Heiliger Otmar, Abt und Bekenner von St. Gallen, + 16.11.759 - Fest: 16. November

Wie St. Othmar dem hl. Wolfgang
im Schlafe erscheint u. verkündet,
daß er einige Zeit das Bisthum
Regensburg regieren und zu
Pupping in seiner Kirche sterben wird.

(St. Wolfgang am Wolfgangsee)

Quelle: St. Otmar in Klein-Pöchlarn

       

Othmar, ein heiliger Abt zu St. Gallen aus dem 8. Jahrhundert, stammte aus einem vornehmen Geschlecht Allemaniens und kam schon im Kindesalter durch seinen Bruder nach Chur in Graubünden an des Grafen Viktors Hof, wo er eine gute Erziehung genoss und sich sowohl durch Talent und Fleiß, als auch und zwar noch weit mehr durch sein andächtiges und frommes Wesen auszeichnete. Gottes Gnade und seine Herzensneigung zog ihn in den Priesterstand. Das wahrhaft priesterliche Leben führte ihn bald an eine Kirche, genannt zum heiligen Florin, wo er mit aller Liebe und Treue und mit großem Segen und Ruhm den heiligen Dienst verrichtete. Dies bewog Waltram den Grafen Thurgaus in zu berufen, das durch allerhand Unfälle zerrüttete Kloster St. Gallen wiederherzustellen. Dafür musste zu größerer Sicherheit die Zustimmung des Königs in Frankreich nachgesucht werden, die dazu auch gegeben wurde. Dies geschah unter Karl Martel, Pipins Vater, im Jahre 720. So wurde Othmar Abt zu St. Gallen. Da gab es freilich für den Diener Gottes viele Sorgen, viel Arbeit und manche Beschwerde. Aber die Liebe Gottes half die Bürde tragen und Gottes Wohlgefallen und Segen begleitete seinen treuen Diensteifer. Was nötig war, wurde mit Gottes und guter Leute Aushilfe gebaut, das Eigentum des Klosters durch stehende gerechte Verwaltung gesichert, die gegenwärtigen Mönche erbaut und zur Vollkommenheit angeleitet, das Kloster mit mehreren neuen Ordensgliedern, angezogen durch seine hervorleuchtende Regelmäßigkeit und das Beispiel des frommen Abtes, vermehrt und so der äußere und innere Bestand des Klosters für die Zukunft gesichert. St. Gallen blühte auf unter Othmar, sein Beispiel war die lebendige Ordensregel und die Klostertugend trat ins Leben. Der Heilige hatte bei aller Sorge für das Zeitliche sein Herz bei Gott. Denn er liebte das Gebet, jede freie Stunde wurde dazu verwendet Er war äußerst demütig, floh die Ehre vor der Welt und alles Großtun. Er hielt seinen irdischen Menschen in strenger Zucht, fastete viel, dass er oft, seiner Gewohnheit nach, zwei Tage während den vorzüglichen Fasttagen keine Speise genoss. Dem Beten und Fasten setzte er heilige Betrachtung in Nachtwachen bei. Aber das ist noch nicht alles, was ihn so ehr- und liebenswürdig machte. Er bewies seine große Liebe Gottes und die Ausübung seiner Demut und Verleugnung in der Liebe gegen seinen Nächsten und besonders gegen die Armen, dass er in dieser Hinsicht jedem anderen großen Almosengeber an die Seite gestellt werden darf. Er pflegte die Armen selbst und gab ihnen, was er erübrigen konnte. Für die Aussätzigen ließ er eine eigene Wohnung bauen, pflegte sie, stand oft bei Nacht auf, ihre Geschwüre, ihre Wunden zu reinigen, sie mit Speise zu laben und mit Gottes Wort zu trösten. Einst war er bei Pipin dem König und dieser schenkte ihm bei der Abreise viele Goldstücke. Der fromme Abt aber war kaum zum Palast hinaus gekommen, so war das Geld bis auf wenige Stücke schon in den Händen der Armen. So fromm und heilig führte Othmar die Abtenstelle durch vierzig Jahre. So groß aber immer seine Heiligkeit war, so wurde dennoch sein inwendiges Gottesleben erst kurz vor seinem Tod sichtbar, nämlich ein Glaube, der, wie ein Kind in der Mutter Schoß, ebenso in Gott ruht, eine Abgestorbenheit in sich selbst, die zu allem Andrang von außen schweigt, Heldentugenden eines vollendeten Christen. Die Veranlassung dazu war folgende: Durch Anstiftung des Teufels, des Feindes alles Guten, wie Walefrid Strabo, Abt der Reichenau, in der Lebensbeschreibung dieses Heiligen sagt, wurden zwei Landvögte des Thurgaus Warinus und Ruthard Todfeinde des Abts zu St. Gallen. Sie sahen mit neidischen Augen auf den aufblühenden Wohlstand des Klosters, und griffen mit gierigen Herzen und gewaltigen Händen nach dessen Gut. Othmar konnte und durfte nicht schweigen zur ungerechten Verkürzung des Klostergutes und der Gefahr der künftigen Auflösung aus Mangel des Unterhalts. Er führte Klage beim König in Frankreich gegen die Gaugrafen. Der König befahl die Aufhebung der Ungerechtigkeit und Wiedererstattung. Stattdessen aber wurde aller Zorn auf den Abt geladen und seine Absetzung und Entfernung beschlossen. Und wie? Die Bosheit nahm Zuflucht zur Lüge und Verlästerung, und fand ein taugliches Werkzeug an einem Ordensgenossen namens Lambert. Das gab ihrer Sache mehr Schein, dem Heiligen aber mehr Schmerz, vom Sohn des Hauses selbst verraten zu werden. Der bösartige Mönch streute als Gerücht aus: Othmar habe eine Weibsperson geschändet. Dies wurde zur Klage erhoben, ein geistliches Gericht zu Konstanz über den Angeklagten versammelt und Othmar musste erscheinen. Die falsche Anklage wurde bezeugt von dem Elenden und der Unschuldige, erst durch das zudringliche Bitten seiner Freunde bewogen, sprach nichts zu seiner Rechtfertigung, als dieses: „Ich bekenne, dass ich Gott vielfach beleidigt habe, aber nicht durch dieses Laster; dafür nehme ich Gott zum Zeugen.“ Der Unschuldige wurde verurteilt und gefangen gehalten. Mittlerweile ergriff Gottes Richterhand den Verleumder. Ein jähes Fieber befiel ihn, zog seinen Leib zusammen, dass er mit gekrümmten Leib nur die Erde, nimmer aber den Himmel anschauen konnte. Sein Gewissen war der Dolmetsch dieser Plage und zwang ihn, Gottes Gericht über ihn und die Unschuld des misshandelten Heiligen wiederholt zu bekennen. Aber das so auffallende Zeichen an dem Verleumder änderte nichts an der Misshandlung des heiligen Abtes. Mit Gewalt hatten ihn die Gaugrafen schon vor der Anklage und dem Verhör in Konstanz, da er die Fortsetzung der Ungerechtigkeit dem König anzeigen wollte, auf der Reise aufgefangen und eingesperrt. Jetzt drangen sie mit Gewalt auf seine Entfernung. Im Gefängnis ließ man ihn beinahe vor Hunger verschmachten. Nun kam er nach Stein am Rhein, wo ihm ein Gutsbesitzer auf der Insel Werth zu wohnen erlaubte. Da lebte nun der Heilige zwar dem Leibe nach in großer Not, aber die Seele lebte umso feuriger und eifriger in Gott. Nach zwei Jahren rief der Herr die verschmähte Unschuld in die Heimat der Liebe und des ewigen Lebens am 16. November 761. Der Leichnam lag zehn Jahre auf der Insel, wurde dann auf Gottes Mahnung hin von den Mönchen zu St. Gallen erhoben, unverwest befunden und in das Kloster zurückgebracht, wo er nun in der Klosterkirche ruht und Gott mit Wunderzeichen seinen Diener verherrlicht.

 

O Unschuld, weine nicht, wenn es dir auf der Erde übel geht! Es ist ein Auge im Himmel, das alles sieht, ein Ohr, das auf alles achtet, und ein Herz, das alles wahrnimmt, was dir wohl oder weh tut.