38 heilige Mönche und Martyrer auf dem Berg Sinai, Fest: 14. Januar

 

In der großen Wüste, die sich von Arabien bis nach Ägypten ausdehnt und von diesem Land nur durch das Rote Meer und den Jordan getrennt ist, lebte in den ersten christlichen Jahrhunderten ein wildes, barbarisches Volk in der größten Sittenlosigkeit und beinahe ohne alle Religion. Diese Wilden ernährten sich von der Jagd und von der Beute, die sie auf ihren Streifzügen machten, und zur Zeit der Not verzehrten sie das rohe Fleisch ihrer Kamele. Sie beteten die Sonne als ihren Gott an und brachten ihr das Beste von ihrer Beute als Opfer dar. Bei besonderen Festen aber schlachteten sie einen Knaben aus ihrer Mitte, opferten sein Fleisch unter abergläubischen Zeremonien der aufgehenden Sonne und verschlangen es dann bei einem festlichen Mahl.

 

Die andere Seite der Wüste bewohnten heilige Einsiedler, die durch gänzliche Abtötung ihrer Sinnlichkeit, durch ununterbrochenes Gebet und immerwährende Betrachtung himmlischer Wahrheiten nach Gottseligkeit strebten. Sie lebten nur von Wurzeln und Kräutern, die sie erst nach dem Untergang der Sonne aßen, und mehrere von ihnen enthielten sich die ganze Woche hindurch von aller Nahrung. Damit keiner den anderen in seiner Einsamkeit stören konnte, bewohnten sie Zellen, die weit voneinander entfernt lagen und die sie die ganze Woche nicht verließen, bis am Sonntag, wo sie sich gemeinschaftlich in der Kirche versammelten, während des Gottesdienstes heilige Psalmen sangen und von einem Priester die heilige Kommunion empfingen. Am frühen Morgen eines Sonntags, wo die frommen Einsiedler schon alle versammelt waren zum Lob Gottes, ritten die wilden Barbaren auf Raub aus und erblickten schon von weitem die Kirche. Aus Begierde nach Beute drangen sie in die Kirche ein und da sie nichts als Armut erblickten, gerieten sie in Wut, schleppten die Heiligen aus der Kirche, entblößten sie von ihren Kleidern und stellten sie nach dem Alter in die Reihe zum Martertod. Mit dem heiligen Sabbas, einem ehrwürdigen Greis, machten sie dadurch den Anfang, dass sie ihm befahlen, seinen Hals empor zu richten. Als er mit unerschrockenem und heiterem Angesicht sich ihnen dargestellt hatte, durchstach ihm einer der Unmenschen die Kinnlade und ein anderer stieß ihm das Schwert durch die Schulter bis in die Brust, worauf er sogleich seinen Geist aufgab. Mit einem so grausamen Blutdurst ermordeten sie die übrigen 37 Einsiedler, indem sie ihnen entweder den Rücken unter langsamer Marter aufschnitten, oder ihnen lebend die Haut vom Leib rissen, oder sie mit stumpfen Sägen entzwei schnitten. Einige Schriftsteller behaupten, dieser gräuliche Mord habe sich zu der Zeit ereignet, als Diokletian auf dem römischen Kaiserthron saß.

Katharinenkloster