Heiliger Gildas der Weise, Gründer-Abt von Rhuys im Bistum Vannes, Frankreich, + 29.1.581 ? – Fest: 29. Januar

 

Der heilige Gildas, der Weise genannt, wurde, wie er uns selbst berichtet, in jenem Jahr geboren, in dem die Britten einen vollkommenen Sieg über die Sachsen am Berg Badonicus erfochten hatten. Sein Vater, der ein britischer Edelmann war und ihm eine christliche Erziehung geben wollte, schickte ihn das Kloster zum heilige Jltut. Seine glücklichen Anlagen gaben bald zu erkennen, dass er eine der schönsten Zierden der Schule dieses Heiligen sein würde. Frei von kindischem Betragen des ersten Alters, hatte er schon die Weisheit und den Ernst eines Greises, und verlegte sich mit allem Fleiß auf die ihm nützlichen Kenntnisse. Wenn er in den schönen Wissenschaften nicht so vollkommen ausgebildet war, darf man dies nicht sowohl einem Mangel an Fähigkeiten, als an guten Lehrern in jener Zeit der Verwirrung zuschreiben. Das Studieren, das sonst gewöhnlich zerstreut und das Herz austrocknet, erhielt ihn nur noch mehr in der Sammlung des Geistes, weil er sich die heilige Fertigkeit erworben hatte, in allen Büchern Gott zu suchen und zu finden. Daher diese Liebe zur stillen Zurückgezogenheit, die er während seines ganzen Lebens behielt, und die ihn bewog, sich dem Klosterleben zu widmen. In der Folge verließ er aber mit Erlaubnis oder vielmehr auf Befehl des heiligen Jltut das Kloster, um sich in der Übung des geistlichen Lebens, unter der Leitung der großen Männer, die Patricius in Irland gebildet hatte, zu vervollkommnen. Er war unersättlich in strengen Bußwerken. Sein Fasten war so außerordentlich, dass man von ihm, wie vom heiligen Johannes dem Täufer, hätte sagen können, er habe nicht gegessen und nicht getrunken. – Seine ganze Kleidung bestand in einem rauen Cilicium und einem sehr groben Überrock. Er schlief auf bloßer Erde und hatte einen Stein als Kopfkissen. Sein Leben war, mit kurzen Worten, ein verlängertes Märtyrertum oder vielmehr ein beständiges Opfer, das er alle Tage mit dem des unbefleckten Lammes dem Herrn darbrachte.

 

Unser Heiliger, der damals in seinem 34. Lebensjahr war, ging ungefähr 527 nach Armorica und wählte zu seinem Aufenthaltsort die kleine Insel Houat an der Küste von Rhuys. Diese Einöde, deren Anblick schon Grausen erregte, erfüllte den heiligen Gildas mit innigster Wonne, denn er wollte durch nichts mehr an die Erde gebunden sein. Von Seiten der Menschen ging ihm da aller Trost ab und oft mangelte ihm die nötigsten Lebensbedürfnisse. Allein er wurde für alles reichlich belohnt durch die inneren Mitteilungen des Heiligen Geistes, der ihm hier auf Erden schon einen Vorgeschmack himmlischer Wonne mitteilte. Er hatte sich erhofft, gänzlich verborgen zu bleiben, aber er täuschte sich in seiner Hoffnung. Einige Fischer, die durch seine fromme Lebensweise und seine ganz himmlischen Reden erbaut wurden, sprachen mit Verwunderung von ihm und verrieten den Bewohnern der benachbarten Küsten den gefundenen Schatz. Von allein Seiten eilte man zu dem Heiligen herbei, der das Gesetz Gottes mit einer solchen Salbung erklärte, dass die verhärtetsten Herzen gerührt wurden. Da sich nun die Anzahl seiner Schüler mit jedem Tag mehrte und man wiederholt auf ihn einredete, auf das feste Land zu kommen, ging er schließlich aus seiner stillen Einsamkeit hervor und erbaute ein Kloster in der Halbinsel Rhuys. Man glaubt, dass die Stiftung dieses Klosters die Frucht der frommen Freigebigkeit Guerechs war, unter dessen Herrschaft die Briten in der Umgegend von Vannes standen.

 

Der Heilige sah sich bald an der Spitze einer zahlreichen Genossenschaft, die überall den guten Geruch Jesu Christi verbreiteten. Er verfasste daher, um diesen Andachtseifer zu erhalten, Anordnungen, die den Stempel der erhabensten Weisheit und höchsten Frömmigkeit an sich trugen. Indessen wurde das Kloster von vielen Fremden häufig besucht und Gildas, der nichts mehr als die Zerstreuung fürchtete, fasste den Entschluss, sich an einen einsamen Ort zurückzuziehen, wo ihn niemand stören konnte. Er begab sich daher auf die andere Seite des Meerbusens von Vannes und noch über die Spitze von Quiberon und verschloss sich in eine Höhle, die er in einem Felsen an dem Bach Blavet fand. Seiner Liebe zur Einsamkeit ungeachtet, unterließ er jedoch nicht, oft die Abtei von Rhuys zu besuchen und durch seinen Rat mehrere Weltleute auf den Wegen der Vollkommenheit zu führen, unter anderen Trifina, Guerechs Tochter. Sie hatte den Grafen Conomor, den Kriegsoberen des Königs Childebert, geheiratet, der sie samt dem Kind, das sie ihm geboren hatte, unmenschlicher Weise umbrachte. Die Mutter und der Sohn, Treuchmur oder Tremur genannt, werden öffentlich verehrt unter den Namen der Märtyrer. (Beide werden in den englischen Litaneien des 7. Jahrhunderts angerufen. Die Stiftskirche von Carhaix trägt den Namen des heiligen Tremur, den man zu Guimper am 8. November verehrt. Man begeht auch sein Andenken an demselben Tag in mehreren Kirchen der Betagne und in der von St. Magloir in Paris. Die Kirche zwischen Corlai und der ehemaligen Abtei von Coetmaloen in der Bretagne ist unter Anrufung der heiligen Trifina geweiht.)

 

Gildas, dem die Unordnungen der Briten tief zu Herzen gingen, unternahm, sie in seiner Rede vom Verfall Britanniens zu bekämpfen. Er rief ihnen das grauenvolle Übermaß der Laster ins Gedächtnis zurück, das den Zorn Gottes gegen sie entflammt und sie der Wut der Barbaren als Beute hingegeben hat. Er beschrieb auch mit kraftvoller Sprache die Gräuel mehrerer ihrer Könige. Einer von ihnen, Constantin, öffnete die Augen, ging in sich und bekehrte sich aufrichtig. In einer zweiten Rede griff der Heilige die Zuchtlosigkeit der Geistlichen an. Er beschuldigte sie, dass sie selten das Opfer der heiligen Messe verrichten, in einer schändlichen Trägheit leben und die Heiligkeit ihres Standes durch grobe Laster entehren. Allein er begnügte sich nicht, das Laster zu bekämpfen, er empfahl Gott seine eigene Sache und flehte zu ihm in seiner stillen Einsamkeit, dass er die Sünder erleuchten und durch ihre Bekehrung alle Beleidigungen, durch die seine unendliche Majestät beleidigt wird, verhindern möchte.

 

Dieser heilige Abt starb auf der Insel Houat im Jahr 570 oder 581. Er ist Patron der Stadt Vannes. Seine Reliquien waren lange Zeit in der Abtei von Rhuys, wurden aber wegen der Einfälle der Normänner um das Jahr 919 nach Berry übertragen, wo man eine Abtei unter dem Namen des heiligen Gildas, an den Ufern des Indre, stiftete. Sein Name steht im römischen Martyrologium am 29. Januar. Mehrere Kirchen begehen auch noch sein Gedächtnis am 11. Mai, wegen der Übertragung seiner Reliquien.

Saint Gildas de Rhuys

St-Gildas-de-Rhuys

Statue et Fontaine de St-Gildas