Heiliger Anastasius der Sinaite, Einsiedler, + um 700 – Fest: 21. April

Rembrandt - Anastasius der Sinaite

 

Die Jugend dieses Heiligen ist in großer Frömmigkeit dahingeflossen. Von seiner ersten Kindheit an hörte er das Lesen der heiligen Schriften mit so tiefer Ehrfurcht an als spreche Jesus Christus selbst. Mit ebenso zärtlicher Liebe empfing er ihn unter der Gestalt des Brotes, so als sähe er ihn mit seinen Augen und drückte ihn an sein Herz. Er selbst berichtet uns das was hier gesagt wird.

 

Nachdem er die heiligen Orte zu Jerusalem besucht hatte, zog er sich auf den Berg Sinai zurück. Das ganz engelhafte Leben der Einsiedler, die dort wohnten, bewog ihn, sich unter ihre Zahl aufnehmen zu lassen und sich da eine Zelle zu bauen. Durch Gebet, Abtötung und Gehorsam erwarb er sich jene Weisheit und Kenntnis Gottes, deren Schätze nur wahrhaft demütigen Seelen zuteilwerden.

 

Oft verließ er seine Einsamkeit, wenn es nötig war, die Kirche zu verteidigen. Als er sich zu Alexandrien aufhielt, beschämte er öffentlich die Anhänger der akephalischen Ketzerei und zeigte ihnen augenscheinlich, dass sie den heiligen Flavian nicht verdammen könnten, ohne zugleich über alle Kirchenväter das Urteil zu sprechen. Seine Gründe waren so überzeugend, dass das Volk seinen Unwillen gegen diese Irrlehrer nicht verbergen konnte und sie sogar steinigen wollte. Hierauf ergriff der Heilige die Feder und schrieb sein Buch, das den Titel Odegos oder der wahre Wegweiser führt. Er widerlegt darin die Eutychianer, von denen die Akephalen herkamen, und setzte darin höchst geistreiche Regeln gegen alle Ketzereien fest. Das Sterbejahr des heiligen Anastasius ist unbekannt. Gewiss ist, dass er 678 noch lebte. Neben dem Buch, das eben erwähnt wurde, schrieb er noch mehrere andere asketische Werke, die uns überliefert sind.