Der Name Fulbert (Er war einer der berühmtesten Prälaten und Kirchenlehrer des 11. Jahrhunderts, und wird von den meisten Schriftstellern in die Zahl der Heiligen aufgenommen. Unter dem Namen eines Heiligen findet man ihn auch in einigen Martyrologien, und es kann nicht geleugnet werden, dass ihn die Katholiken als solchen öffentlich anerkennen. Nur wundern sich einige darüber, dass sein Andenken zu Chartres nicht feierlich begangen wird, da er doch vor den Zeiten lebte, als die neuere Art zu kanonisieren üblich wurde, und dass ihn der Kardinal Baronius, bei allem Glanz, den er durch seine Wissenschaften und seine Frömmigkeit in der Kirche verbreitete, dennoch im römischen Martyrologium ausgelassen hat, obgleich er seiner Heiligkeit in seinen Annalen rühmlichst Erwähnung tut. Nichts desto weniger findet man seinen Namen in den Litaneien der Kirche von Poitiers, die zur Zeit Urbans VIII. vom Bischof L. Chateignier von Rochepozay verfertigt wurden. Sein Lob wurde auch in das Martyrologium von Frankreich von Saussay eingeschaltet und in das Menologium der Benediktiner von Bucelin.) brachte einige zu der Meinung, er sei von Geburt ein Franzose gewesen, und nach seiner vortrefflichen Erziehung wollte man schließen, dass er aus irgend einer edlen und reichen Familie entsprossen sei: jedoch bezeugt er selbst, dass er von niederem Herkommen sei, arme Eltern gehabt habe, und aus dem Staub auf den Lehrstuhl erhoben worden ist. Andere halten ihn für einen Italiener oder geben doch eine vom König unabhängige Provinz als seinen Geburtsort an.
Wenn er auch von italienischer Herkunft war, so kann man für gewiss annehmen, dass er in seiner frühesten Jugend nach Frankreich gekommen ist. Hier fand er sogleich durch eine besondere Zulassung Gottes geschickte Lehrer, die sich mit aller Liebe seiner annahmen und ihn mit der größten Sorgfalt in allen Wissenschaften unterwiesen: seinerseits brachte er die herrlichsten Anlagen mit, wodurch er bald den Ruf des gelehrtesten Mannes seines Jahrhunderts sich erwarb, und als der Wiederhersteller der Wissenschaften und der Gottesgelehrtheit angesehen wurde. Mit diesen ausgezeichneten Geistesgaben verband er eine besondere Frömmigkeit, die ihm bald die allgemeine Achtung und Hochschätzung verschaffte. Unter seinen Freunden zählte er auch den berühmten Gerbert, der sein Lehrer in der Philosophie und Mathematik war, und der, nachdem er der Lehrmeister von Robert, Sohn und Nachfolger des Königs Hugo Capet, gewesen war, zu Ende des 10. Jahrhunderts Papst wurde, und den Namen Sylvester II. annahm. Während der Regierung Sylvesters und nach aller Wahrscheinlichkeit auf sein inständiges Bitten, verließ Fulbert den Lehrstuhl, wo er mit großem Erfolg die Philosophie vorgetragen hatte, um nach Rom zu reisen. Man staunte überall über seine Weisheit und Mäßigung sowohl, als über seine Geisteskraft und seinen Scharfsinn. Mit dem besonderen Beistand Gottes wusste er sich vor dem Verderbnis der Zeit zu bewahren, dem seine Sitten und die Gesellschaft von Männern, die im Irrtum lebten, ausgesetzt waren.
Bei seiner Rückkehr wurde er der Abtei Ferrieres, einem Ordenshaus des heiligen Benedikt, vorgesetzt. Wir haben Ursache zu glauben, dass unser Heiliger sich vor seiner Abreise in ein Kloster begeben hatte, um sich auf das Klosterleben vorzubereiten, und dass er, wie sein Lehrer Gerbert, die Regel des heiligen Benedikt annahm. Als Abt des Klosters Ferrieres machte er Bekanntschaft mit dem heiligen Abbo, Abt von Fleury oder St. Benedikt an der Loire, den er zu Rom gesehen hatte, und der nachher in Gascogne, zufolge eines Aufstandes der Mönche, den Martertod erlitt.
Einige Zeit darauf wurde Fulbert Kanzler der Kirche von Chartres und eröffnete hier eine berühmte Schule für die Theologie, wo sein glänzender Ruf ihm von allen Seiten Schüler zuführte, die, nachdem sie selbst bedeutende Fortschritte in den verschiedenen Wissenschaften gemacht hatten, ihre gesammelten Kenntnisse, dann in ganz Frankreich, Deutschland, England und Italien ausbreiteten. Man kann zwar nicht verhehlen, dass selbst der berüchtigte Berengar, damals noch jung, zu der Zahl seiner Jünger gehörte. Er entsprach aber nicht der Sorgfalt und den weisen Absichten seines Lehrers, und Fulbert musste erleben, dass dieser untreue Schüler die Reinheit der von ihm empfangenen Lehre verfälschte, und zu Streitigkeiten Anlass gab, die leider nur allzu sehr die Ruhe der Kirche störten. Fulberts Verdienste, die durch seine Schüler und Freunde in den entferntesten Ländern bekannt wurden, konnten natürlich dem Hof nicht unbekannt bleiben. König Robert gab ihm die schmeichelhaftesten Beweise seiner Achtung und Liebe, als er erfuhr, dass er mit allgemeiner Bestimmung der Geistlichkeit und des Volkes zum Nachfolger des Bischofs Rudolph ausgerufen worden. Man musste ihm aber mit Gewalt das Bistum aufdrängen. Und bei dieser Gelegenheit bewahrheitete sich, dass die heiligsten und verdienstvollsten Männer auch die demütigsten und bescheidensten sind. Die meisten Schriftsteller setzen seine Bischofswahl in das Jahr 1007 und berufen sich auf mehrfache Zeugnisse; jedoch hat man Ursache zu glauben, dass sie neun Jahre später geschah.
Er wurde von Leutherich, dem Erzbischof von Sens, geweiht. Dazu hatte er sich vorbereitet durch Tränen, Fasten und Gebete, um den ihm nötigen Beistand vom Himmel zu erhalten. Nebenbei ersuchte er auch seine Freunde um Beistand, unter andern den heiligen Odilo, den Abt von Clúny, dem er die Ursache entdeckte, warum er so sehr vor einer so schweren Bürde erbebe, weil er nämlich kaum sich selber vorstehen könne, und dennoch andere auf der schweren Bahn des Heils zur Seligkeit geleiten solle. Diese Gesinnungen, die aus seiner großen Demut herrührten, schwächten in ihm jedoch den Mut nicht, den ihm das Vertrauen auf Gottes Barmherzigkeit einflößte. Vielmehr dienten sie dazu, ihn immer wachsamer und besorgter für seine Herde zu machen. Die tiefen Einsichten, die ihm Gott gegeben hatte, beschränkten sich nicht einzig auf seine Diözese, auch andere Kirchen hatten sich ihrer zu erfreuen. Er wurde allgemein als das Orakel Frankreichs angesehen, von allen Seiten erholte man sich Rat bei ihm, sowohl in Bezug auf den Glauben, als auf die Kirchenzucht, und die Sittenregeln. Die Bischöfe betrachteten ihn als ihren Lehrer und Führer. Die Großen des Reiches fanden an ihm einen strengen Richter. Besonders klagte er laut gegen den Missbrauch, der sich im Reich eingeschlichen hatte, die Benefizien und Kirchengüter an Laien zu vergeben. Francon, der Bischof von Paris, machte er starke Vorwürfe wegen seiner diesbezüglichen Nachlässigkeit.
In allen seinen Schritten bemerkte man seine Uneigennützigkeit und seinen Eifer für die Verherrlichung Gottes und die Ehre der Kirche. Und da seine übrigen Tugenden dieser gleich kamen, erwarb er sich die Achtung aller Großen und Mächtigen des Reiches. Dies bewog auch 1020 den Grafen von Poitou, Wilhelm IV., Herzog von Guienne, ihm das, durch den Tod Geralds, des Bischofs von Limoges, entledigte Schatzmeisteramt des heiligen Hilarius von Poitiers, zu verleihen. König Robert schätzte ihn ganz besonders, und wählte ihn zu seinem Vertrauten. Er predigte seinem Volk das Wort Gottes, setzte Bußkanonen auf, verfertigte Hymnen, schrieb in ungebundener Rede, ordnete den Gottesdienst an, und lag allen Geschäften mit solchem Ausharren ob, als hätte er nur ein einziges zu verrichten gehabt. Ein ganz besondere Liebe hatte er zur allerseligsten Jungfrau, weshalb er jede Gelegenheit nützte, um seine Andacht und Liebe zu ihr an den Tag zu legen. Zu ihrer Ehre stellte er die prachtvolle Kirche zu Chartres, die 1020 ein Raub der Flammen geworden ist, wieder her. Und zur Krone seiner schönen Taten führte er das Fest ihrer Geburt in seinem Sprengel ein, und es wird berichtet, dass ihm durch die Fürsprache dieser liebevollen Mutter große Gnaden zu Teil geworden sind.
Nach der gewöhnlichen Berechnung starb Fulbert am 10. April 1029, und wurde im Kloster St. Père en Valée begraben, wo er oft seine Geistesübungen angestellt hatte.