Heiliger Stephan Harding, 3. Abt der Zisterzienser in Citeaux, + 28.3.1134 – Fest: 17. April

 

Stephan, mit dem Beinamen Harding, stammte aus England von reichen und angesehenen Eltern. Er wurde im Kloster Sherbourne in der Grafschaft Dorset erzogen. Die Lehrmeister, denen er anvertraut wurde, bildeten ihn nicht bloß zu den Wissenschaften, sondern auch besonders zu einer gründlichen Frömmigkeit hinan. Frühzeitig lernte er die bösen Begierden unterdrücken und brachte es dahin, dass in seinem Herzen ungetrübter Friede herrschte. Aus dieser Seelenruhe entsprang jene liebenswürdige Heiterkeit, die stets auf seinem Antlitz leuchtete. Das Verlangen, in der Vollkommenheit allzeit weiter voranzuschreiten, brachte in ihm den Entschluss hervor, das Kloster zu verlassen. Er zog dann mit einem seiner Freunde, der dieselben Gesinnungen mit ihm teilte, nach Schottland, wo damals mehrere seltene Vorbilder der Frömmigkeit lebten. Von dort reisten sie nach Paris und von Paris nach Rom. Ihre Frömmigkeit und geistige Ausrichtung wurde durch diese Wanderungen nicht im Geringsten gestört, und um sich im Geist des Gebetes zu erhalten, beteten sie jeden Tag den ganzen Psalter ab.

 

Nach seiner Rückkehr von Rom hörte Stephan zu Lyon von den Tugenden und Abtötungen, die man im Kloster Molesme, das soeben vom heiligen Robert gestiftet worden war, ausübte. Sogleich entschloss er sich, dort dem Dienst Gottes sich zu weihen. Die Religiosen von Molesme lebten in der größten Armut. Oft entbehrten sie sogar des Brotes und hatten keine andere Speise als wilde Kräuter, die in der Einöde wuchsen. Die Bewohner der Umgegend, erstaunt über den Glanz ihrer Heiligkeit, wurden von Mitleid gerührt beim Anblick ihrer Dürftigkeit, und lieferten ihnen, sogar mit verschwenderischer Freigebigkeit, alles was sie nötig hatten. Aber der Überfluss brachte bald verderbliche Früchte hervor. Zerstreuung trat bald an die Stelle der Gemütssammlung. Von der Verachtung der Ordensregel schritt man zur Übertretung der wesentlichen Punkte des Evangeliums. Die Unordnung nahm täglich mehr überhand, ohne dass man dem Übel entgegensteuern konnte. Schließlich war das Unheil so groß, dass der heilige Robert das Kloster verlassen musste. Der gottselige Prior Alberich und der heilige Stephan folgten ihm auch bald nach. Indes bezeigten die Mönche äußerlich Reue. Der Papst gab ihrem Abt Befehl, nach Molesme zurückzukehren. Auch wurden Alberich und Stephan vom Diözesanbischof wieder dahin berufen.

 

Die Mönche von Molesme hielten aber das Versprechen nicht, das sie feierlich abgelegt hatten, ihre bisherige Lebensweise zu ändern. Sie verfielen in ihre vorherigen Unordnungen und verhöhnten ohne Scheu ihre Ordensregeln. Stephan, der ihnen damals vorstand, erhob sich laut gegen dieses Unwesen. Ohne Unterlass wiederholte er ihnen, die Heiligkeit des Klosterlebens bestehe in der Beobachtung der Vorschriften, man könne nie ein wahrer Religiose sein ohne strenge Zucht, wie niemals eine Gesellschaft zu bestehen vermag ohne Gesetz, und es sei um die Sitten geschehen, wenn man nicht den ursprünglichen Klostergeist in sich belebe. Alle diese Vorstellungen waren umsonst, das Übel nahm allzeit mehr überhand.

 

Der heilige Robert, der alle Hoffnung aufgab, seine Genossenschaft je wieder zur Ordnung zurückzuführen, ließ an seiner Statt einen anderen Abt erwählen und verließ Molesme. Ihn begleiteten der gottselige Alberich, der heilige Stephan und 18 andere eifervolle Mönche. Dies geschah aber erst nachdem sie vom Erzbischof Hugo von Lyon und dem Legaten des Heiligen Stuhls die Erlaubnis hierzu sich eingeholt hatten. Sie zogen zusammen nach Citeaux (Cistercium), das eine sumpfige Wüste war, fünf Stunden von Dijon in Burgund. Der Vicomte von Beaune, schenkte ihnen diese Einöde. Eudo, später Herzog von Burgund, ließ ihnen ein Kirchlein bauen, das unter der Anrufung der allerseligsten Jungfrau, wie denn in der Folge alle Kirchen des Ordens, eingeweiht wurde. Die Mönche fällten selbst die Bäume und erbauten sich Zellen mit eigenen Händen. Als das Kloster vollendet war, beschwuren sie am 21. März 1098 neuerdings die Regel des heiligen Benedikt, die sie in ihrer ganzen Strenge zu befolgen sich verpflichteten. Von diesem Tag schreibt sich die Gründung des Zisterzienserordens her.

 

Als ein Jahr und einige Monate nach der Stiftung der neuen Klostergemeinde verflossen waren, musste der heilige Robert abermals nach Molesme zurückkehren. Der gottselige Alberich wurde an seiner Stelle zum Abt von Citeaux erwählt. Die Religiosen, die unter seiner Leitung standen, boten das erbaulichste Schauspiel der Frömmigkeit dar. Ihre Stille, ihre Demut, ihre Innerlichkeit machte sie mehr Engeln als Menschen gleich. Zwei Legaten des Papstes Paschal II. besuchten sie und wurden von größter Bewunderung ergriffen bei dem Anblick ihrer heiligen Zucht. Obgleich sie von Bußstrenge ganz ermattet waren, bemerkte man doch an ihnen eine Freude und Heiterkeit, die eine selige Rührung im Herzen des Zuschauers zurückließen. Ihr Äußeres war schon tief ergreifend und alles kündigte den Frieden an, der in ihren Seelen herrschte.

 

Der gottselige Alberich erhielt 1100 vom Papst Paschal II. die Bestätigung seines Ordens. Er setzte später mehrere Statuten auf, die die buchstäbliche Beobachtung der Regel des heiligen Benedikt zum Hauptzweck hatten. Das ganz himmlische Leben, das man zu Citeaux führte, verbreitete überall die Wohlgerüche des Segens. Eudo, der Herzog von Burgund und Stifter des Klosters, besuchte es sehr oft, um sich da zu erbauen. Er ließ sich sogar in der Gegend einen Palast erbauen und wollte in der Kirche der Einsiedler bestattet werden. Mehrere seiner Nachfolger wählten sich dieselbe Grabstätte. Heinrich, sein zweiter Sohn, ging in seinem Eifer noch weiter. Er trat in die Reihe der Jünger des gottseligen Alberich, legte das Ordenskleid an und starb zu Citeaux eines Todes der Gerechten.

 

Nach dem Ableben des gottseligen Alberich wurde der heilige Stepan zu seinem Nachfolger erwählt. Seine erste Angelegenheit war, unter seinen Ordensmännern den Geist der Einsamkeit und der Armut zu unterhalten. Er traf weise Vorsichtsmaßregeln, um die häufigen Besuche der Auswärtigen zu verhindern. Nur der Herzog von Burgund hatte die Erlaubnis, in das Kloster zu gehen. Doch bat man ihn, er möchte seinen Hofstaat nicht zu Citeaux halten, wie es an großen Feierlichkeiten zu geschehen pflegte. Man entfernte aus der Kirche die goldenen und silbernen Kreuze und ersetzte sie durch andere von gemaltem Holz. Der Gebrauch der Leuchter wurde abgeschafft und es wurde beschlossen, dass man künftig nur noch einen – und zwar aus Eisen – beibehielte. Auch wurde auf die goldenen Kelche verzichtet und bloß vergoldete Silberne eingeführt. Die Messgewänder, Stolen, Manipeln und anderer Kirchenschmuck, durften nur von einfachem Stoff sein. Seide, Gold oder Silber einzuwirken, war verboten. Wiewohl aber die Kirche von Citeaux nichts als Armut verriet, so war sie dennoch rein und würdevoll gehalten, wie es sich für das Haus Gottes ziemt. Selbst ihr einfaches, prunkloses Wesen gab ihr einen gewissen hehren Glanz, der die Größe des darin thronenden Weltenherrschers ankündigte.

 

Einige Religiosen von Cluny, wo die Kirche mit prächtigen Ornaten versehen war, stießen sich an der Ärmlichkeit der Kirche von Citeaux. Dies gab ihnen sogar Anlass zum Tadel, weil ihnen der Beweggrund davon nicht gehörig einleuchtete. Allein der heilige Bernard unternahm in einem Werk, das wir noch besitzen, die Rechtfertigung seiner Brüder. „Ich will,“ sagt er, „dass die Pracht und die Verzierungen der Kirchen die Ehre Gottes zum Endzweck haben, daher bin ich auch weit entfernt, dies in den Kathedralkirchen der Bischöfe zu tadeln. Dadurch wollen die Oberhirten die Andacht eines rohen und sinnlichen Volkes anregen. Allein was wollen wir Religiosen mit diesem Aufwand, mit dieser Pracht? Sollte es deshalb sein, um den Büßenden Gefühle der Reue und der Zerknirschung, oder den Zuschauern Empfindungen des Vergnügens und der Zufriedenheit einzuflößen? Was soll all dieser Überfluss bei Leuten, die das Gelübde der Armut abgelegt haben, bei Religiosen, bei Geistesmännern?“

 

Die Mönche von Citeaux widmeten mehrere Stunden des Tages der Handarbeit. Auch hatten sie ihre bestimmten Zeiten zum Lesen und Bücherabschreiben. In eben diesen Stunden veranstaltete der heilige Stephan, mit Hilfe einiger Religiosen, eine Abschrift der lateinischen Bibel zum Gebrauch des Klosters. Um ihr die höchstmögliche Vollständigkeit zu verschaffen, zog er sehr viele Handschriften zu Rate. Auch befragte er geschickte Juden, die ihm den hebräischen Text erklärten und ihn dadurch in Stand setzten, die Stellen, in denen der Sinn der Urschrift nicht getreu genug gegeben war, zu verbessern. Diese Verschiedenheit in den Handschriften der Bibel kam von der Unwissenheit oder Nachlässigkeit der Abschreiber her. (Das Exemplar der Bibel, das unter dem heiligen Stephan 1109 abgeschrieben wurde, befand sich noch in letzteren Zeiten im Kloster Citeaux. Es besteht aus 4 Bänden.)

 

So erhaben die Tugend des heiligen Stephanus bis dahin auch scheinen mochte, so verbreitete sie dennoch einen neuen Glanz in den verschiedenen Prüfungen, mit denen Gott sie heimsuchte. Der Herzog von Burgund, dem man nicht erlauben wollte, sein Hoflager zu Citeaux zu halten, wurde dadurch sehr beleidigt, entzog dem Kloster seine Huld, und sorgte nicht mehr für den Unterhalt der Ordensmänner, die bald die Freigebigkeit des Fürsten vermissten, denn da ihre Arbeit allein nicht ausreichte, zur Herbeischaffung der nötigen Lebensmittel, so sahen sie sich bald in das äußerste Elend versetzt. Stephan ergriff den Wanderstab und ging bettelnd von Tür zu Tür. Er gab einen starken Beweis seiner Uneigennützigkeit und seines gänzlichen Vertrauens auf Gott dadurch, dass er das Almosen von einem in Simonie befangenen Priester nicht annehmen wollte. Die Regel von Citeaux, die sorgfältig alles entfernt, was die Innerlichkeit und Kontemplation stören könnte, verbietet zwar denjenigen, die sie befolgen, milde Gaben draußen einzusammeln, allein es gibt außerordentliche Fälle, wie äußerste Not, die von der allgemeinen Regel eine Ausnahme machen müssen. Übrigens freuten sich der heilige Abt und seine Religiosen ihrer Armut, und die Beschwerden, die sie in ihrer Folge hat, waren für sie eine Gelegenheit, die heldenmütigsten Tugenden auszuüben. Gott tröstete sie oft durch augenscheinliche Gunst seines Schutzes.

 

Zu der oben erwähnten Prüfung kam noch eine andere, die nicht weniger hart war. Eine Krankheit raffte in den Jahren 1111 und 1112 den größten Teil der Mönche von Citeaux weg. Ein empfindlicher Schlag für den heiligen Abt. Doch fügte er sich gehorsam dem Willen Gottes. Was ihn aber am meisten betrübte, war die Furcht, keine Nachfolger seiner Bußstrenge und Armut hinterlassen zu können. Und in der Tat, man schrieb den Tod so vieler Religiosen der Härte der Ordensregel zu, die man für allzu überspannt ansah, und woraus man schloss, dass Gott die neue Genossenschaft nicht gutheiße. Dieser scheinbare Grund machte auf mehrere einen schlimmen Eindruck, so dass niemand mehr ins Kloster aufgenommen werden wollte. Indes schickte der Heilige glühende Gebete zum Himmel und empfahl ihm mit Tränen seine kleine Herde. Die Gnaden, die er bis dahin erhalten hatte, schienen ihn auf eine gewisse Art zu berechtigen, die göttliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. Sein Glaube wurde endlich belohnt. Es meldeten sich wieder Leute und seine Gemeinde sah sich bald mit 31 Ordensmännern vermehrt, unter denen sich auch der heilige Bernardus befand. Später kamen noch andere, und der Verlust, den Citeaux erlitten hatte, wurde bald überreich wieder ersetzt. Der heilige Stephanus konnte sogar neue Klöster stiften, wie das von la Ferté in der Diözese Chalons, von Pontigni bei Auxerre, von Clairvaux und Morimond, im Bistum Langres. (Das Kloster La Ferté wurde 1113 gestiftet, das von Pontigni 1114, jenes von Clairvaux und von Morimond 1115.)

 

Von Citeaux gingen oft fromme Pflanzungen hervor, um verschiedene Diözesen zu bevölkern. – Der heilige Stephan gründete 13 Abteien und hundert wurden von den Religiosen seines Ordens gestiftet. Er hatte über alle die Oberaufsicht. Seine erste Angelegenheit war, in ihnen eine strenge Zucht und den Geist einer vollkommenen Liebe zu unterhalten. In dieser Absicht beschloss er, dass jedes Kloster häufig besucht wurde, und setzte allgemeine Kapitel ein, die, nach dem Verfasser der Annalen von Citeaux, bis dahin unbekannt gewesen waren. Das erste wurde 1116 gehalten und das zweite 1119. In diesem letzten gab der Heilige die unter dem Namen Charta charitatis bekannten Statuten heraus, die Papst Calixtus II. im folgenden Jahr bestätigte. Hierauf veranstaltete er eine Sammlung der zu Citeaux üblichen Zeremonien und Gebräuche, um der Nachwelt übergeben zu werden. Auf diese Weise führte er im ganzen Orden eine vollkommene Gleichförmigkeit ein. Diese Sammlung nennt man Gebräuche von Citeaux. Auch ließ er eine kurze Geschichte vom Anfang des Ordens verfassen, die bekannt ist unter dem Namen Exordium von Citeaux.

 

Im Jahr 1125 unternahm Stephanus eine Reise nach Flandern. Er besuchte das Kloster St. Vedast in Arrast, wo er von dem Abt Heinrich und dessen Mönchen mit großen Ehrenbezeigungen empfangen wurde. Er verließ seine Einsamkeit noch zwei andere Male. Einmal im Jahr 1128, um mit dem heiligen Bernardus dem Konzil von Troyes beizuwohnen. Das andere Mal im Jahr 1132, um von Papst Innocenz II., der damals nach Frankreich gekommen war, einige Gnaden zu begehren.

 

Stephanus, der Bischof von Paris, und Heinrich, der Erzbischof von Sens, die mit Ludwig dem Dicken, dem König von Frankreich, in Irrungen verwickelt waren, wandten sich an den Heiligen, um ihn zu bitten, er möchte sich doch bei dem Fürsten für sie verwenden. Sie versprachen sich viel von dem Ansehen, in dem der Heilige wegen seiner hohen Tugenden stand. Der Abt erfüllte den Willen der beiden Prälaten, er schrieb an den König und leistete ihnen noch alle übrigen Dienste, die von ihm abhingen.

 

Als der heilige Stephan sein Ende herannahen sah, wollte er sein Amt niederlegen, um nur allein noch an die Ewigkeit zu denken. Er versammelte daher 1133 das Ordenskapitel und erklärte, nachdem alles andere geordnet war, die Stelle, die er bekleide, komme ihm nicht mehr zu. „Man weiß,“ sagte er, „dass ich, neben meiner persönlichen Unwürdigkeit, alt und gebrechlich bin. Übrigens ist es Zeit, dass ich mich vorbereite, um vor Gott zu erscheinen. Ihr habt also einen zu erwählen, der mich ersetzt.“ Diese Rede verursachte allgemeine Betrübnis. Niemand aber getraute sich, dem Heiligen zu widersprechen. Man gedachte also, ihm einen Nachfolger zu geben. Die Wahl traf einen Religiosen mit Namen Guido. Allein er wurde einige Tage danach wiederum abgesetzt, weil man bemerkte, dass ihm die einem Ordensvorstand nötigen Eigenschaften fehlten. Reinhard, ein Mönch von Clairvaux, folgte ihm nach.

 

Der Heilige überlebte nicht lange diese Wahl. Die Äbte, die unter ihm standen, zwanzig an der Zahl, hatten nicht so bald das Herannahen seiner letzten Stunde vernommen, als sie sich zu Citeaux versammelten, um seinem glückseligen Tod beizuwohnen. Als er in den letzten Zügen lag, sagten einige unter ihnen ganz leise zueinander, er habe, nach einem so tugendhaften und bußfertigen Leben, im Tod nichts zu befürchten. Da sie aber der Heilige hörte, sprach er zu ihnen: „Ich versichere euch, dass ich mit eben der Furcht und dem Schrecken vor Gott hingehe, als wenn ich nichts Gutes getan hätte, denn so etwas Gutes in mir ist, oder meine Niedrigkeit mit dem Beistand Jesu Christi irgendeine Frucht getragen hat, so fürchte ich, ich möchte dieser Gnade nicht mit der schuldigen Sorgfalt und Demut entsprochen haben.“

 

Der heilige Stephan starb am 28. März 1134 und wurde im Kloster an der Kirchentür begraben. Man legte ihn ins Grab des seligen Alberich, seines Vorgängers, das man heute noch sehen kann. (Mehrere Äbte von Citeaux wurden gleichfalls in das Grab des seligen Alberich gelegt.) Die Zisterzienser verehren ihn am 15. Juli. Sein Festtag, der erster Klasse ist, mit einer Oktav, wurde allzeit, so wie jene des heiligen Robert und des heiligen Bernard mit größter Feierlichkeit begangen, weil man ihn immer als den Hauptstifter des Ordens ansah. Das römische Martyrologium nennt ihn am 17. April, an dem Tag, an dem er heiliggesprochen worden ist.

 

Man wird sich nicht wundern über die Schnelligkeit, mit der der Zisterzienserorden in Frankreich, England und anderen Gegenden sich verbreitet hat, wenn man die Tugendwunder betrachtet, mit denen er die ganze Welt durchglänzte. Der ursprüngliche Eifer erhielt sich im Orden während zwei Jahrhunderte. Welch ein Trost für die Kirche, unter ihren Kindern Männer zu zählen, die nur noch durch die allernötigsten körperlichen Bedürfnisse an die Erde gebunden waren! Sie beobachteten ein ewiges Stillschweigen und verbanden langes Nachtwachen mit der strengsten Enthaltung von allem, was den Sinnen schmeicheln mochte. Die Kräuter und Wurzeln, die in ihren Einöden wuchsen, und die sie mit eigener Hand anbauten, waren beinahe ihre ganze Nahrung. Ihr Lager war für sie eine neue Art Abtötung. Sie ergaben sich niederen und mühsamen Arbeiten, ohne im Geringsten von der Strenge ihrer Fasten abzubrechen. Um erbaut zu werden, musste man sie besonders in der Kirche betrachten. Sie sangen das Lob Gottes mit einer Frömmigkeit, Andacht und Zerknirschung, die die hartherzigsten Menschen rühren musste. An ihren Zellen und anderen Gebäuden erkannte man, wie sehr sie die Armut schätzten. Von ihren beständigen Abtötungen waren sie ganz blass. Aber durch diese äußerlichen Schleier leuchtete eine ungetrübte Heiterkeit hervor, die die innere Ruhe ihrer Seelen verkündete.