Im Jahr 310 wurde die Verfolgung des Kaisers Maximian gegen die Christen im morgenländischen Reich am wütendsten. Denn er gab den Befehl, dass jeder Bekenner des christlichen Glaubens ohne weiteres Verhör sollte hingerichtet werden. Unter allen heidnischen Landpflegern war Arianus zu Thebais der grausamste. Ohne Zögern suchte er die Gläubigen auf und ließ sie unter den heftigsten Qualen ermorden. Ascla und Leonides waren die ersten Opfer seiner unbändigen Wut. Während ihre zerstümmelten Leichname noch auf dem Richtplatz lagen, wo alle Mordwerkzeuge aufgestellt waren, führte die Gerichtsdiener die angesehensten Christen der Stadt herbei, zu denen Arianus mit stolzer Miene sprach: „Ihr habt die Wahl, entweder den Göttern zu opfern, oder euer Leben unter Henkershand zu verlieren.“ Sogleich traten 37 Bekenner hervor und wählten der Martertod. Aber Apollonius ein Diakon geriet bei dem Anblick der fürchterlichen Leiden der Martyrer in einen solchen Schrecken, dass er sich zurückzog und dem Flötenspieler Philemon, der ein Götzendiener war, viel Geld versprach, wenn er mit ihm Kleider wechseln und statt seiner opfern würde. Aus niederer Gewinnsucht willigte er ein und ging zu dem aufgerichteten Götzenaltar, um das Opfer zu verrichten. Zum Zeichen, dass er ein Christ wäre, machte er zuvor das Kreuz. Aber durch die Gnade Gottes plötzlich verändert, bekannte er, statt den Göttern zu huldigen, Jesus als den wahren Gott. Zornig rief ihm der Landpfleger zu: „Unsinniger! Hast du nicht soeben das schreckliche Ende derer gesehen, die sich zu opfern weigerten?“ Philemon erwiderte: „Ihre heldenmütige Standhaftigkeit hat auch mich entflammt, dass ich für den Namen Jesus zu sterben wünsche.“ Schon wollte ihm der Richter das Todesurteil sprechen, als Theon, ein Bruder des Philemon, auf die Bühne trat und sprach: „Du irrst dich, Landpfleger! Dieser ist mein Bruder, der sich durch die Versprechungen dieses Christen hat betören lassen, statt seiner den Göttern zu opfern. Jenen strafe, meinen verführten Bruder aber überlasse mir, dass ich ihn wieder zur Besinnung bringe.“ Sogleich wurde nun Apollonius zum Richter geführt, der durch die Standhaftigkeit des Philemon gestärkt, unerschrocken das Bekenntnis ablegte, dass er ein Christ sei. Arianus befahl, ihn schmerzlich zu geißeln und dann zu weit größeren Martern in einem Gefängnis aufzubewahren, aber dem Philemon versprach er Ansehen und Würden nebst der Gnade des Kaisers, wenn er Jesus öffentlich verleugnen und lästern würde. Doch der weigerte sich, ein solches Verbrechen zu begehen, und er wurde grausam geschlagen und mit schweren Ketten gefesselt durch die ganze Stadt geführt, wo er vom heidnischen Volk die größten Misshandlungen erdulden musste. Bei seiner Rückkehr rief ihm der Richter spottend zu: „Philemon, wo ist denn dein Gott, dass er dir nicht zu Hilfe kommt und dich von deinem Unglück befreit?“ Und zugleich ließ er ihn an einen Baum hängen und mit Pfeilen nach ihm schießen. Unzählbare Pfeile flogen nach dem Martyrer, aber er flehte zu Gott, seine unendliche Macht den Ungläubigen zu zeigen, und er blieb unverletzt. Zum Staunen aller Anwesenden fielen die Pfeile entweder auf die Erde oder sie hingen unbeweglich in der Luft. Vor Wut näherte sich Arianus dem Baum, um die Sache genau zu untersuchen. Und als er seine Augen emporhob, fiel ein Pfeil plötzlich aus der Luft und durchbohrte ihm das rechte Auge.
Von Angst und Schmerzen gefoltert, wälzte er sich auf dem Krankenlager, und rief heulend um Hilfe. Und da ihm diese die Kunst seiner Ärzte nicht gewährte, ließ er den Philemon aus dem Kerker zu sich führen und bat ihn, er möchte zu seinem mächtigen Gott um seine Heilung beten. Aber der Martyrer schlug ihm das ab, weil er fürchtete, er möchte ihn aus Dankbarkeit freilassen. „Wenn ich gestorben bin“, sprach er, „so gehe zu meinem Grab, reinige mit der Erde dort dein Auge und rufe Jesus gläubig an, und du wirst geheilt werden.“ Darüber ergrimmte der Heide und ließ Philemon und Apollonius enthaupten, denn, dachte er bei sich, hat der Christ die Wahrheit gesagt, so erhalte ich mein Gesicht wieder, wenn nicht, so hat er ohnehin den Tod verdient. Fromme Christen beerdigten die Leichname der Martyrer mit größter Ehrfurcht. Schon am folgenden Tag ließ sich der Landpfleger zu den Gräbern führen und nachdem er den Namen Jesus mit Andacht ausgesprochen und sein verwundetes Auge mit Erde gereinigt hatte, wurde es geheilt. Gerührt durch dieses Wunder, bekehrte er sich sogleich zum Christentum und verkündete öffentlich die Macht des wahren Gottes. Diese plötzliche und auffallende Bekehrung eines bisher so heftigen Feindes des Christentums machte großes Aufsehen. Als Kaiser Maximian davon Nachricht erhielt, schickte er sogleich vier Gerichtsdiener mit dem Auftrag ab, den Meineidigen zu ergreifen und vor ein öffentliches Gericht zu stellen, wobei er selbst erschien. Arianus bekannte freimütig, dass er ein Christ sei und dass keine Marter ihn zur Verleugnung des wahren Glaubens zwingen werde. Darüber ergrimmte der Kaiser und ließ den Bekenner mit schweren Ketten binden und ihn mit einem großen Stein am Hals in einen tiefen Brunnen stürzen und sprach: „Wir wollen sehen, ob ihn sein Gott aus meinen Händen befreien kann.“
In der folgenden Nacht erwachte der Kaiser und erblickte einen wundervollen Glanz in seinem Zimmer. Er sprang von seinem Lager auf und sieht, Arianus lag im köstlichstem Schmuck in seinem Gemach und neben ihm der große Stein, mit dem er ihn hatte versenken lassen. Vor Angst und Wut brüllte Maximian und als seine Leibwächter herbeieilten, schrie er laut auf: „Seht die teuflischen Künste und die Zaubereien der Christen, die sie durch die Macht ihres Gottes ausüben!“ Aber die Wächter erkannten durch dieses Wunder die Wahrheit der christlichen Religion. Sie schimpften den Kaiser einen Grausamen, der aus Bosheit das Blut unschuldiger Menschen vergieße, und legten schließlich selbst das Bekenntnis ihres Glaubens an Jesus ab. Da ließ sie Maximian in Säcke stecken, die mit Sand gefüllt wurden, und zusammen mit dem Leichnam des Martyrers Arianus in die Tiefe des Meeres versenken. Ihre Leichname trugen Delphine an das Ufer und die christlichen Einwohner zu Antinoum, einer Stadt in Ägypten, beerdigten sie in ihrer Domkirche.