Seliger Avertanus von Limoges, Laienbruder der Karmeliten OCC, + 26.2.1380 – Gedächtnis: 25. Februar

 

Avertanus, geboren zu Limoges in Frankreich, stammte von einfachen, aber tugendhaften Eltern. Als er einst eine Nacht und Gebet und Flehen verbrachte, um zu erfahren, was Gott wohl mit ihm vorhabe, vernahm er aus Engelsmund die Worte:

 

„Möge Gott dich trösten, geliebter Diener des Allerhöchsten, von dem ich gesandt bin, um deinen Wunsch zu erfüllen. In seinem Namen verkünde ich dir: Du sollst dich ohne Rücksicht auf irgendeine menschliche Anhänglichkeit in aller Frühe ungesäumt zur Kirche der seligsten Jungfrau vom Berge Karmel begeben, dich dort den frommen Ordensmännern anschließen und dich der göttlichen Majestät zum Opfer bringen.“

 

Durch diese Erscheinung ebenso beruhigt wie überrascht, dankte Avertanus Gott und tat, wie ihm der Engel befohlen, obschon er dadurch seinen lieben Eltern herben Schmerz bereitete. Im Kloster konnte man sich keinen vollkommeneren Laienbruder wünschen als Avertan war. Er bedurfte keiner Mahnung, sondern tat aus eigenem Antrieb bereitwillig, was er als Vorschrift oder Befehl erkannte. War er nicht durch Berufsverpflichtungen in Anspruch genommen, so verbrachte er ganze Tage im Gebet, ohne an Speise oder Trank zu denken. Längst hatte er gewünscht, eine Wallfahrt nach der Ewigen Stadt machen zu dürfen. Im Jahr 1379 erlaubten ihm die Oberen, dass er sich in Begleitung des seligen Romaeus auf den Weg mache. Beide kamen unter steten Gebeten und frommen Übungen glücklich nach Rom. Auf der Rückreise ergriff Avertan eine pestartige Krankheit. Vergeblich bat er den Wächter am Stadttor von Lucca, der ihm die Erkrankung vom Gesicht ablas, um Einlass. Im Krankenhaus vor dem Tor der Stadt fand er nach vielen Bitten Aufnahme. Kurz vor seinem Tod sagte er mit aller Bestimmtheit, die seligste Jungfrau werde alsbald die Beilegung des damaligen, für die Kirche so unheilvollen Schismas erlangen, sein Leib werde mit großem Gepränge in die Stadt gebracht und das Krankenhaus, in dem er binnen wenigen Tagen sterbe, in ein Kloster seines Ordens umgewandelt werden, was alles eintraf. Jesus erschien ihm in Begleitung Mariens und vieler Engel und sprach: „Komm, geliebte, mir geweihte Seele; geh ein in die Ruhe deines Heilandes! Geh ein in meine geöffnete Seite, um den Lohn für deine Mühen zu empfangen! Komm nun glorreich mit mir ins Paradies, um den dir verheißenen, ewigen Lohn zu genießen!“ Dann segnete Jesus seinen getreuen Diener und nahm seine Seele mit sich in den Himmel am 26. Februar 1380.

 

(Des seligen Romaeus gedenkt die Kirche am 4. März. Auch er beschloss schon in früher Jugend seiner Berufung nachzugehen, in der Hoffnung, nicht mehr die Wege der Welt gehen zu müssen. Er trat wie Avertan in den Karmelitenorden ein und führte dort ein durch und durch tugendhaftes Leben. Seine offensichtliche Heiligkeit erregte die Aufmerksamkeit des seligen Avertanus und beide pilgerten zusammen zu den heiligen Stätten des Christentums. Avertanus wusste, dass Romaeus als Reisebegleiter geistlich eine große Bereicherung sein werde, so dass sich beide mit Genehmigung der Vorgesetzten auf den Weg machten. Ihre Reise brachte viele Schwierigkeiten und Gefahren mit sich, aber ihr Glaube und ihr Vertrauen auf Gott, dass er sie beschützen würde, gab ihnen Kraft und Zuversicht auf ihrer Wallfahrt. Unterwegs sprachen sie über das Leben der Heiligen und über die Evangelien. Manchmal waren sie so sehr in ihre Betrachtungen über das geistliche Leben vertieft, dass sie beim Gehen in Verzückung gerieten. Sie konnten die heiligen Gräber, Reliquien und Stätten, an denen die Märtyrer ihr Leben Gott opferten, in Rom besuchen. Unterwegs erlebten sie die ganze Wucht der Pestepidemien, die verheerend durch Europa fegten. Avertanus steckte sich dabei mit der Pest an und starb, wie oben beschrieben, an dieser Krankheit.

 

Romaeus starb etwa 8 Tage nach Avertanus im Jahr 1380 ebenfalls an der Pest. Es wird berichtet, dass Romaeus vor seinem Tod eine Vision hatte, in der er Jesus und viele Heilige schauen durfte, darunter auch Avertanus, die ihn im Himmel willkommen hießen. Romaeus wurde von Papst Gregor XVI. seliggesprochen.)

 

St. Romaeus