mut zuzusprechen. Neun von ihnen erlangten auch die Märtyrerkrone.

 

Unmittelbar nach der Hinrichtung dieser neun Christen wurden Jonas und Barachisius, die den Mut hatten eher zu sterben, als den Glauben zu verleugnen, gefangen genommen und vor den Richter geführt. Der bedrängte sie, dem König der Könige, das heißt, dem König von Persien zu gehorchen und die Sonne, den Mond, das Feuer und das Wasser anzubeten. „Es ist besser“, antworteten die Heiligen, „dass man dem unsterblichen König des Himmels und der Erde gehorche, als einem Fürsten, der vom Tod unterworfen ist“. Die Magier erzürnt darüber, dass man ihren König sterblich nannte, waren der Meinung, man solle die beiden Bekenner voneinander trennen. Ihnen gehorchend warfen sie Barachisius in ein enges und düsteres Kerkerloch. Jonas aber behielten sie bei sich zurück, in der Hoffnung, ihn zum Opfern überreden zu können. Aber all ihre Bemühungen waren vergeblich. Hierauf befahl der Oberste der Magier, man solle den Märtyrer auf den Bauch legen, ihn einen Pfahl in den Nabel schlagen, und ihn mit Ruten und knotigen Stöcken züchtigen, was auf der Stelle ausgeführt wurde. Jonas hörte nicht auf zu beten während seiner ganzen Marter. „Gott unseres Vaters Abraham“, rief er aus, „ich sage dir unendlichen Dank. Verleihe, ich beschwöre dich, dass ich dir ein angenehmes Brandopfer darbringen kann. Nur eins habe ich vom Herrn begehrt und dies werde ich immerdar suchen. Ich entsage dem Dienst der Sonne, des Mondes, des Feuers und des Wassers. Ich glaube an den Vater, den Sohn, den Heiligen Geist, und erkenne keine andere Gottheit.“ Danach band man ihm ein Seil an die Füße und warf ihn in einen gefrorenen Teich.

 

Als Barachisius am Abend vor die Magier geführt wurde, sagte man ihm, sein Bruder hätte geopfert. „Das ist falsch“, erwiderte er, „ich kenne ihn zu gut, als dass ich ihn für fähig halten sollte, niederen Geschöpfen göttliche Ehre zu erweisen.“ Dann redete er noch über die unendliche Macht des wahren Gottes, und schilderte sie mit solcher Kraft und Beredtheit, dass selbst die Magier erstaunten. „Wir dürfen nicht zulassen“, sagten sie zueinander, „dass er öffentlich davon spricht. Es ist zu befürchten, dass er durch seine Reden die Anhänger unserer Religion gewinnt.“ Es wurde also unter ihnen beschlossen, dass Barachisius nunmehr zur Nachtzeit verhört würde. Zugleich befahlen sie, dass man ihm an jedem Arm glühende Eisen anlegte. „Beim Glück des Königs“, sagten sie ihm, „wenn du eines dieser Eisen fallen lässt, so entsagst du dem Christentum.“ – „Ich fürchte euer Feuer nicht“, entgegnete ruhig der Heilige. „Ich werde die Werkzeuge meiner Qual nicht abschütteln. Nur bitte ich euch, ihr möget mir ohne Verzug alle Martern antun, die ihr mir bereitet habt man ist voller Mut, wenn man für Gott streitet.“ Diese Standhaftigkeit reizte die Magier immer mehr, und sie befahlen den Henkersknechten, geschmolzenes Blei in die Nasenlöcher und Augen des Heiligen zu gießen, worauf sie ihn dann wieder ins Gefängnis zurückführen ließen, wo er an einem Fuß aufgehängt wurde.

 

Am anderen Tag zog man Jonas aus dem Teich. Als er vor den Magiern stand, sagten sie ihm: „Wie befindest du dich? Ohne Zweifel wird die vergangene Nacht sehr schmerzhaft für dich gewesen sein.“ – „Nicht im mindesten“, erwiderte Jonas, „seitdem ich auf der Welt bin, habe ich nie solche Süßigkeiten gekostet, wie in dieser Nacht. Die Erinnerung an die Leiden Jesu Christi war für mich eine Quelle unaussprechlichen Trostes.“

 

Die Magier: „Dein Gefährte hat abgeschworen.“

 

Jonas: „Jawohl, ich weiß, dass er seit langer Zeit abgeschworen hat dem Satan und seinen Gesandten.“

 

Die Magier: „Hüte dich vor dem Verderben.“

 

Jonas: „Wenn ihr weise seid, wie ihr euch schmeichelt, so sagt mir, ob es nicht besser sei, das Getreide auszusäen, als es aufzuhäufen auf einen Speicher, unter dem Vorwand, es gegen Regen und Sturm zu schützen? Nun aber ist dieses Leben wie ein Same, den man in die Erde wirft. Er wird hervortreiben im künftigen Leben, wo Jesus Christus in unsterblicher Herrlichkeit dasselbe erneuern wird.“

 

Die Magier: „Eure Bücher haben viele Leute betrogen.“

 

Jonas: „Wahr ist, dass sie viele Menschen von den irdischen Vergnügungen abgebracht haben. Wenn ein Christ, mitten in den Peinen, von dem Feuer jener Liebe brennt, die ihm das Andenken an das Leiden seines Erlösers einflößt, so vergisst er Reichtümer, Ehren und alle Güter dieses vergänglichen Lebens. Er sehnt sich nur nach der Anschauung des wahren Königs, dessen Reich ewig ist, und dessen Gewalt alle Jahrhunderte umfasst.“

 

Als der Märtyrer zu reden aufhörte, schnitt man ihm die Finger, die Zehen und die Zunge ab. Auch zog man ihm die Haut vom Kopf herunter und warf ihn in einen mit kochendem Pech angefüllten Kessel. Aber das Pech entfloss plötzlich dem Behälter, ohne den Diener Gottes im Geringsten zu beschädigen. Hierauf legte man ihn unter eine hölzerne Presse, wo man ihn mit unmenschlicher Grausamkeit zerquetschte. Schließlich wurde sein Leib in Stücke zersägt und in einen ausgetrockneten Wasserbehälter geworfen, den man bewachen ließ, aus Furcht, die Christen möchten seine Übrigbleibsel wegnehmen.

 

Die Richter ließen Barachisius abermals vor sich führen und ermahnten ihn, Mitleid mit seinem Körper zu haben. Seine Antwort war, dass Gott, der seinen Leib gebildet habe, ihn wieder auferwecken würde, und dass die Magier mit ihrem König dereinst vor dem Richterstuhl eben dieses Gottes erscheinen müssten, worauf einer der Richter sagte: „Lasst uns dem Ding ein Ende machen; unsere Zögerung ist eine Unbild für den König. Man richtet nichts mit dieser Gattung Menschen, weder durch Reden, noch durch Qualen aus.“ Es wurde also unter ihnen entschieden, dass Barachisius mit Stechgnister gestrichen und hierauf sein Körper mit Schilfsplittern, die man, vermittelst eng an einander gereihten Seile, in die Haut drückte, bedeckt, und wenn er so überall durchstochen wäre und einem Stacheligel ähnlich sehe, auf der Erde hin und her gewälzt werden sollte. Bei dieser grauenvollen Peinigung ließen es jedoch die Magier nicht bewenden, sondern gossen dem Heiligen noch siedendes Pech und Schwefel in den Mund. Diese letztere Marter vereinigte Barachisius mit seinem Bruder Jonas. Abtusciatas, ein alter Freund des Märtyrerpaares, kaufte ihre Leichname von den Persern.

 

Der Verfasser der Akten unserer Heiligen beschließt sie folgendermaßen: „Dieses Buch, geschrieben nach dem Bericht von Augenzeugen, enthält die Akten der Heiligen Jonas, Barachisius, Märtyrer Jesu Christi, der sie, nachdem er sie im Kampf gestärkt hatte, mit der Siegeskrone geschmückt aus demselben hervortreten ließ. Möchte Isaias, Adabs Sohn, aus Arzun (in Armenien), Anteil haben an ihrem Gebet.“ Dieser Isaias, der in der Reiterei des Königs Sapor diente, wohnte den Verhören und Qualen der Diener Gottes bei und schrieb die Geschichte ihrer Triumphe.

 

Unsere heiligen Märtyrer litten am 29. des Dezembermondes, d.h. am 24. Desselben Monats, im Jahre 327 unseres Herrn Jesus Christus, und im 18. Des Königs Sapor. Im römischen Märtyrerverzeichnis stehen sie unter dem 29. März.

 

Wenn wir die Erzählung der Triumphe der Blutzeugen lesen, müssen wir die erhabenen Beweggründe, die sie in ihren Kämpfen stärkten, auch uns aneignen. Durch eine solche Vorsicht werden die Zeiten der Prüfungen für uns eine reichhaltige Quelle hoher Verdienste werden. Was begehrt aber Gott von uns in den Prüfungen? Dass wir sie von seiner Hand annehmen, wo nicht mit Freuden, doch wenigstens mit Geduld und Ergebung. Bei wie vielen aber findet man diese heilige Stimmung? Wie viele verlieren nicht, z.B., die Früchte, die sie aus ihren Krankheiten ziehen könnten? Die seufzen nach der Herstellung ihrer Gesundheit nur unter dem Vorwand, die Pflichten ihres Standes erfüllen und für die Ehre Gottes arbeiten zu können. O die Blinden, sie sehen nicht, dass dieses heftige Verlangen nach Gesundheit nur von der Ungeduld der Eigenliebe herrührt. Nein, sie würden nicht wünschen von ihrer Krankheit befreit zu werden, wofern sie den ganzen Wert und Nutzen der christlichen Geduld erkennen würden. Oder wenn sie sich nach Gesundheit sehnten, würde dies ohne Ängstlichkeit geschehen, mit der ausdrücklichen Bitte, Gott möge sie nur in so weit erhören, als es seiner Ehre und ihrem geistigen Wohl zuträglich wäre.

 

(Gezogen aus echten Urkunden, in chaldäischer Sprache geschrieben und im Original bekannt gemacht von Stephan Assemani. Diese Akten sind das Werk eines Augenzeugen, namens Isaias, der von einer ansehnlichen Familie in Armenien abstammte, und als Hauptmann im Heer des Königs Sapor diente. Metaphrast hat ebenfalls die Akten dieser heiligen Blutzeugen herausgegeben. Es finden sich aber darin viele Verfälschungen.)