Seliger Peter Friedhofen, Schornsteinfeger, Ordensstifter, + 21.12.1860 – Gedenktag: 21. Dezember

 

Am 23. Dezember 1860, zwei Tage vor dem Weihnachtsfest, wurde zu Koblenz am Rhein ein Mann begraben, von dem manche meinten, dass das letzte Wort über ihn noch nicht gesprochen war. Diejenigen, die so meinten, sollten recht behalten.

 

Der erst zweiundvierzigjährige Mann, den man damals begrub, hieß Peter Friedhofen und kam nicht von weither, denn zu Weitersburg, das nur einige Schiffslängen von Koblenz rheinabwärts liegt, wurde er als letzter in einer stattlichen Geschwisterreihe bei armen Ackersleuten am 25. Dezember 1819 geboren. Achtjährig war der Junge Vollwaise, saß an anderer Leute Tisch und musste fremdes Brot essen, das oft bitter schmeckte. Später nahm ihn der älteste Bruder zu sich nach Ahrweiler und lehrte ihn das Handwerk, das er selbst betrieb, die Schornsteinfegerei.

 

Als Schornsteinfeger betätigte sich Peter Friedhofen nach der Lehrzeit einige Jahre hindurch zunächst in der Heimat Weitersburg und nachher zu Ahrweiler an Stelle des frühverstorbenen Bruders, für dessen zahlreiche Familie er helfend einsprang. Überhaupt war Peter Friedhofen ein lieber Mensch, Rheinländer vom klarsten Wasser, gemütvoll himmelhochjauchzend und zu Tode betrübt, schnell begeistert, unternehmungslustig, religiös und im Übrigen ein wenig ziel- und planlos, wie Rheinländer zuweilen sein können.

 

Vor allem ist es ein Zug an Peter Friedhofen, der ihn besonders liebwert macht. Der junge Schornsteinfeger ließ es sich nämlich angelegen sein, die Mutter-Gottes-Kapellchen an den Wegen in Ordnung zu halten, zu schmücken und zu zieren und vor ihnen ungescheut zu beten und zu singen. Gern sang er übrigens auch bei der Arbeit, von früh bis spät, Mutter-Gottes-Lieder am liebsten. Ein junger Mann, der auf diese Art die Mutter Gottes verehrt, ist doch wohl einer, an dem man Freude haben muss.

 

Eines Tages war der Schornsteinfeger von Ahrweiler über Nacht verschwunden. Es hieß, er sei ins Kloster gegangen. Niemand wunderte sich darüber, aber jedermann war erstaunt, als Peter Friedhofen wenige Wochen später wieder daheim war. Die Klosterluft war ihm anscheinend nicht bekommen, und es war auch gut, dass er kurzentschlossen Kehrum machte, denn Gott hatte ganz andere Pläne mit ihm vor.

 

Bald nach dem missglückten Klostereintritt verfiel Peter Friedhofen auf den Gedanken, selbst ein Kloster zu bauen, und schnell begeistert, wie er nun einmal war, fing er gleich an, den Plan in die Tat umzusetzen. Unter unvorstellbaren Schwierigkeiten, mit erspartem, geschenktem und erbetteltem Geld entstand in Weitersburg ein Kloster nach seinem Geschmack, so klein, dass er und seine beiden Gefährten, um Platz zu gewinnen, die Strohsäcke, auf denen sie schliefen, in der Frühe an Stricken unter die niedrige Decke hochzogen und abends wieder herunterließen. Viel ist in dem Kleinkloster gebetet worden und noch mehr gefastet, denn zu essen gab es wenig. Klug war die Gründung auf keinen Fall, und so ist es eigentlich ein Glück gewesen, dass der übelgesinnte Ortsbürgermeister das Kloster nach sechs Monaten einfach aufhob.

 

Wie gesagt, war es ein Glück, denn die neue Notlage brachte den Träumer und Schwärmer Peter Friedhofen endlich auf klare Gedanken und feste Ziele. An dem Plan, einen neuen Orden zu gründen, hielt er fest, aber schon die nächste Gründung, die er in Koblenz vornahm, hatte den klar umrissenen Zweck der Krankenpflege, und damit war die sichere Grundlage gelegt, auf der sich später die verdienstvolle Ordensgesellschaft der Barmherzigen Brüder vom Mutterhaus in Trier entwickeln konnte, die durch ihre Krankenpflegeanstalten zu einem reichen Segen für die leidende Menschheit wurde.

 

Das liest sich alles leicht, aber gewaltig waren die Schwierigkeiten, die Peter Friedhofen, solange er lebte, bei der Ordensgründung zu überwinden hatte. Über alle ist er jedoch gut hinweggekommen, weil er das blieb, was er von Jugend an war, ein großer Mutter-Gottes-Verehrer, und die liebe Mutter Gottes hat dem Ordensstifter aus dem Rheinland in allen Nöten stets geholfen, wie er selbst es schlicht und echt in seinen Aufzeichnungen bezeugt.

 

„Wenn ich nicht mehr weiterkonnte“, schreibt er, „betete ich: Ach, liebe Mutter, das Schifflein sitzt fest, hilf, mache es wieder los! Und wirklich, das Schifflein trieb unter vielen traurigen Ereignissen durch die kaum zu überwindenden Wellen, ohne besonderen Schaden zu leiden, bis auf die heutige Stunde fort.“

 

Peter Friedhofen wurde am 23. Juni 1985 durch Papst Johannes Paul II. seliggesprochen.