Seliger Wilhelm Ireland und Gefährten, Martyrer aus der Gesellschaft Jesu, + 24.1.1679 – Gedenktag: 24. Januar

 

Die Lage der Katholiken Englands nach der grausamen Verfolgung unter Heinrich VIII. und der Königin Elisabeth (+ 1603) blieb fortgesetzt eine harte. Unter Karl II. (1660-1685), der während seines Aufenthaltes auf dem Festland selbst sich in die katholische Kirche aufnehmen ließ, auch eine treukatholische Gemahlin genommen hatte, brach der Hass der Protestanten gegen die Katholiken in der wildesten Form von neuem aus. Schon den großen Brand von London 1666 legte man verleumderischer Weise den Katholiken zur Last. Als der Thronfolger Jakob, Herzog von York, der Bruder des Königs, katholisch wurde und eine katholische Prinzessin von großer Frömmigkeit zur Gattin nahm, kam die von dem nichtswürdigen Staatsmann Shaftesbury aufgehetzte öffentliche Meinung nicht mehr zur Ruhe. Der Herzog von York sollte mit allen Mitteln von der Thronfolge ausgeschlossen werden. Die unglaublichsten, blödesten Gerüchte wurden über die Katholiken ausgestreut. Ein ganz verkommener Mensch, Titus Oates, einer der elendesten Verleumder, den die Geschichte kennt, der als baptistischer Schiffsprediger wegen unnatürlicher Laster entlassen worden war, in den Jesuitenkollegien zu Valladolid in Spanien und St. Omer in Frankreich Bekehrung heuchelte, aber immer wieder fortgejagt wurde, erfand eine Verschwörungsgeschichte gegen das Leben des Königs, die, so blöd und offenkundig erlogen sie auch war, dennoch eine beispiellose Fanatisierung der Volksmassen hervorrief und eine ganze Reihe ungerechter Verurteilungen zur Folge hatte. Der König, halt- und sittenlos und nur bedacht, seine Krone zu retten, gab allen Gesetzen gegen die Katholiken nach, wie er auch alle Bluturteile bestätigte, obwohl er den unverschämten Verleumder vor dem Geheimen Rat persönlich überführte und „den verlogensten Schuft nannte, der ihm je unter die Augen gekommen sei“.

 

Als erstes Opfer fiel der Sekretär der Herzogin von York, der ehrwürdige Eduard Coleman. Wiederholt feierlich seine Unschuld beteuernd, starb er bereitwillig für seine Religion am 3. Dezember 1678 auf dem Blutgerüst.

 

Aber nur noch lauter schrie der Fanatismus nach dem Blut der Priester und Jesuiten. Unter anderen wurde der ehrwürdige Wilhelm Ireland, der Vermögensverwalter der englischen Ordensprovinz, völlig ahnungslos, während der Nacht verhaftet. Alle seine Bücher, Briefe und Rechnungen wie die Regeln des Ordens wurden dabei beschlagnahmt. Anstatt aber eine Bestätigung der vorgeblichen Verschwörung zu erbringen, enthielten sie mehr eine Widerlegung, weshalb sie auf Weisung des Geheimen Kronrates zerstört wurden. Ireland war ein Mann von unerschütterlicher Geduld, großen Mutes und tiefer Demut. Die Oberen hätten diesen „klugen und getreuen Knecht“, wie sie ihn nannten, getrost auf den schwierigsten Posten stellen können. Die Schwierigkeiten und Gefahren hätten seinen Mut nur noch mehr entflammt, wo es galt, eine Seele aus den Banden des Irrtums oder der Sünde zu befreien. Im Gefängnis des „Neutores“ wurde der Unschuldige in so schwere Fesseln geschlagen, dass sie ihm das Fleisch buchstäblich bis auf die Knochen wund rieben.

 

Dem Angeklagten wäre es ein Leichtes gewesen, das Vorleben des Oates, des „allerinfamsten Schurken der Menschheit“, wie ihn der englische Geschichtsschreiber Hume nennt, so zu kennzeichnen, dass er wahrlich kein Vertrauen hätte finden können. Die Schürer der Katholikenhetze glaubten natürlich selbst nicht an seine Meineide, sie bezahlten nur glänzend sein phantasievolles Lügengewebe und erpressten Hilfszeugen für ihn. Pater Ireland aber gab man keine Zeit, die Beweise zusammenzubringen. Doch gelang es seiner entschlossenen Schwester neben ihrem Zeugnis noch einige andere Zeugen beizubringen, die klar nachwiesen, dass der angeklagte Pater in den Tagen, in denen er sich in London in dem Zimmer eines Mitbruders gegen das Leben des Königs verschworen haben sollte, weit von London entfernt weilte. Ireland, der sich glänzend verteidigte, konnte auch darauf hinweisen, dass sein Oheim und sein Vater den Heldentod im Kampf für den König starben, und dass es seine Verwandten waren, die den König nach der Schlacht von Worcester retteten. Es war umsonst, Der Oberrichter ergriff unter Spott und Hohn offen Partei gegen den Angeklagten. Wo Hass und Fanatismus die Wage der Gerechtigkeit führen, da kann das Urteil nur ein ungerechtes sein. Ireland jubelte, als es gesprochen wurde, da er nun der Gnade des Martyriums teilhaftig werden sollte.

 

Mit Mut und Vertrauen ging der Verurteilte dem Tod entgegen. Ein Kaplan des spanischen Gesandten, der Kapuzinerpater Augustin von Losingham, hatte vom König die Gnade erbeten, Pater Ireland die heiligen Sakramente spenden zu dürfen. Ein Edelmann erzählt als Augenzeuge, er habe nie ein so liebenswürdiges und von himmlischer Freude strahlendes Antlitz gesehen als das des Ehrwürdigen Pater Ireland, als er zum Tod geführt wurde.

 

Unser Martyrer hatte als Todesgefährten den ehrwürdigen Johann Grove, der wahrscheinlich ein Laienbruder der Gesellschaft Jesu war. Er musste von erprobter Tugend gewesen sein, da er von seinem Orden des größten Vertrauens gewürdigt wurde. Er hätte durch eine unwahre Aussage, durch ein sogenanntes Geständnis nicht nur sein Leben retten, sondern auch reichen Lohn gewinnen können. Allein er wählte mit Freuden den Tod um der Gerechtigkeit willen und ging mit der Beteuerung seiner Unschuld und mit einem Gebet für seine Feinde in den Tod, würdig seiner heiligen Sache, der er sein Leben in Armut und Niedrigkeit gewidmet hatte.

 

Beide Gefangene wurden, wie es schon bei den früheren Urteilsvollstreckungen üblich war, auf zwei Schleifen gebunden, durch die mit lärmenden Menschen angefüllten Straßen Londons in langsamem Zug nach Tyburn geführt, welcher Platz schon von den Tagen Elisabeths her mit dem Blut katholischer Priester geweiht war. Auf diesem langen Leidensweg durch die vielen Tausende des fanatisierten Pöbels der Hauptstadt wurde ihnen die Schmach ihres göttlichen Mesters in vollen Zügen zuteil. Spottreden, Flüche und Verwünschungen hallten von allen Seiten auf sie hernieder. Man spie sie an, bewarf sie mit Straßenkot, faulen Eiern und ekelhaftem Unrat.

 

Unter dem Galgen machte Pater Ireland wie die nachfolgenden Verurteilten aus der Titus-Oates-Verschwörung von dem Recht Gebrauch, an das Volk zu reden. Verhallten auch die Worte der ersten Martyrer im Toben der wild aufgeregten Menge, so machte doch die der folgenden immer mehr Eindruck und bewirkten schließlich einen Umschwung der öffentlichen Meinung. Pater Ireland hob hauptsächlich hervor, dass sie es als ihre strengste Verpflichtung erkennen würden, jetzt, im Augenblick des Todes, jede Schuld einzugestehen, wenn sie schuldig wären, ja alle Mitschuldigen anzugeben, und wäre es auch der eigene Vater. Tausendmal würden sie auch Gott und Menschen um Verzeihung bitten müssen. Allein sie hätten keine Schuld, und da er sehe, dass man ihren Beteuerungen keinen Glauben schenke, so möchten sie sich der Barmherzigkeit des allmächtigen Gottes empfehlen.

 

Ein Priester der Gesellschaft Jesu stand verkleidet in der Nähe des Galgens und erteilte den Sterbenden auf ein verabredetes Zeichen die letzte Lossprechung. Schon hatten sie die Schlingen um den Hals. Noch ein kurzes Gebet und die Pferde zogen den Karren unter ihren Füßen weg. Wenige Minuten nur ließ man sie hängen, dann schnitt der Henker die noch Lebenden los, um die scheußliche Schlächterei an ihnen zu vollziehen, die zur gesetzlichen Strafe des Hochverrates gehörte. Der Leib wurde aufgerissen und das noch zuckende Herz den armen Opfern ins Angesicht geschleudert und dann ins Feuer geworfen. Der Leichnam wurde dann gevierteilt. Das war wieder ein Sieg des „reinen Evangeliums“ über die Papstkirche! Mit lautem „No-Popery“ (kein Papsttum)-Geschrei wälzten sich die Massen nach London zurück.

 

Mit großer Ehrfurcht und Bewunderung hatten die Katholiken diesem erschütternden Schauspiel zugesehen. Die Kleider der Martyrer wurden sofort als teure Reliquien gekauft. Selbst das noch nicht verbrannte Herz wurde erworben. Allen voran suchte die Königin Katharina von Braganza sich Reliquien Irelands zu verschaffen und hielt sie hoch in Ehren. Wunderbare Vorkommnisse werden davon berichtet.

 

Wo ist unser starker, opferbereiter Glaube? Soll uns ein kleiner Verzicht Gott zu Liebe, eine Verdemütigung, eine Enttäuschung, ein Schmerz, den der Herr uns schickt, lästig und zuwider sein, wo doch die Martyrer ohne Klage alles geopfert haben? „Steht fest im Glauben und seid stark“ (1. Korinther 16,13)! Seid opferbereit und ausdauernd, denn nur ein solcher Glaube ist lebendig und bringt das Heil.

 

Wilhelm Ireland und Johannes Grove wurden am 15. Dezember 1929 zusammen mit 135 weiteren Märtyrern aus England der Jahre 1535 bis 1681 durch Papst Pius XI. seliggesprochen.